Starker Anfang, schwaches Ende Spionage-Drama mit viel Amore

Judi Dench ist der Lichtblick in dem Historienfilm „Geheimnis eines Lebens“, leider ist die 84-Jährige in dem Film aber insgesamt zu kurz zu sehen. Das Drama beginnt stark, verliert dann aber seine Wucht.

 Liebe vor pittoresker Kulisse: Tom Hughes als Leo und Sophie Cookson als Joan in „Geheimnis eines Lebens“.

Liebe vor pittoresker Kulisse: Tom Hughes als Leo und Sophie Cookson als Joan in „Geheimnis eines Lebens“.

Foto: dpa/-

(dpa) Wenn man Schauspielerin Judi Dench für einen Film gewinnt, bedeutet das eigentlich Gutes. Die Grande Dame des britischen Kinos ist nun in „Geheimnis eines Lebens“ zu sehen. Die 84-Jährige spielt eine gealterte Forscherin namens Joan Stanley. Plötzlich steht der Geheimdienst MI5 vor Joans Tür, sie soll während des Zweiten Weltkriegs Forschungsergebnisse zur Atombombe an die Russen weitergeben haben.

Der Film (englischer Titel: „Red Joan“) beruft sich dabei auf die wahre Geschichte der Physikerin Melita Norwood, die Geheimnisse aus dem britischen Atomwaffen-Forschungsprogramm verraten haben soll und erst Jahrzehnte später öffentlich enttarnt wurde. Norwood – von manchen dann auch „Granny Spy“ genannt – flog 1999 auf. Eine damals 87-jährige Urgroßmutter aus einem Häuschen in London.

Der Film setzt genau in diesem Moment ein, wechselt dann aber zu langen Rückblenden. Man sieht, wie die junge Joan (gespielt von Sophie Cookson) in den 1930ern in Cambridge studiert, linke Kommilitonen kennenlernt und in Diskussionsrunden rumhängt. Später wird sie als Physikerin für ein Forschungsprojekt angeworben. Der Forschungsinhalt: streng geheim.

Im Wettrüsten des Kriegs gerät sie zwischen die Fronten. Sie muss sich nicht nur zwischen zwei Liebschaften entscheiden, sondern auch zwischen den Staaten. Behält sie ihr Wissen für sich und sichert damit den Engländern einen Vorsprung? Oder schmuggelt sie Informationen an die Russen weiter? Im Glauben, dass niemand zum äußersten Mittel greift, wenn alle gleich bewaffnet sind?

Was mit packenden Szenen aus der Gegenwart und einer starken Judi Dench beginnt, wird im Laufe des Films zum hübsch ausgestatteten Historiendrama. Dem Film von Regisseur Trevor Nunn hätte es gut getan, länger auf Dench zu setzen. Zum Beispiel hätte er noch stärker darauf eingehen können, wie Joan ihrem erwachsenen Politikersohn beibringen muss, dass er fast nichts über sie weiß.

Judi Dench jedenfalls scheint mit ihren 84 Jahren noch bestens im Geschäft zu sein. Sie ist innerhalb weniger Monate bereits zum zweiten Mal auf der Kinoleinwand zu sehen. Zuletzt lief „Tea with the Dames“. Bekannt wurde sie vor allem mit einer anderen Rolle, die auch mit großen Geheimnissen zu tun hatte: Sie spielte früher die britische Geheimdienstchefin M in mehreren neueren James-Bond-Filmen.

Geheimnis eines Lebens, Großbritannien 2018 – Regie: Trevor Nunn, mit Judi Dench, Sophie Cookson, Stephen Campbell Moore, Tom Hughes, 102 Min.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort