Einheitliche Abschlussprüfung NRW sperrt sich gegen Bundes-Abitur

Deutschland soll ein Mini-Bundesabitur bekommen. Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern wollen ihre Abiturprüfungen vereinheitlichen. "Wir wollen eine Vergleichbarkeit der Prüfungen herstellen", sagte Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle, der gleichzeitig Vorsitzender der Kultusministerkonferenz ist.

Porträt: Das ist Sylvia Löhrmann
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Dahinter, so Spaenle, stehe die Strategie der Kultusministerkonferenz, inhaltliche Mindestanforderungen zu bestimmen. "Einheitliche Abiturprüfungen, wie wir sie planen, sind dazu der konsequente zweite Schritt."

NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) will keinesfalls, dass die Abiturienten in Nordrhein-Westfalen ihre Prüfungsarbeiten künftig über die gleichen Themen schreiben müssen wie die Bayern und die Sachsen. "Wir wollen gemeinsam vereinbarte Standards, aber kein Einheitsgymnasium und kein Einheitsabitur", sagte Löhrmann unserer Zeitung.

Wegen der großen Leistungsunterschiede der Schüler in den einzelnen Bundesländern, die die Pisa-Studien nachgewiesen hatten, haben sich die Länder auf gemeinsame Leistungsstandards geeinigt. Für die Klassenstufen 4, 9 und 10 gibt es solche Anforderungen bereits in Deutsch, Mathematik und den Fremdsprachen.

Die Standards für das Abitur werden zurzeit an einem Bildungsinstitut der Berliner Humboldt-Universität entwickelt. "Der jetzige Vorstoß ist ein politisch motivierter Profilierungsversuch, der von einem geordneten Verfahren abweicht", kritisierte Löhrmann.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) begrüßte hingegen die Entscheidung der fünf Länder. "Dies ist ein Schritt hin zu mehr Vergleichbarkeit der Abschlussprüfungen", sagte Schavan unserer Zeitung. Das gemeinsame Abitur sei "die richtige Antwort auf die berechtigte Erwartung der Eltern nach Vergleichbarkeit und Mobilität". Schavan forderte: "Daran sollten sich die übrigen Länder ein Beispiel nehmen und sich diesem Bündnis anschließen."

Die bundesweit gemeinsamen Standards für das Abitur sollen erstmals bei den Prüfungen 2014 zur Anwendung kommen. Die fünf Länder, die ihre Abschlüsse noch stärker aufeinander abstimmen wollen, werden voraussichtlich erstmals 2015 gemeinsam prüfen.

Allerdings sollen die Schüler nicht die exakt gleichen Aufgaben bekommen, da sie sonst alle am gleichen Tag gestellt werden müssten. Dies ist schon angesichts der unterschiedlichen Ferienzeiten der Bundesländer kaum möglich.

Alle Bundesländer außer Rheinland-Pfalz haben heute bereits ein eigenes Zentralabitur, so dass alle Schüler landesweit die gleichen Aufgaben gestellt bekommen. Berlin und Brandenburg haben ein gemeinsames Zentralabitur.

(RP)
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