Interkulturelle Woche in Dormagen „Gleis 11“-Regisseur erzählt Geschichte der Gastarbeiter

Dormagen · Einfach nur einen hoch anspruchsvollen Film zu zeigen und ihn für die Besucher so stehen zu lassen - das war den Organisatoren der interkulturellen Woche, die derzeit in Dormagen läuft, zu wenig.

Daher holten sie Çağdaş Eren Yüksel nach Dormagen, damit der Regisseur des Films „Gleis 11“ nach der Vorführung den Cineasten Rede und Antwort steht und ihnen seine Beweggründe und Gedanken rund um den Film erläuterte.

Inhaltlich ging es in „Gleis 11“ um die Geschichte unterschiedlicher Menschen, die in den 1960er Jahren als sogenannte Gastarbeiter nach Deutschland kamen.  Damals wurden Hilfskräfte nach Deutschland gerufen, doch es kamen Menschen, die sich hier ein neues Leben aufbauten. Der Grund für die Ankunft der Gastarbeiter ist den Deutschen zwar bis heute bekannt, die Geschichten hinter dieser Migrationswelle blieben jedoch lange verborgen. „Ich finde, dass es überraschend wenig Content über die Geschichten der Gastarbeiter gibt“, meint Yüksel. „Mir war es wichtig, den Menschen, die damals als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, eine Plattform zu geben, durch die sie ihre persönliche Geschichte erzählen können.“

 Çağdaş Eren Yüksel  ist der Regisseur des Films „Gleis 11“.

Çağdaş Eren Yüksel  ist der Regisseur des Films „Gleis 11“.

Foto: Saskia Karbowiak

Die Idee für diesen Film hatte Yüksel schon vor einigen Jahren. Er wollte unbedingt die Geschichte seines Großvaters erzählen, den er jedoch nie kennengelernt hatte. „Mein Opa starb bei einem Verkehrsunfall. Seine Geschichte wurde nie erzählt. Ich habe es als meine Aufgabe gesehen, das zu ändern.“ So kam es, dass der 27-Jährige, der in Köln lebt und Preisträger des Kultur- und Kreativwirtschaftspreises der Bundesregierung ist, Kontakt zu Gastarbeitern aufnahm. Und sie alle erzählten ihre eigene, persönliche Geschichte. Die Griechin Marina Pappa sah auf ihrer Reise nach Deutschland zum ersten Mal eine Banane. Dem Italiener Bartolomeo ist anzusehen, wie glücklich er über die Entscheidung ist, nach Deutschland gekommen zu sein. „Ich bin zum Arbeiten hergekommen und habe mir hier eine Familie aufgebaut“, sagt er im Film. Auch Yüksels Großmutter kommt zu Wort, die kurz nach ihrer Ankunft und dem anschließenden Tod ihres Mannes acht Kinder alleine großziehen musste. Der Großvater des Regisseurs kam im Jahr 1966 nach Deutschland und betrat auf Gleis 11 am Münchener Hauptbahnhof zum ersten Mal deutschen Boden.

Yüksel, der in Mönchengladbach geboren wurde, brauchte fünf Jahre, um den Film auf die Leinwand zu bringen. „In dieser Zeit habe ich die Menschen, die im Film ihre Geschichten erzählen, kennengelernt. Zudem war es schwierig, einen Sender zu finden, der Interesse an meinem Projekt hatte.“ Mit seiner eigenen Produktionsfirma Cocktailfilms und durch die Unterstützung des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen schaffte er es, den Film zu drehen. 

Der Film sei perfekt für die interkulturelle Woche, meinte Volker Lewerenz, Leiter des städtischen Fachbereichs Integration: „Wir bieten ein abwechslungsreiches Programm, um den Menschen das Thema Integration näherzubringen.“Bald wird der Film auch in der ARD und ZDF-Mediathek zur Verfügung stehen. Am 30. Oktober ist der Film  um 20.15 Uhr auf Phoenix zu sehen.

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