Sommerinterview Reden wir doch mal über Uhren und Zeit

Dinslaken · In den RP-Sommerinterviews reden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens über Themen, zu denen sie sonst nicht befragt werden. Hans-Peter Greifenhofer, Leiter der Dinslakener Arbeitsagentur, spricht über seine Sammlung.

 Hans-Peter Greifenhofer hat sogar in seinem Büro in der Arbeitsagentur etliche Zeitmesser um sich.

Hans-Peter Greifenhofer hat sogar in seinem Büro in der Arbeitsagentur etliche Zeitmesser um sich.

Foto: Büttner

Es ist nicht zu übersehen, Sie sind ein Uhrensammler. Sie haben sogar etliche Zeitmesser in Ihrem Büro deponiert. Was für Stücke sammeln Sie?

Hans-Peter Greifenhofer Ich begeistere mich für Wandpendeluhren, klassische Kaminuhren und Drehpendeluhren von industriellen Herstellern aus den 50er und 60er Jahren. Die meisten dieser Stücke habe ich auf Trödelmärkten oder bei Versteigerungen erworben. In meinem Büro habe ich 13 Uhren, zu Hause noch einige mehr. Dort hängen, liegen oder stehen um die 25 in meinem Arbeitszimmer. Zudem besitze ich auch ein paar Armbanduhren, aber das hält sich in Grenzen.

Wie hat Ihre Begeisterung für Uhren angefangen?

greifenhofer Das war im Urlaub, den ich in Freiburg und in Straßburg verbracht habe. Ich war von der astronomischen Uhr des Straßburger Münsters, die noch heute läuft, fasziniert. Sie ist ein wahres Wunderwerk aus dem Mittelalter. Die erste Uhr für meine Sammlung habe ich bewusst 1980 gekauft.

Sie möchten Ihre Uhren auch an Ihrem Arbeitsplatz nicht missen.

greifenhofer Die Uhren in meinem Büro steigern mein persönliches Wohlgefühl, denn ich verbringen viel Zeit an diesem Arbeitsplatz. Mit meinen Uhren verleihe ich ihm meine persönliche Note, schaffe ein für mich angenehmes Umfeld — und dies mit sehr überschaubarem Aufwand. Von den 13 Uhren in meinem Büro schlägt allerdings nur eine, der größte Teil der Uhren hier ist nicht aktiv — dies aus Gründen der Rücksichtnahme gegenüber meinen Kolleginnen und Kollegen. Die Uhren tragen auch zur Zeitökonomie bei, denn ich weiß immer, wann eine halbe Stunde Gesprächszeit um ist. Das ist besonders wichtig, wenn der nächste Kunde schon wartet.

Nach welchen Kriterien wählen Sie eine Uhr aus, die Sie für Ihre Sammlung erwerben möchten?

Greifenhofer In erster Linie muss sie ein mechanisches Uhrwerk haben. Ansonsten entscheide ich nach dem persönlichen Eindruck, sie muss mir einfach gefallen, denn es gibt ein paar Uhrformen, die sagen mir nicht zu. Ist es bei einer Uhr Liebe auf den ersten Blick, dann kaufe ich sie, aber nicht um jeden Preis. Denn ich bin nicht von einer solchen Sammelleidenschaft besessen, die schon eine Sucht begründen würde. Im Durchschnitt habe ich um die 35 Euro für jede meiner Uhren bezahlt. Das ist eine Summe, die noch dem Taschengeldparagraphen entspricht.

Gibt es in Ihrer Sammlung ein besonderes Exemplar?

Greifenhofer Ja, ich besitze eine Glasenuhr. Sie ist rund, verfügt über ein Messinggehäuse mit Glasdeckel und kommt aus der Schifffahrt. Sie schlägt alle vier Stunden und gibt damit den Rhythmus für den Wachwechsel an Bord an. Das ist ein richtig maritimes Stück.

Welche Uhr würden Sie gerne in Ihre Sammlung aufnehmen?

Greifenhofer Da gibt es sogar zwei, die auf meinen Wunschzettel stehen. Die eine ist eine Magnetpendeluhr, die andere eine Atmosphärenpendeluhr, die ihre Energie aus Luftdruckschwankungen bezieht. Beide sind relativ selten und auch sehr teuer, also werden sie wohl auch weiterhin nur auf meinem Wunschzettel stehen. Ich muss nicht jede Uhr besitzen, die mir gefällt. Ich kann mich auch daran freuen, wenn ich eine außergewöhnliche Uhr sehe.

Geraten Sie beim Anblick schöner Uhren ins Philosophieren?

Greifenhofer Nein. Sie bieten einen optischen Anreiz und geben akustische Signale von sich. Auf mich wirkt die gleichmäßige Geräuschkulisse des Tickens beruhigend, zudem bietet eine Uhr als Zeitmesser eine hilfreiche Orientierung. Die Zeit selbst nimmt man zumeist in einem negativen Kontext wahr: sie vergeht. Philosophische Betrachtungen sind mir eher fremd, ich bleibe mit den Füßen auf dem Boden.

Interessiert Sie die Funktionsweise und Technik einer Uhr?

Greifenhofer Mir ist wichtig, dass sie läuft. Ich bin auch nicht der technische Bastelfreak, der sich hinsetzt und eine kaputte Uhr auseinandernimmt und sie dann repariert. Hätte ich ein tiefergehendes Interesse daran, dann wäre ich wohl Feinmechaniker geworden.

Ärgert es Sie, wenn eine Uhr falsch geht und diese die Zeit daher nicht richtig angibt?

Greifenhofer Bei mechanischen Uhren muss man das hinnehmen. Die zeitliche Abweichung sollte allerdings überschaubar bleiben.

Wer Uhren sammelt, bei dem liegt die Vermutung nahe, dass er eine besondere Beziehung zur Zeit hat. Gilt das für Sie?

Greifenhofer Ich denke schon, denn mein Vater hat immer großen Wert auf Pünktlichkeit gelegt. Ich versuche auch, pünktlich zu sein, denn das gebietet schon der höfliche Umgang miteinander. Wenn man älter geworden ist — ich bin jetzt 59 Jahre alt —, dann empfindet man die Zeit als ein kostbares Gut. Als junger Mensch bin ich anders mit der Zeit umgegangen, als ich das jetzt mache. Da die eigene Zeit nicht ausreicht, um alle Wünsche und Anforderungen abzudecken, entscheide ich mich nun deutlich bewusster, was ich mache und was nicht. Ich überlege genau, was mir wichtig ist und wie ich die mir zur Verfügung stehende Zeit einsetze.

Wenn es eine Zeitmaschine gäbe, wie im Spielfilm des Regisseurs George Pal aus dem Jahre 1960 nach dem Buch von Herbert George Wells, wohin würden Sie reisen? In die Zukunft oder lieber in die Vergangenheit?

Greifenhofer Ich bin mir gar nicht sicher, dass ich überhaupt einsteigen würde.

Sie stehen also mit beiden Beinen im Hier und Jetzt.

Greifenhofer Ja, ohne Einschränkung.

HEINZ SCHILD FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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