Sommerinterview Norbert Bieniarz Reden wir doch mal über das Tauchen

Dinslaken · In den RP-Sommerinterviews reden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens über Themen, zu denen sie sonst nicht befragt werden. Sparkassensprecher Norbert Bieniarz ist fasziniert von der Unterwasserwelt.

Herr Bienarz, reden wir mal nicht über die Sparkasse. Sie sind passionierter Taucher. Wie sind Sie zu dem Hobby gekommen?

Norbert Bieniarz Von früher Kindheit an habe ich mich für das Wasser und seine Bewohner interessiert. Das begann mit einem Kaltwasseraquarium, führte über Warmwasseraquarium und Fischteich hin zum Angeln. Die konsequente Weiterentwicklung war dann, dass ich mir angucken wollen, was unten am anderen Teil der Angel passiert.

Was fasziniert Sie so an der Unterwasserwelt?

Bieniarz Die ungeheuere Vielfalt, die es zu beobachten gibt — von Kleinstlebewesen bis hin zu den Großfischen und das kombiniert mit den Landschaften der Korallenriffe ist einfach großartig. Es ist etwas völlig anderes, ob man sich im Fernsehen einen Unterwasserfilm ansieht oder ob man das dort unten hautnah erlebt, Tiefe und Strömung spürt, Kontakt zu den Tieren hat.

Sie unternehmen regelmäßig Tauchreisen.

Bieniarz Ja, in früheren Jahren haben sie mich nach Ägypten geführt. 20 Mal war ich wohl da. Inzwischen sind Fernziele wie die Malediven, die Karibik oder der Pazifik hinzugekommen. Ich mache jetzt auch in der Regel Tauchsafaris. Das heißt, man ist die ganze Zeit auf einem Boot, von dem aus man die Tauchgänge unternimmt. Da hat man natürlich die Möglichkeit, in ganz andere Tauchreviere vorzustoßen, als man das von Land aus kann.

Mal nebenbei, was sagt eigentlich Ihre Frau zu diesem Hobby?

Bieniarz Sie hat es akzeptiert und gibt mir den Freiraum, mich einmal im Jahr ganz dem Tauchen zu widmen, auch wenn sie natürlich immer mal wieder Bedenken äußert. Das Ganze ist ja nicht ungefährlich. Unfälle oder mögliche gesundheitliche Komplikationen sind nie ganz ausgeschlossen.

Haben Sie denn schon einmal eine solche gefährliche Situation erlebt?

Bieniarz Ja habe ich. Das war im Jahr 2010. Da hatten wir bei einem Tauchgang an einem Hochseeriff auf 35 Metern eine starke Gegenströmung. Ich habe mich hinter einem vorausschwimmenden Tauchkollegen hinterhergekämpft, um nicht allein ins offene Meer abzutreiben, und musste dann erleben, wie ich Atemnot bekam. Das war dann so eine Art Panikgefühl, bis ich mich schließlich auf den Boden sinken ließ und gewartet habe, bis ich wieder zu Atem kam.

Falschen Ehrgeiz sollte man beim Tauchen also nicht an den Tag legen?

Bienarz Nein, auf keinen Fall, insbesondere nicht, was das Aufstellen von Tiefenrekorden angeht. Immer wieder hört man von tödlichen Unfällen, weil Leute die Sporttauchertiefe von 40 Metern deutlich überschritten haben.

40 Meter. Das ist also die Grenze, nach der es richtig gefährlich wird.

Bieniarz Je tiefer es wird, desto stärker steigt die Stickstoffsättigung des Blutes. Das hat unter anderem zufolge, dass man leichtsinnig wird, die Gefahren unterschätzt und auch nicht bedenkt, dass sich die Verweildauer in der Tiefe verkürzt, weil man ja Zeit für einen gefahrlosen Aufstieg braucht, damit sich die Stickstoffsättigung im Blut wieder normalisiert.

Wie groß ist die Gefahr, die von den Tieren ausgeht? Sind Sie schon einmal von einem Hai angegriffen worden?

Bieniarz Nein, ganz im Gegensatz zu dem Bild, das diverse Action-Filme zeigen, sind Hai gar nicht angriffslustig, sondern eher schüchtern. Angesichts ihrer drohenden Ausrottung durch den Menschen — jährlich werden 200 bis 300 Millionen Haie auf brutalste Weise getötet — wird es Zeit, dass mehr für den Schutz dieser Tiere getan wird. Ohne Haie würde das ganze Ökosystem im Meer kollabieren.

Sie haben natürlich einen Tauchkursus gemacht. Braucht es darüber hinaus regelmäßiges Training?

Bieniarz Man sollte schon in der Übung bleiben, damit sich die Fertigkeiten weiterentwickeln. Wer beim Tauchen eine längere Pause macht, sollte vor einem Neustart einen Auffrischungskursus machen. Bei mir sind die Pausen zwischen Tauchgängen nicht so lange, dass ich ein zusätzliches Training brauche. Ich mache aber auch zwischendurch bei ganz normalen Strandurlauben Tauchausflüge.

Was war Ihre schönste Begegnung unter Wasser?

Bieniarz Zu den schönsten Erlebnissen in der Unterwasserwelt zählt für mich die Begegnung mit Hammerhaien. Die sind zwar meist in größeren Pulks unterwegs, aber dennoch sehr selten anzutreffen.

Sie aber können Fotos von Begegnungen mit Hammerhaien präsentieren?

Bieniarz Ja, das kann ich.

Gehört das Fotografieren bei Ihren Tauchgängen dazu?

Bieniarz Ja, ich habe immer eine Kamera dabei. Ich drehe auch gerne kleine Videos und verbringe dann zu Hause viel Zeit damit, gemeinsam mit meiner Tochter das Material zusammenzuschneiden. Schließlich möchte man der Familie und Freunden das Hobby in seiner ganzen Schönheit nahebringen.

Ihre Tochter hilft Ihnen beim Schneiden des Materials. Hat Sie auch die Leidenschaft fürs Tauchen entdeckt?

Bienarz Nein, bis jetzt noch nicht, aber sie schnorchelt.

Was war das bislang schönste Tauchrevier, das sie erlebt haben.

Bienarz Das war in diesem Jahr. Da war ich auf den Socorro-Inseln im Pazifik und habe in einem ausgewiesenen Nationalpark getaucht, in dem kein Fischfang betrieben werden durfte. Entsprechend groß war dort die Dichte an Haien, Mantas, Makrelen und Thunfischen. In Kombination mit dem mit Blick auf Wellengang und Strömungsverhältnissen anspruchsvollen taucherischen Bedingungen war das schon ein besonderes Erlebnis.

Haben Sie noch ein besonderes Wunschziel?

Bieniarz Ja, die Galapagos-Inseln. Die sind ein herausragendes Großfisch-Revier. Leider ist eine Tauchreise dort hin aber auch besonders kostenintensiv.

JÖRG WERNER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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