Marvel-Blockbuster Warum einige Kinos „Black Widow“ nicht zeigen

Düsseldorf · Verschiedene Häuser verzichten darauf, das neue Marvel-Abenteuer zu zeigen. Weil der Film parallel auch bei Disney+ im Internet zu sehen ist, sorgen sie sich um ihr Geschäftsmodell.

Scarlett Johansson in „Black Widow“.

Scarlett Johansson in „Black Widow“.

Foto: dpa/Film Frame

Wer den neuen Marvel-Film „Black Widow“ im Cineplex Leverkusen sehen möchte und online ein Ticket buchen will, findet die Produktion nicht im Angebot des Hauses. Auf der Homepage des Kinopolis Bad Godesberg steht der Titel ebenfalls nicht. Stattdessen eine Erklärung: „Bedauerlicherweise wurden seitens der Filmverleiher die Konditionen und Einsatzbedingungen für einige Filme in erheblichem Umfang und einseitig zu Lasten der Kinos verändert.“ Deshalb werde man schweren Herzens auf „Black Widow“ verzichten.

Der Hintergrund der Aktion ist die Strategie des Disney-Konzerns, den wegen der Pandemie lange verschobenen Film bereits am Tag nach dem Kinostart auch auf seiner eigenen Streamingplattform anzubieten. Abonnenten müssen dort 21,99 Euro zusätzlich zu ihrer Monatsgebühr zahlen, wenn sie ihn sehen möchten. Neben Cineplex und Kinopolis verzichten auch die Filmpalast- und die Astor-Gruppe auf den Film mit Scarlett Johansson in der Titelrolle. Die Ketten UCI, Ufa, Cinestar und Cinemaxx zeigen ihn indes, zum Teil mehrfach an einem Tag.

Dass ein sicherer Blockbuster von einigen Häusern abgelehnt wird, ist ungewöhnlich. Kim Ludolf Koch, Geschäftsführer der Cineplex-Gruppe in Wuppertal, betrachtet die Aktion als Zeichen. „Wir würden den Film gerne zeigen“, sagt er. „Aber Filme benötigen Kino-Exklusivität, sonst gerät unser Geschäftsmodell ins Wanken.“

Vor Corona war es so, dass internationale Produktionen vier Monate exklusiv im Kino zu sehen sein sollten, bevor sie als DVD oder auf Streamingplattformen ausgewertet wurden. Den Kinos sicherte das ihr Geschäft. Sie führen in den ersten Wochen nach Start eines Films durchschnittlich rund 50 Prozent des Ticketpreises als „Filmmiete“ an die Verleihe an. Je länger ein Film läuft, desto geringer wird diese Gebühr. Wobei 80 bis 90 Prozent des Gesamtumsatzes zumeist in den ersten drei Wochen gemacht werden. Kim Ludolf Koch nennt „Bohemian Rhapsody“ und „Der Junge muss an die frische Luft“ als Beispiele für Filme, die über sehr lange Zeit erfolgreich liefen und also besonders lukrativ für die Kinos waren.

Bei Filmen, die weniger lange gezeigt werden, gibt es seitens der Verleihe schon seit einiger Zeit Bestrebungen, sie früher als erst nach vier Monaten anderswo ausspielen zu dürfen. Die Pandemie habe den Trend verstärkt, so Koch. Und damit das nicht einreiße, habe Cineplex von den vielen Filmen, die nun ins Kino drängten, jene ausgewählt, die Kinoexklusivität haben. „Ich kann die Enttäuschung der Fans nachvollziehen“, sagt Koch. Zumal die Mega-Produktion „Black Widow“ für die Kinos ein gutes Geschäft gewesen wäre.

Wichtig sei ihm auch zu sagen, dass er sich nicht dauerhaft in Konflikte mit Disney+ als wichtigem Partner begeben wolle. Aber ihm gehe es im Fall „Black Widow“ doch um die Signalwirkung. Koch hofft, dass eine Diskussion über grundsätzliche Änderungen von Geschäftsbedingungen stattfindet. Außerdem wünscht er sich eine gesetzlich verankerte Schutzfrist für die Kinos wie in Frankreich.

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