Warenhauskonzern: Galeria schließt 16 seiner 92 Warenhäuser
EILMELDUNG
Warenhauskonzern: Galeria schließt 16 seiner 92 Warenhäuser

RP-Sommerinterview Dr. Peter Theißen Reden wir mal über ein altes Auto

Dinslaken · In den RP-Sommerinterviews reden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens über Themen, zu denen sie sonst nicht befragt werden. Der Leiter des Museums Voswinckelshof erzählt von einem Auto, das inzwischen 721.000 Kilometer hinter sich hat.

Herr Dr. Theißen, reden wir einmal nicht übers Dinslakener Museum, reden wir mal über ein altes Auto. Sie fahren eins.

Dr. Peter Theissen Nein, leider, ich habe es zwar noch, aber zurzeit fährt es nicht mehr. Ich werde es aber wieder auf die Straße bringen.

Was ist das für ein Wagen?

Theißen Es ist ein Mercedes 300 Diesel Kombi aus der Baureihe W 124, Baujahr 1990.

Warum hängen Sie so an diesem Auto?

Theissen Das hat zwei Gründe. Zum einen hängt das mit der Geschichte des Autos zusammen. Gekauft hat es ein Bruder meines Vaters. Der war Schreinermeister und hat das Auto für seine Fahrten zu den Kunden genutzt. Nach 116 000 Kilometern hat er es an meinen Vater verkauft. Mein Onkel hat sich dann das gleiche Modell, damals nur wenig verändert, wieder gekauft. Als das die entsprechende Kilometerleistung erbracht hatte, war der nächste Tausch fällig. Mein Vater bekam das neue alte Auto von meinem Onkel und hat mir dann den alten Mercedes geschenkt. Das war 1999, kurz nachdem ich nach Dinslaken gekommen war. Damals hatte der Wagen 327 000 Kilometer auf dem Tacho.

Und der zweite Grund?

Theissen Es stellte sich heraus, dass dann doch so einiges an dem Auto zu machen war. Ich hab' hier was repariert, da was repariert. Dann habe ich auch einen Euro-2-Kat einbauen lassen, um Steuern zu sparen und umweltfreundlicher unterwegs zu sein. Mit 550 000 Kilometern ging dann das Getriebe kaputt. Da haben sich schon alle gewundert, weil so etwas normalerweise so mit 200 000 Kilometern passiert, und alle fingen auf einmal an, davon zu sprechen, dass man mit diesem Auto bestimmt eine Million Kilometer fahren kann. Da habe ich mir dann gedacht, wenn schon alle davon reden, dann willst du diese Marke auch knacken. Ich habe dann gegen den leichten Widerstand meiner Frau immer wieder mal etwas in das Auto investiert und es so auf der Straße gehalten.

Für den Unterhalt eines alten Autors braucht man neben Zeit und Geld auch das nötige handwerkliche Geschick.

Theißen Ja, zum Glück verstehe ich ein bisschen was vom Schrauben. Ich habe mir damit sogar während des Studiums etwas dazu verdient.

Trotzdem fährt das Auto nicht mehr.

Theißen Ja, ich hatte gegen Ende 2010 noch einen Partikelfilter einbauen lassen, so dass ich das Auto überall problemlos weiterfahren konnte. Ich ahnte ja schon, dass in Dinslaken die Umweltzone eingerichtet wird. Doch dann ging im Januar 2013 der Zylinderkopf kaputt. Da war dann auch für meine Frau die Grenze erreicht. Sie meinte, dass wir jetzt ein anderes Auto brauchen. Wir haben einen neuen gebrauchten Mercedes gekauft. Den alten habe ich aber nicht abgegeben.

Wie viele Kilometer hat das Auto jetzt auf dem Buckel, und wie geht's weiter?

Theissen 721 000. Ich habe mir schon einen gebrauchten Motor besorgt — neue gibt's für das Modell ohnehin nicht mehr. Den werde ich irgendwann einbauen, um dann das Auto als Oldtimer weiterzufahren. Und ich werde auch noch einige andere Dinge richten. Glücklicherweise hat mir ein Freund in Dorsten einen Treckerschuppen zur Verfügung gestellt. Da steht der Mercedes jetzt — aufgebockt, damit er sich die Räder nicht platt steht. Mit der Reparatur bin ich also nicht unter Zeitdruck.

Wir wollten ja nicht über Berufliches reden, aber hat Ihre Liebe zu dem alten Auto auch mit ihrem Interesse am Musealen zu tun?

Theissen Im Herzen bin ich auch Technikhistoriker. Und diese alte Technik ist schon faszinierend. Mein altes Auto gehört ja praktisch zu den letzten, bei denen man die Reparaturen noch selbst machen kann. Danach haben die Hersteller begonnen, die Autos mit Elektronik vollzustopfen, so dass man praktisch nichts mehr selbst machen kann. Und genau betrachtet ist so ein neues Auto auch nicht so viel umweltfreundlicher. Mein neuer Wagen verbraucht nicht wesentlich weniger als der alte. Natürlich hat er deutlich mehr PS, aber die hätte ich gar nicht gebraucht. Es gibt ihn aber nicht mit weniger. Und wenn man bedenkt, wie viel Ressourcen die Produktion der Autos inzwischen verbraucht, bin ich auch nicht sicher, dass die Jagd nach ständigen technischen Verbesserungen tatsächlich so sinnvoll ist.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE JÖRG WERNER.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort