Schneechaos in NRW NRW drängt Bahn auf bessere Wintervorsorge

Düsseldorf · Noch immer liegt ein Teil des Zugverkehrs still. NRW-Verkehrsminister Wüst ist alarmiert. Er hält einen reinen Winterfahrplan für denkbar. Man müsse über mehr Heizungen in den Weichen nachdenken.

 Auch die Region von Wuppertal wurde von der Schneewalze stark erfasst

Auch die Region von Wuppertal wurde von der Schneewalze stark erfasst

Foto: dpa/Jonas Güttler

Die massiven Behinderungen des Bahnverkehrs wegen des Schneechaos am Wochenend rufen nun auch die Politik auf den Plan. NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst ( CDU) sagt unserer Redaktion, man müsse prüfen, ob die Bahn für eventuell weitere harte Winter ausreichend gerüstet sei. „Bisher lag hier bei uns das größte Wetter-Risiko in Stürmen“, sagt er und ergänzt „Sollten so starke Schnellfälle in Nordrhein-Westfalen wegen des Klimawandels häufiger anstehen, muss das Bahnnetz auch bei uns darauf besser vorbereitet sein. Das kann von mehr beheizten Weichen bis zu einem Winterfahrplan gehen.“

Die Statistik zeigt, dass es eventuell Handlungsbedarf gibt. Von den 12.200 Weichen in NRW verfügen 7300 über eine Heizung, das sind knapp 60 Prozent. Bundesweit sind aber 48.000 von 70.000 Weichen, beheizt das sind immerhin 68 Prozent, also deutlich mehr.

Derweil berichtet die Bahn, sie habe bei der Bewältigung der aktuellen Schneekrise eine Reihe von Zügen in NRW und anderen Gebieten Deutschlands nicht fahren lassen, obwohl die Fahrstrecke auf den ersten Stationen voraussichtlich frei gewesen wäre. Das erklärt eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage. Dieses Vorgehen habe einerseits zum Ziel gehabt, ein mögliches Liegenbleiben eines Zuges auf späteren Abschnitten zu vermeiden, wenn sich dort beispielsweise neuer starker Schneefall abzeichnete. Andererseits habe man vermeiden wollen, am späten Abend Menschen an Bahnhöfe zu bringen, von denen aus eine Weiterfahrt unmöglich gewesen wäre. „Dann haben wir Fahrgäste lieber an gesicherten Unterkünften hier untergebracht, statt sie dem Risiko des späteren Strandens auszusetzen.“

Hauptziel bei der Bewältigung der aktuellen Wetterverhältnisse sei, das Liegenbleiben von Personenzügen auf freier Strecke zu verhindern, vorrangig natürlich auf dem Strecken befahrbar bleiben. Leere Züge würden gezielt Strecken abfahren, um die Gleise so freizuhalten. Die vielen Tausend Weichenheizungen seien bereits vor dem Eisregen am Sonntag hochgefahren worden, um die Bildung von Eis möglichst gut zu verhindern. Der Konzern habe Sondergruppen mit Schneepflügen- und Schleudern aus Süddeutschland nach NRW und in andere vom Schneechaos betroffene Bundesländer versetzt, um zu helfen. Bundesweit würden 16.000 Räum- und Sicherungskräfte nach den Planungen zum Einsatz kommen, die die Gleise per Hand freimachten; in NRW seien es rund 2600 Mitarbeiter. „Die Leute haben enormen Einsatz gegen das Schneechaos gezeigt“, sagt die Sprecherin.

Aber es sei eine große Herausforderung gewesen, dass es am Sonntag zuerst  Eisregen gegeben habe, durch den häufig direkt Weichen eingefroren seien, und danach habe es in manchen Regionen immer wieder stark geschneit. Allein durch den Eisregen habe sich um viele Weichen ein dicker Panzer gebildet, den auch die Weichenheizungen oft nicht hätten schmelzen können. Darum müsse per Handarbeit nachgearbeitet werden.

Die Bahn bestätigt mit einem weiteren Indiz indirekt, sie sei in NRW eventuell etwas schlechter auf harte Winter vorbereitet als im Süden der Republik .Denn sie erklärt, sie habe in Regionen „in denen üblicherweise mit einem strengen Winter zu rechnen ist“, viele Bahnstromleitungen „mit speziellen Eiswarngeräten ausgestattet“. Diese Geräte erkennen, wenn sich eine Schnee- oder Eislast „auf den Leitungen bildet“. Dann könne kontrolliert mehr Strom durch die Leitungen geführt werden, so dass Eis und Schnee tauen. Die Bahn erklärt, auf der ICE-Strecke zwischen Köln und Frankfurt würden diese Technik genutzt. Im Ruhrgebiet und im Rheinland ist davon nichts bekannt.

Zur aktuellen Lage erklärt der Konzern, im nördlichen Teil von NRW sollten voraussichtlich noch den ganzen Tag keine Regionalbahnfahrten möglich sein. Das betrifft beispielsweise die Linien RE2 von Osnabrück bis Düsseldorf, die Linie RE 42 von Münster nach Mönchengladbach und  die RB 51 von Dortmund nach Enschede. Auf der für den Fernverkehr wichtigen Strecke von Hamm über Dortmund bis ins Rheinland solle der Betrieb im Laufe des Tages nach und nach wieder aufgenommen werden, so der Konzern. Mit einem störungsfreien Verlauf könne aber nach wie vor nicht gerechnet werden. Auf kleineren Strecken im Sauerland seien noch Erkundungs- und Räumfahrzeuge unterwegs, um die Strecken Abschnitt für Abschnitt wieder freizugeben. Die Bahn rät allen Reisenden und Pendlern, die eine Fahrt nicht verschieben können, ihre Verbindung vor dem geplanten Fahrtantritt zu überprüfen.

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