Dormagen Der Euro-Historiker

Dormagen · Rudolf Masjan betreibt seit 1971 das Fachgeschäft für Münzen und Briefmarken an der Marktstraße. Mit seinem Angebot ist er in der Region bekannt. Zum zehnten Jahrestag des Euro erzählt er, was die Währung für ihn bedeutet.

 Rudolf Masjan betreibt einen Münzhandel an der Marktstraße und hat die turbulente Entwicklung des Euro verfolgt.

Rudolf Masjan betreibt einen Münzhandel an der Marktstraße und hat die turbulente Entwicklung des Euro verfolgt.

Foto: h. jazyk

Zehn Jahre Euro. Rudolf Masjan erinnert sich noch genau. Damals liefen die Bundesbürger in Massen zu den Banken, um sich ein Starterkit zu kaufen. Zwanzig Mark kostete das Plastiktütchen, in dem Münzen im Wert von 10,23 Euro drin waren. Eines dieser Starterkits liegt noch original verpackt in seinem Regal.

Rudolf Masjan ist Münz- und Briefmarkensammler. An der Marktstraße in Dormagen hat er seit 1971 ein eigenes Geschäft. Es ist eine gemütliche Stube, mit Teppichen auf den Boden und dem Duft von rauchigen Zigarillos in der Luft. An den Wänden stehen Regale, voll mit Ordnern, in denen Masjan in akribischer Kleinarbeit seine Sammlerstücke sortiert hat. "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", sagt er.

Erst arbeitete Masjan bei der Erdölchemie in Dormagen. Das Geschäft betrieb er währenddessen nur nebenamtlich, zwei Stunden pro Tag. Seit der 76-Jährige in Rente ist, handelt er aber von morgens bis abends mit den Sammlerstücken. Das Besondere an den Münzen und Briefmarken sei ihre Geschichte, so Masjan. Jede von ihnen erzähle ein Stück aus der Vergangenheit. "Durch die Münzen habe ich auch ein gutes Allgemeinwissen in Geschichte", sagt Masjan.

In den 70er und 80ern reiste er den Münzen und Briefmarken sogar hinterher. Masjan reiste in verschiedene Länder, lernte dort andere Sammler kennen und brachte dadurch wieder Sammlerstücke mit nach Hause. Heute lässt der 76-Jährige das Geschäft ruhiger angehen, doch die Passion ist geblieben.

Im Alltag ist in seinem Geschäft nicht viel los. "Mal kommt keiner. Mal kommen pro Tag fünf bis sechs Leute", sagt er. Das Problem sei der fehlende Nachwuchs in dem Hobby. "Die Jugend hat kein Interesse mehr an den Münzen." Alte Sammlerbestände aus der Familie würden verkauft, die Hinterbliebenen seien oft auf Bargeld aus. Dabei fing der Münzhandel durch den Euro noch mal an zu florieren.

Selbst Kinder seien in sein Geschäft gekommen, um die neuesten Euromünzen zu kaufen. "Die Nachfrage war riesig." Doch auch das hörte nach einigen Jahren auf, und nur wenn ein neues Land dem Euro beitrat, stieg die Nachfrage nach den Münzen wieder an. Masjan widmet sich in seinem Geschäft nur den Sonderausgaben von Münzen.

Die Stücke, die jedes Jahr regulär geprägt werden, vernachlässigt er. "Danach gibt es sowieso keine Nachfrage", sagt Masjan. Die wertvollste Münze sei zurzeit die erste finnische 2-Euro-Münze. 2004 kam sie in den Umlauf und hat heute noch einen Katalogwert von 90 Euro. Durch sein Dasein als Sammler behalte Masjan dennoch eine normale Beziehung zum Geld. Einkaufen könne er ganz normal, ohne sich vorm Bezahlen jede Münze anzugucken. "Für mich zählen sowieso nur die frischen Münzen von der Bank", sagt er.

(NGZ)
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