Coronakonformes Event Fahrradkonzert auf dem Tempelhofer Rollfeld - Applaus gibt's per Klingel

Berlin · Musiker spielen von einer mobilen Bühne - das Publikum hört von Fahrrädern aus über Kopfhörer zu. Auf dem ehemaligen Flughafengelände in Berlin-Tempelhof finden besondere Konzerte statt.

 Die Musikerin Giorgia May gibt in Berlin auf dem Rollfeld des Tempelhofer Felds ein Fahrradkonzert - die Livemusik erreicht die radelnden Zuhörer über Funk. 

Die Musikerin Giorgia May gibt in Berlin auf dem Rollfeld des Tempelhofer Felds ein Fahrradkonzert - die Livemusik erreicht die radelnden Zuhörer über Funk. 

Foto: dpa/Fabian Sommer

Mit einer Gitarre in der Hand und einem Mikrofon rollt Giorgia May auf einem Lastenanhänger rückwärts dem Abendrot entgegen. Vor ihr sind knapp 40 Fahrradfahrer, die ihrem Gesang über Kopfhörer lauschen. Ihre Bühne ist die weite Rollbahn des ehemaligen Tempelhofer Flughafens in Berlin. Applaus nach einem Lied erhält die aus England stammende Sängerin in Form von klingelnden Fahrrädern.

Diese ungewöhnliche Konzertidee hatte Veranstalter Hayco Baag in der Pandemie-Zeit. Der Veranstaltungskaufmann richtet bereits seit 2013 Kopfhörerveranstaltungen aus, bei denen die Musik über Funk gehört wird. „Ich habe nach einem coronakonformen Konzept gesucht, wie man der Kulturszene etwas unter die Arme greifen könnte“, sagt er. Mit Fahrrädern auf einem Areal eines alten Flughafens sei der Abstand gut einzuhalten.

May sitzt auf einem, thematisch passend, alten Flugzeugsitz, der auf dem Lastenanhänger montiert wurde und von Baag mit dem Fahrrad gezogen wird. Ihre Musik ist nur über Kopfhörer zu hören, weshalb das Konzert nach außen hin fast komplett still ist. „Sieht aus wie eine Fahrraddemo“, merkt eine vorbeigehende Spaziergängerin an.

Die Idee zu den Musikveranstaltungen mit Kopfhörern, sogenannten „Silent Discos“ (Stillen Discos), ist nicht neu. Diese werden schon seit geraumer Zeit in verschiedenen Städten und zu unterschiedlichen Anlässen weltweit angeboten. Die Idee, diese Veranstaltungen aber auf Fahrrädern stattfinden zu lassen, sei wahrscheinlich eine neue. „Ich habe von solchen Fahrradshows in anderen Städten bisher noch nichts gehört. Berlin liegt da offenbar ganz weit vorne“, sagte Jens Michow, Präsident des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV).

Für Baag, der die Konzerte jeden Sonntag mit immer wieder unterschiedlich auftretenden Musikern anbietet, ist es nach eigenen Worten ein kleiner Schritt in eine hoffnungsvolle Zukunft. Seine Vision: „Ich möchte eine gesamte Band spielen lassen, die von mehreren Fahrradfahrern gezogen wird.“ Er wünsche sich auch, sein Konzept bald auch in anderen Städten anzubieten.

(june/dpa)
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