Tipps gegen Schädlinge Blattläusen und Schnecken den Kampf ansagen – aber ökologisch

Pestizide im Garten sind out, da sie auch dem Menschen schaden. Besser ist es, Schädlinge naturnah zu bekämpfen. Dafür gibt es einige Tipps und Tricks. Wichtige Helfer sind Marienkäfer oder Florfliegen, deren Eier man kaufen kann.

Schnecken gehören nicht zu den beliebten Gartenbesuchern.

Schnecken gehören nicht zu den beliebten Gartenbesuchern.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Endlich beginnt die Jahreszeit, die nach draußen in den Garten lockt. Der Frühling hält Einzug, das erste Grün und Blüten schimmern an Bäumen und Büschen. Doch auf den ersten Knospen und zarten Blättchen sitzen sie schon wieder und fressen sich ungehemmt satt: Blattläuse. Dann halten die Schnecken Einzug und fallen über das erste selbstgezogene Gemüse her. Und der anmutige Schmetterling, den man gerade noch bewundert, erweist sich als Kohlweißling, der gerade seine Eier ablegen will, aus denen gefräßige Raupen schlüpfen. Dann beginnt mit dem Gartenglück meist auch der Kampf gegen Schädlinge.

Doch nicht nur Ökos und Puristen warnen vor dem Einsatz von Pestiziden. Mittlerweile ist wissenschaftlich erforscht, dass chemische Pflanzenschutzmittel nicht nur denen schaden, die sie bekämpfen sollen, nämlich Schädlingen und Pilzen. Rückstände können durch die Nahrung auch in unsere Körper eindringen. Außerdem töten die Gifte häufig nicht nur die Schädlinge, sondern auch die Nützlinge im Garten, etwa Bienen, sowie Tiere, die sich von den Schädlingen ernähren, wie Vögel.

Wer auf die chemische Keule verzichten will, findet viele Tipps für umweltverträgliche Alternativen. Beim Umweltbundesamt gibt es zum Beispiel eine aufschlussreiche und kostenlose Broschüre zum Download, die sich ausführlich dem Thema widmet. Schon beim Anlegen eines Gartens kann man einige Maßnahmen beherzigen.

Robuste Pflanzensorten wählen

So raten die Experten dazu, solche Pflanzen zu wählen, die zumindest gegen typische Krankheiten oder Erreger resistent oder tolerant sind. Zum Beispiel Tomaten: Sie leiden im Freiland häufig unter der Kraut- und Braunfäule, hervorgerufen durch einen feuchtigkeitsliebenden Pilz. Wählt man schon beim Kauf die Stabtomate „Phantasia“, ist sie gegen die Fäule und gegen den Echten Mehltau resistent.

Bei Steinobstgehölzen ist beispielsweise die Pflaumensorte „Jojo“ resistent gegenüber dem Scharkavirus – ein Erfolg der jahrelangen gezielten Züchtung. Und auch bei zahlreichen Zierpflanzenarten finden sich Sorten, die über eine hohe Widerstandskraft verfügen. Besonders bei Rosen gibt es mittlerweile große Erfolge: Sorten die ein ADR-Siegel (Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung) besitzen, wurden von Experten drei Jahre lang unter anderem auf Blattgesundheit und Widerstandsfähigkeit getestet.

Nützlinge gegen Schädlinge

Igel fressen Schnecken gerne, Marienkäfer vertilgen Blattläuse, und Raupen stehen bei einigen Vogelarten auf dem Speiseplan. Deshalb macht es Sinn, den eigenen Garten für solche Nützlinge so attraktiv zu gestalten, dass sie gerne wiederkommen. In einem abwechslungsreichen und naturnahen Garten fühlen sich viele Tiere wohl. Vögel nisten in Hecken, Käfer und andere Insekten mögen Blätter- oder Totholzhaufen. Einen Beitrag zur Artenvielfalt kann man auch leisten, indem man ungefüllte Blütensorten pflanzt statt gefüllter, denn diese sind für Insekten besonders wertvoll. Ein sogenanntes Insektenhotel bietet Nützlingen einen Unterschlupf im Winter und zum Nisten.

Igel, Vögel und Marienkäfer finden sich von allein im Garten ein, wenn er ihren Erfordernissen entspricht. Andere Nützlinge kann man gezielt im Garten oder im Gewächshaus ansiedeln. Praktisch ist, dass manche Nützlingen gleich mehreren Schädlingen den Garaus machen und sich im Garten von selbst vermehren, so lange es für sie genug zu fressen gibt. Larven der Florfliegen etwa nützen gegen Blattläuse, Wollläuse oder Spinnmilben. Man kann sie im Gartenhandel oder online kaufen. Die Pappkärtchen oder Pappwaben hängt man dann an befallene Pflanzen. Fünf Kärtchen mit je 120 Florfliegeneiern reichen für 20 Quadratmeter und kosten laut Umweltbundesamt etwa zehn Euro. Marienkäfer-Eier gibt es ebenfalls online zu bestellen. Sie werden auf Folien oder Pappkärtchen geliefert. Man kann sie dann mit einer Wäscheklammer an den Blättern der befallenen Pflanzen befestigen.

Gegen die Weiße Fliege, die Tomatenpflanzen befällt, helfen Schlupfwespen. Und dem Apfelwickler, ein Schmetterling, der Obstbäumen schadet, geht es mit Nematoden an den Kragen, einer Art winzigem Fadenwurm, der in Tütchen mit Tonerde geliefert wird. Diese Nematoden sind nützlich gegen eine Reihe von Schädlingen, unter anderem auch gegen Nacktschnecken und Trauermücken.

Im Rahmen der biologischen Schädlingsbekämpfung kommen auch Bakterien, Viren und Pilze zum Einsatz. Produkte etwa auf Basis des Bakteriums Bacillus thuringiensis sollen zuverlässig gegen die Larven vieler Schadfalter, etwa gegen den Buchsbaumzünsler, den Kleinen Frostspanner, den Kohlweißling und andere Schadschmetterlinge, die an Gemüsekulturen auftreten, helfen.

Barrieren bauen

Gerade im Gemüsegarten kann man Barrieren einbauen, so dass Schnecke & Co. erst gar nicht an die begehrten Speisen heran kommen. Feinmaschige Netze etwa halten Gemüse- und Minierfliegen sowie Schadschmetterlinge und Kartoffelkäfer fern – außer natürlich die Insekten, die sich bereits in der Erde befinden. Das Netz sollte direkt nach der Saat an den Seiten fest im Boden vergraben oder mit Steinen beschwert werden.

Gegen Schnecken soll ein sogenannter Schneckenzaun helfen; der nach außen gebogene Rand hindert die Schnecken daran, ihn zu überqueren. Bierfallen nützen zusätzlich gegen die Schnecken aus dem Boden: Die halbvollen, in den Boden eingegrabenen Becher sollten allerdings alle zwei Tage neu befüllt werden.

Auch bei kleineren Obstbäumen wirken kleine Netze gegen Schädlinge wie etwa die Kirschfruchtfliege. Am besten ist eine Maschenweite von 0,8 x 0,8 mm, dann wird auch die kleinste Kirschfruchtfliege an der Eiablage gehindert, Man sollte nur darauf achten, dass das Material UV-lichtbeständig sind, dann halten die Netze länger.

Pilzbefall beugen weite Pflanzabstände und richtiges Gießen vor. Auf trockenen Pflanzen haben es Pilze schwer, sich anzusiedeln. Pilzempfindliche Pflanzen wie Tomaten oder Erdbeeren direkt am Pflanzenfuß gießen. Wer Obstbäume regelmäßig beschneidet, der schafft durch einen jährlichen Auslichtungsschnitt ein Mikroklima, das es Krankheitserregern schwer macht.

Broschüre zum Download, www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/garten-freizeit/nuetzlinge-im-garten

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