Bonn Karl Marx soll vor dem Vergessen gerettet werden

Bonn · Schriften des Philosophen stehen als bewahrenswertes Erbe der Menschheit auf der Vorschlagsliste der Unesco.

Die Himmelsscheibe von Nebra, das Lorscher Arzneibuch, die Goldene Bulle von 1356 sowie Schriften von Karl Marx stehen auf der Vorschlagsliste für das Weltdokumentenerbe der Unesco. Die versammelten Objekte tragen nach Meinung der Kommissionsmitglieder zum Erhalt des dokumentarischen Erbes der Menschheit bei. Über eine Aufnahme in ihre "Memory of the World"-Liste will die Weltkulturorganisation in ihrer am Montag beginnenden Sitzung im südkoreanischen Gwangju entscheiden, wie die Unesco-Kommission in Bonn mitteilt.

Insgesamt liegen demnach 84 Nominierungen aus 54 Ländern für das Weltregister vor. Die 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra halten Experten für die früheste bekannte Abbildung des Sternenhimmels. Das Lorscher Arzneibuch aus dem gleichnamigen Benediktinerkloster in Südhessen, verfasst um das Jahr 795, gilt als älteste erhaltene medizinische Handschrift deutscher Herkunft.

Die Goldene Bulle von 1356 stelle das wichtigste Verfassungsdokument des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation dar, das bis 1806 Bestand hatte, hieß es. Diese Nominierung werde auch von Österreich unterstützt.

Das Kommunistische Manifest sowie der erste Band des "Kapitals" von Karl Marx wurden den Angaben zufolge ausgewählt, weil sie seit ihrer Entstehung weltweit großen Einfluss auf soziale Bewegungen hatten. Diese Bewerbung reichte Deutschland zusammen mit den Niederlanden ein. Die Heimatstaaten verpflichten sich, für die "Erhaltung und Verfügbarkeit" des dokumentarischen Erbes zu sorgen

Seit 1992 will die Unesco mit einem globalen digitalen Netzwerk den Erhalt historisch bedeutsamer Dokumente vor dem Vergessen sichern. Aufgenommen werden sollen wertvolle Buchbestände, Handschriften, Partituren, Unikate, Bild-, Ton- und Filmdokumente, "die das kollektive Gedächtnis der Menschen in den verschiedenen Ländern unserer Erde repräsentieren". Das Register "Memory of the World" umfasst bisher 245 Dokumente aus allen Weltregionen, darunter die Thesen der Solidarnosc, die Magna Charta und der Azteken-Codex aus Mexiko. Deutschland ist im Register mit 13 Einträgen vertreten, etwa mit der Gutenberg-Bibel, Beethovens Neunter und dem Nibelungenlied.

(kna)
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