Steinstraße in Düsseldorf Traditionsgeschäft Schäffner brennt komplett aus

Düsseldorf · Verkohlte Schaufensterpuppen und Regalbretter liegen auf dem Bürgersteig. Dazwischen ein Paar Socken und etwas, das wohl mal ein weißes Oberhemd war. Der Herrenausstatter Schäffner in der Düsseldorfer Innenstadt ist in der Nacht zu Montag komplett ausgebrannt.

Weißrotes Plastikband versperrt den Weg. Wo sich noch vorgestern weihnachtlich dekorierte Schaufester befanden, klaffen jetzt rußverschmierte Höhlen. Es riecht nach Rauch. Ein Feuer hat in der Nacht zu gestern die Räume des Herrenausstatters Schäffner an der Steinstraße komplett zerstört.

Feuer bei Herrenausstatter Schäffner
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Feuer bei Herrenausstatter Schäffner

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Der Schaden in dem traditionsreichen Unternehmen, das seit 113 Jahren Herrenmode anbietet, wird von der Feuerwehr auf 800.000 Euro geschätzt - 300.000 Euro für das ausgebrannte Erdgeschoss, dazu 500.000 Euro für die gelagerte Ware. Nur einige Hosen und Jacketts sind noch da. Ein Schäffner-Angestellter steht am Morgen mit ihnen auf dem Bürgersteig. Sie waren beim Änderungsschneider und haben so als einziges das Feuer überstanden. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen.

Gegen ein Uhr in der Nacht hatte Inhaber Matthias Pfeiffer die Feuerwehr gerufen. Er war durch den Einbruchsalarm geweckt worden. Beim Betreten des Geschäfts habe er bereits Brandrauch bemerkt, so die Feuerwehr. Doch kurz bevor die Löschkräfte eintrafen, entzündeten sich die Rauchgase. Die Scheiben sprangen, das komplette Ladenlokal im Erdgeschoss stand in Flammen. 30 Feuerwehrleute brachten das Feuer innerhalb einer Viertelstunde unter Kontrolle. Die Büros über dem Geschäft blieben deshalb weitgehend unversehrt. Nur die Scheiben wurden stark verrußt.

Der Tag nach dem Brand bei Schäffner
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Der Tag nach dem Brand bei Schäffner

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Die Nachlöscharbeiten und die Suche nach Glutnestern dauerte einige Stunden. Die Zwischendecke musste auf der Suche nach Glutnestern von der Feuerwehr geöffnet werden. Die Decke wurde mit Wärmebildkameras kontrolliert. Die Büros wurden ebenfalls kontrolliert, sie waren nur leicht verraucht. Das Gebäude wurde mit Hochleistungslüftern vom Rauch befreit.

Am Morgen danach steht der Schock allen ins Gesicht geschrieben: den Inhabern und Angestellten der benachbarten Geschäfte, dem Hausverwalter Jan Stoltenberg-Lerche, dessen Großvater das Gebäude Anfang der 50er Jahre gebaut hat - und natürlich Matthias Pfeiffer.

Bei einem Interview am Nachmittag klingt er dann aber gefasst. "Vor Weihnachten ging es mir schon mal besser", sagt der 55-Jährige. "Aber wir sind Unternehmer und wollen nach vorne gucken." Am Dienstag werde man sich mit der Versicherung und am Mittwoch mit der Polizei besprechen. An Spekulationen zur möglichen Brandursache wolle er sich keinesfalls beteiligen.

Aufgeben will Pfeiffer nicht: "Wir haben einige Ideen. Die Frage ist, wie zügig man das umsetzen kann." Möglicherweise könne man für ein paar Monate ein Ersatzlokal nehmen. "Wir wollen weitermachen, wir lieben unsere Kunden." Den zehn Angestellten gegenüber habe man eine soziale Verantwortung. Von den Kunden seien viele positive Rückmeldungen gekommen: "Viele haben sich persönlich bei uns gemeldet, uns gedrückt und Hilfe angeboten. Das tut schon gut."

Kopfschütteln herrscht auch in den anderen Modegeschäften der Steinstraße. "Katastrophe", heißt es. "Ganz schlimm, sehr schade." Nebenan bei Sør ist Geschäftsführer Dirk Ratz entsetzt: "Das wünscht man keinem Unternehmer." Gerade Privat- und Familienunternehmenwürden unter solchen Ereignissen immer besonders leiden. Und auch Clemens Wirschke, der ebenfalls ein Traditions-Modehaus betreibt, äußert sein Mitgefühl: "Unsere Familien kennen sich seit Jahren. Sowas tut einem einfach leid."

(irz)
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