Neue Obst- und Gemüsesorten Bunte Früchte zum Selbstanbauen

Früchte und Gemüse auf dem Balkon oder im Garten zu pflanzen, wird immer beliebter. Spannende neue Sorten gibt es zu entdecken. Denn normale Tomaten sind fast schon langweilig, und mit einigen Züchtungen lässt sich auch die Erntesaison verlängern.

 „Copa“ ist eine Pepino-Birnenmelone.

„Copa“ ist eine Pepino-Birnenmelone.

Foto: Volmary/katharina jaksch/Volmary

Wie wäre es mit der Himbeere „Summer Lovers“ oder dem Zitronen-Chili „Lemon Drop“? Beide kann man ins Beet wie auch in einen Topf auf dem Balkon pflanzen. Eine Pepino Birnenmelone schmeckt nach Birne und Honigmelone. Die Erdbeere „Toscana“ hat dekorative rote Blüten und ist auch als Hängepflanze geeignet. Mini-Gurken oder -paprika sind der perfekte Snack für zwischendurch. Der Fantasie ist keine Grenze gesetzt, wenn es um Neuzüchtungen fürs Obst- und Gemüsebeet geht. Jedes Jahr bringen Saatgut- und Pflanzenzüchter neue Sorten auf den Markt.

Das hat ganz unterschiedliche Gründe. Natürlich soll den Kunden immer etwas Neues geboten werden. Nichts ist langweiliger, als die ewig gleichen Gemüsen in den ewig gleichen Gerichten zu verarbeiten. Vielfalt im heimischen Gemüsebeet und Obstgarten ist wichtig – und spiegelt auch unsere immer bunter werdende Gesellschaft, die Einflüsse aus der ganzen Welt in sich aufnimmt. Das macht sich auch in der Küche bemerkbar. „Früher gab es nur rote Kirschtomaten, vielleicht noch gelbe. Heute findet man sie in orange, rosa oder schokofarben“, sagt Raimund Schnecking. Er ist Produktberater bei Volmary, einem Jungpflanzenunternehmen im Münsterland, das neue Züchtungen auf den Markt bringt. Häufig benötigt man für so eine Neuzüchtung zehn Jahre, bis die Pflanze verkaufsbereit ist.

Doch es geht nicht nur darum, Kunden neue Sorten oder altbewährtes Gemüse in neuen Farben und Formen zu bieten. „Wir suchen resistente Sorten und probieren neue Kulturverfahren aus, um Pflanzenschutzmittel überflüssig zu machen“, sagt Schnecking. Dafür arbeite man etwa mit torffreien Substraten, um Biopflanzen herzustellen – ein Verbrauchertrend. Denn immer mehr Kunden achten darauf, woher ihr Essen kommt und wollen es – wenn sie es selbst anbauen – ökologisch vorgehen. Bei Neuzüchtungen geht es auch darum zu prüfen, welche Sorten sich für den lokalen Anbau und das lokale Klima eignen, statt immer mehr Obst und Gemüse von weither zu transportieren und so den CO2-Abdruck zu vergrößern.

Volmary betreibt bei Münster das Pflanzenzuchtzentrum Kaldenhof. Dort werden Pflanzen gezüchtet und getestet. Dabei werden Pflanzen zum Beispiel miteinander gekreuzt, deren Eigenschaften man verbinden will, etwa eine optisch schöne Tomate mit einer gegen Krankheiten resistenten Sorte. Dabei werden mit dem Pinsel gezielt Pflanzen bestäubt. Erst wenn die Nachkommenschaft immer gleich ist, sind Pflanzen geeignet für den Verkauf. Dann kann man auch vegetativ züchten, das heißt, dass man Pflanzen immer wieder teilt, ähnlich wie bei Stauden.

Süßkartoffel Sie ist schon seit einigen Jahren ein neues Trendgemüse. Kein Burger-Laden, der nicht auch Süßkartoffel-Pommes anbietet. Die meisten Süßkartoffeln, die man bei uns im Einzelhandel kauft, stammen aus den USA. Dort ist es häufig warm, das mag die dunkelorange bis lila gefärbte Knolle. Schnecking: „Wir arbeiten bei der Süßkartoffel-Zucht mit kanadischen Züchtern zusammen, denn auch dort ist es nicht so warm.“ Die Knolle ist nicht nur sehr vitamin- und nährstoffreich, sondern auch ergiebig: Aus einer Pflanze kann man ein Kilo Knollen ernten. Und sie lässt sich im Beet, Kübel oder Hochbeet ziehen. Da ihre Blätter üppig grün sind, sieht man sie auch als Zierpflanze auf Balkonen.

„Für eine fleischarme Ernährung benötigen wir Gemüse, von dem man satt wird“, erklärt der Pflanzenexperte. Dafür sei die Süßkartoffel gut geeignet. Der Vorteil, wenn man sie selbst anbaut: Da die Wärmebehandlung der Knolle entfällt, wird die Schale nicht so dick. So kann man die gewaschene Schale gut mitessen. Sogar roh in Scheiben geschnitten, lässt sich etwa die violettfleischige Süßkartoffel-Sorte „Erato Violet“ verspeisen. Süßkartoffeln und andere Gemüsen sind die Gewinner des Klimawandels, denn sie mögen es warm.

Yacon Sie ist auch ein Knollengemüse, eng mit Topinambur verwandt. Sie stammt eigentlich aus dem Hochland der Anden und wurde bereits von den Inka als Heilpflanze verwendet. Mittlerweile wird sie in Europa gezüchtet. Ihre gelbe Blüte ähnelt der Sonnenblume. Wie bei der Süßkartoffel sind ihre Wurzelknollen essbar. Es handele sich um ein diätetisches Gemüse, erklärt Schnecking. Yacon hat wenig Kalorien und soll sogar beim Abnehmen helfen. „Die Knolle schmeckt wie eine Birne, man kann sie sogar roh essen“, sagt der Produktberater. Das Fruchtfleisch ist nicht mehlig, wie bei der Süßkartoffel, sondern eher knackig.

Balkon-Chili „Hot Chocolate“ nennt sich eine Sorte, denn ihre Schoten sind schokobraun und besitzen eine würzige Schärfe. Die Früchte an den etwa 50 Zentimeter großen dekorativen Pflanzen werden 50 Zentimeter groß. Auch diese Pflanze eignen sich für den Balkon bestens.

Ochsenherz-Tomaten Alle Fleischtomaten sind idealerweise sehr groß und besitzen wenig Saft und viel Fruchtfleisch. Die Ochsenherz-Tomaten weisen die typische Form auf, der sie ihren Namen verdanken. Früher habe man eher gleichmäßig geformte Tomaten bevorzugt, erzählt Schnecking, „heute mag man gerippte Früchte“. Häufig sind sie schon so gezüchtet, dass sie resistent sind gegen typische Tomatenkrankheiten wie Pilzerkrankungen. Aber die Ochsenherz-Tomate mag es sehr warm. Dafür reichen unsere hiesigen Temperaturen häufig allerdings nicht aus.

Rosen-Erdbeeren Im Volmary-Sortiment heißen sie „Summer Breeze“. Es handelt sich um gefüllte Erdbeeren, die doppelte Blüten austreiben. „Es sind immertragende Erdbeeren, das heißt sie produzieren Früchte von Mai bis zum ersten Frost“, erklärt Schnecking. Am besten kauft man vorgezogene Pflanzen, dann kann man schon bald ernten. Wenn man Samen nimmt, dauert es lange bis zur Ernte, sagt der Fachmann. Die Pflanze erzeugt nicht nur leckere Früchte, sondern auch intensiv-rote Blüten, die sich als Balkondekoration gut eignen. Die Pflänzchen werden 25 bis 50 Zentimeter groß.

Topf-Himbeeren Die Sommer-Himbeere trägt den schönen Namen „Summer Lovers“. Sie reift eher spät im Jahr, so dass man erst zum Herbst hin erste Früchte ernten kann. Sie ist so gezüchtet, dass sie phytophtora-resistent ist, das heißt, sie erkrankt nicht an dem Wurzelsterben, unter dem viele Sommer-Himbeeren in schweren und nassen Böden leiden. „Sie ist eine einjährige Holzfrucht, deren Triebe man im Herbst komplett wegschneiden kann, wenn sie abgeerntet ist“, sagt Schnecking.

 Gartenserie-LOGO

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Foto: RP/Schnettler, Carla

Pepino-Birnenmelone Sie schmeckt wie eine Mischung aus Birne und Honigmelone, das gelbe Fruchtfleisch ist saftig und süß. Die zehn bis 20 Zentimeter großen Früchte erinnern optisch an eine Melone, sind aber gelb mit lila Streifen. Man kann sie auslöffeln wie eine Honigmelone oder mit Schale essen wie einen Apfel. Die Pflanze kann wie eine Tomate im Topf oder Kübel wachsen und bevorzugt warme, sonnige Plätze. Ihre Blüten variieren je nach Standort zwischen Weiß und Blau. Die Frucht, die drei Monate zur Reife benötigt, ist reich an Vitamin C und Provitamin A. Die bis zu 400 Gramm schwere Frucht kann den Tagesbedarf an Vitamin C abdecken.

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