Dormagen Behindertenfahrdienst vor dem Aus

Dormagen · Der Club Behinderter und ihrer Freunde (cbf) Dormagen kämpft um die zukünftige Finanzierung seines Fahrdienstes. Steigende Kosten gefährden das Angebot, das täglich acht bis zehn Dormagener in Anspruch nehmen.

 Mit diesem Bus übernimmt der cbf den Behindertentransport für Dormagener mit Handicap (v.l.): cbf-Vorsitzende Ingrid Klein, Renate Kührlings und Fahrerin Christa Müsch. Nun kämpft der Verein um die Finanzierung.

Mit diesem Bus übernimmt der cbf den Behindertentransport für Dormagener mit Handicap (v.l.): cbf-Vorsitzende Ingrid Klein, Renate Kührlings und Fahrerin Christa Müsch. Nun kämpft der Verein um die Finanzierung.

Foto: Hans Jazyk

Einen seiner zwei Kleinbusse musste der Club Behinderter und ihrer Freunde (cbf) Dormagen bereits verkaufen. Durch eine verlorene Ausschreibung bei der Vergabe der Fahrten einer Behindertenwerkstatt aus Grevenbroich brach dem Verein eine Einnahmequelle weg. Den Fahrdienst für Dormagener mit Handicap organisiert das Ehrenamtler-Team um die Vorsitzende Ingrid Klein seitdem mit nur einem Fahrzeug. Bei steigenden Kosten und erhöhter Nachfrage wird das jedoch immer schwieriger.

Ob der Behindertenfahrdienst dauerhaft finanzierbar bleibt, ist unsicher. Neben dem cbf bietet der Rhein-Kreis einen Fahrdienst für Behinderte an. Auch dieser ist stark nachgefragt. Die Nachricht aus der Vorwoche, dass die Stadt Dormagen ihren Verein 2013 mit rund 4200 Euro fördert, freut Klein sehr. Beruhigt ist sie jedoch nicht.

Die Zuschüsse an den cbf wurden immer wieder gekürzt. "Wir benötigen eine gewisse Grundlage, mit der wir planen können", sagt sie. Die Mitgliedsbeiträge allein reichen nicht aus — trotz der Erhöhung. "Unsere Kunden haben meist nicht viel, da durch eine Behinderung oft auch die Verdienstmöglichkeiten beschränkt sind", macht Klein deutlich. Mit Aktionen wie Trödelmärkten und einem Sommerfest in den Vereinsräumen an der Knechtstedener Straße akquiriert der cbf Gelder. Bei Engpässen half in der Vergangenheit die lokale Wirtschaft aus, doch auch die spart zunehmend.

Die Bedeutung des Fahrdienstes, durch den Bürgern mit Behinderung zum Beispiel ein Besuch bei Verwandten, dem Arzt oder ein Einkauf ermöglicht wird, unterstreichen die kontinuierlich steigenden Nutzerzahlen. "Wir bieten unseren Fahrdienst von montags bis freitags an. In Ausnahmefällen fahren wir auch samstags, sonntags und an Feiertagen", erklärt Klein. Letzteres ist der Fall, wenn die cbf-Kunden zu einem runden Geburtstag eingeladen sind, an dem sie ohne Hilfe nicht teilnehmen können. Die meisten Fahrten haben Dormagen als Ziel. Doch es gibt Ausnahmen, zum Beispiel in Großstädte oder zum Flughafen. "Immer wieder gibt es Stoßzeiten, zu denen wir Fahrtanfragen absagen müssen", so Klein.

Auch wenn sich acht bis zehn Fahrten, die der cbf täglich übernimmt, nicht viel anhören, ist der Aufwand immens. "Wir müssen zwei Fahrer auf 400-Euro-Basis sowie Reparaturen am Auto finanzieren und benötigen durch das Ein- und Ausladen von Rollstühlen und Kunden viel Zeit pro Fahrt. Dennoch ähneln die Kosten des cbf-Fahrdienstes denen des öffentlichen Nahverkehrs.

Eine hohe Nachfrage verzeichnet auch der Rhein-Kreis, der über den Dienstleister MediCare einen Fahrdienst anbietet. "Wir übernehmen die Fahrten seit rund einem Jahr", sagt Disponent Rudolf Dohmen. 3471 Fahrten waren es 2012. "Wir verzeichnen seit Jahren eine steigende Nachfrage, können dem Bedarf aber noch gerecht werden", versichert der Leiter des Kreissozialamtes, Siegfried Henkel. 87 000 Euro investiert der Kreis dafür pro Jahr.

Dem Bedarf gerecht werden zu können, wünscht sich auch Ingrid Klein. "Derzeit können wir so gerade alles schaffen", sagt sie. Wird eine Reparatur am Bus fällig, wirft das den Verein weit zurück in seinem Vorhaben, wieder mit zwei Bussen Fahrten anzubieten.

(NGZ/rl)
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