Vortrag und Musik in der Leverkusener FriedenskircheAntisemitismus hat viele Gesichter
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Jom Kippur ist der höchste Feiertag im Judentum. Bekannt wurde er auch durch den Jom-Kippur-Krieg 1973. Es ist der Tag der Versöhnung, der höchste jüdische Feiertag. Viele Juden, auch nicht religiöse, gehen an Jom Kippur in die Synagoge und folgen einem Gottesdienst, der den ganzen Tag lang dauert. Sie zünden zu Hause ein Licht an und gedenken der Verstorbenen.
Jom Kippur beginnt 2023 am Abend vom 24. September und endet am Abend vom 25. September.
Streng religiöse Juden tragen an Jom Kippur keine Lederschuhe und kleiden sich weiß. Sie verzichten für 25 Stunden auf Essen und Trinken. So wie es im 3. Buch Mose steht: "An diesem Tage geschieht eure Entsühnung, dass ihr gereinigt werdet." Das öffentliche Leben steht still, die Straßen sind autofrei. Radio und Fernsehen senden nicht. Die Sicherheitskräfte aber - das ist die bittere Realität in Nahost- müssen aktiver sein als sonst: An Jom Kippur werden die Palästinensergebiete aus Sorge vor Anschlägen abgeriegelt.
Jom Kippur gilt als der höchste jüdische Feiertag. Er wird am 10. Tag des Monats Tischri im jüdischen Kalender gefeiert, im gregorianischen Kalender variiert das Datum und fällt auf einen Tag zwischen September und Oktober. Jom Kippur ist ein strenger Ruhe- und Fastentag, der von der vielen Juden - auch den weniger religiösen - eingehalten wird.
Jom Kippur findet zehn Tage nach dem zwei Tage andauernden Neujahrsfest Rosh ha-Schana statt. Rosh ha-Schana und Jom Kippur bilden zusammen die Hohen Feiertage des Judentums.
2021 fällt Jom Kippur im Gregorianischen Kalender auf den 16. September, im Jahr 2022 ist es der 5. Oktober, 2023 wird Jom Kippur am 25. September begangen, 2024 fällt Jom Kippur auf den 12. Oktober. Wie alle jüdischen Feiertage beginnt auch dieses Fest am Vorabend des eigentlichen Feiertags.
Jom Kippur ist ein religiöser Feiertag, dessen Ursprung sich im Alten Testament findet: In Levitikus befiehlt Gott Moses, diesen Tag zu feiern. Nach jüdischem Glauben ist es der Tag, an dem Gott ein Buch des Lebens zum zweiten Mal öffnet. Insgesamt gibt es drei Bücher: das der ganz schlechten, das der ganz frommen und das der durchschnittlichen Menschen. Zu Jahresanfang werden nach Überlieferung des Talmud alle Menschen in eines der Bücher geschrieben. Das Schicksal der ganz Schlechten und der besonders Frommen wird schon an diesem Tag besiegelt. Über den Durchschnittsmenschen wird erst zu Jom Kippur entschieden. Dabei werden die guten Taten gegen die schlechten aufgewogen. Das bedeutet: Bis dahin hat er noch Zeit, Gott davon zu überzeugen, dass er eher zu den Guten gehört.
Während deshalb bereits vor dem Feiertag gute Taten begangen werden sollten, ist Jom Kippur selbst der Sühne vorbehalten. An diesem Tag werden diejenigen, die Reue zeigen, von ihren Sünden befreit.
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Das hebräische Wort "Jom" bedeutet Tag, "Kippur" lässt sich mit Sühne übersetzen. Im Deutschen wird der Tag deshalb auch Versöhnungstag oder Versöhnungsfest genannt. Die Bezeichnung des Festes als "Jom Kippur" geht auf Levitikus 23:27 zurück:
"Am zehnten Tag dieses siebten Monats ist der Versöhnungstag. Da sollt ihr heilige Versammlung halten. Ihr sollt euch Enthaltung auferlegen und dem Herrn ein Feueropfer darbringen."
Die Übersetzung mit "Versöhnungstag" - darauf weisen einige Experten hin - ist im Hinblick auf diesen Vers des Alten Testaments allerdings ungenau. Im Hebräischen wird von "Tag des Kippurim" geschrieben. "Kippurim" lässt sich mit "Reinigung" übersetzen. Das heißt, es geht nicht nur darum, Sühne zu tun, sondern auch von den Sünden gereinigt zu werden.
In der Thora wird Jom Kipper als Jom ha-Kippurim oder auch als Schabbat Schabbaton bezeichnet, bezeichnet. Der Feiertag soll auf den Tag fallen, an dem Moses den zweiten Teil der Zehn Gebote erhielt. An diesem Tag wurde den Israeliten Sühne für das Goldene Kalb gewährt.
Heute wird davon ausgegangen, dass Jom Kippur nach der Zeit des Babylonischen Exils, also nach 539 vor Christus entstand, obwohl der Feiertag Parallelen zu älteren hethitischen Ritualen aufweist. Gesichert scheint, dass Jom Kippur zur Zeit des Zweiten Tempels mit einer Tempelzeremonie begangen wurde. Die lief folgendermaßen ab: Der Hohepriester - und nur er - durfte an Jom Kippur - und nur an diesem Tag - das Heiligste des Tempels betreten und dort stellvertretend für das Volk um Vergebung bitten, indem das Blut zweier Opfertiere auf die Bundeslade sprenkelte.
Im Ritual, das in Levitikus Kapitel 16 beschrieben ist, sind sogar drei Tiere vorgesehen. Ein Widder, der geopfert wird, sowie zwei Ziegenböcke, über die das Los geworfen wird. Der Bock, für den das Los "für den Herrn" gezogen wird, wird ebenfalls geopfert. Sein Blut wird zusammen mit dem des Widders auf die Bundeslade gesprenkelt. Der Bock, der das Los "für Asasel" erhält, wird zum Sündopfer. Über ihm werden die kompletten Sünden des Volkes Israel ausgeschüttet und er wird dann über Bergklippen in die Wüste - und damit relativ sicher in den Tod - geschickt. Asasel kann mit "Entlassung" oder "gänzliche Entfernung" übersetzt werden, es gibt aber auch Geschichten über den Wüstendämon beziehungsweise gefallenen Engel Asasel.
Mit Luthers Übersetzung dieses Bibelkapitels zur Opferung des mit Sünden beladenen Bocks wurde der Begriff "Sündenbock" geprägt.
Seit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70 nach Christus war die Zeit der Tieropfer größtenteils vorbei, der Versöhnungstag aber wurde beibehalten. Bis heute wird Jom Kippur begangen, auch weniger religiöse Juden halten sich an diesen Feiertag, der praktisch als Schabbat schlechthin gilt.
In Israel steht das Leben an diesem jüdischen Feiertag größtenteils still. Restaurants und Cafés haben geschlossen, nur arabische Etablissements sind geöffnet. Auch Grenzübergänge und der Flughafen bleiben an diesem Tag geschlossen. Im Radio und Fernsehen wird kein Programm gezeigt, die Straßen sind bis aus Krankenwagen, Polizei und Feuerwehr weitestgehend frei.
Wie alle jüdischen Festtage beginnt Jom Kippur schon am Vorabend. Kurz vor Sonnenuntergang beginnt die Fastenzeit für Frauen ab zwölf Jahren und Männer ab 13 Jahren. Die Fastenzeit beträgt 25 Stunden bis zum nächsten Sonnenuntergang. In der Regel findet über den gesamten Tag ein Programm in der Synagoge statt, das sich aus verschiedenen aufeinanderfolgenden Gottesdiensten zusammensetzt.
Dass während Jom Kippur das öffentliche Leben so gut wie still steht, nutzten im Jahr 1973 Ägypten und Syrien, um an diesem Tag Israel anzugreifen. Zwei Tage lang rückten ihre Streitkräfte vor, bevor Israel die Überhand gewann und sie zurückdrängte. Der Jom-Kippur-Krieg, auch Ramadan-Krieg genannt, weil er in die muslimische Fastenzeit fiel, dauerte von 6. bis 25. Oktober 1973.
Der Angriff hatte Folgen darauf, wie Jom Kippur in Israel heute begangen wird. Zuvor gab es überhaupt kein Radio- oder Fernsehprogramm, seitdem gibt es das stille Programm, über das im Notfall Mitteilungen gesendet werden können. Das israelische Militär ist auch an diesem Feiertag im Einsatz.
Zu Jom Kippur gibt es viele Bräuche, die je nach Grad der Religiosität eingehalten werden. Der erste Brauch beginnt schon am Vorabend. Bevor den Feiertag über gefastet wird, wird traditionell Kreplach gegessen, das sind Teigtaschen, die an Ravioli erinnern. Auch der Empfang eines Stücks Honigkuchen am Vortag kann zu den Bräuchen gezählt werden. Es steht symbolisch für das süße Jahr, das man erwartet.
Wichtig sind in der Zeit um Jom Kippur Spenden für wohltätige Zwecke, die die Sünden, die man begangen hat, ein bisschen weniger schlimm machen sollen.
Vor dem Sonnenuntergang werden Festtagskerzen angezündet. Ab Sonnenuntergang wird gefastet und auch nichts getrunken. Auch Rauchen ist nicht erlaubt. Zu Arbeiten ist untersagt, auch der Verzicht auf Sex gehört zu diesem Feiertag dazu. Gläubige Juden verzichten außerdem auf Kosmetika, tragen keine Lederschuhe und kleiden sich in Weiß.
Gläubige verbringen den kompletten Tag an Jom Kippur in der Synagoge, auch weniger Gläubige zieht es dorthin. Bereits am Vorabend findet der erste Gottesdienst, Maariv, statt. Am eigentlichen Festtag folgen vier weitere Gottesdienste. Neben Segens- und Gebetssprechungen gehört auch Klagegesang zu den Gottesdiensten dazu. Jom Kippur ist darüber hinaus einer von vier Terminen im Jahr, an denen das Gedenkgebet Jiskor (auf Deutsch "Erinnerung") gesprochen wird. Dabei wird den Seelen der Väter und Mütter gedacht. Zu diesem Zweck verlassen alle, bis auf die Kinder von Verstorbenen, die Synagoge verlassen. So soll den Kindern der Verstorbenen ein privater Moment mit ihren Eltern gewährt werden. Beendet wird das Beten an Jom Kippur mit dem Erklingen der Schofar, einer Art Hallposaune. Nachdem die Schofar dreimal erklungen ist, geht es nach Hause, wo das Fasten im Kreis der Familie gebrochen wird.
Eine Besonderheit, die nur von ultraorthodoxen Juden zu Jom Kippur praktiziert wird, ist Kapparot. Übersetzt bedeutet das Sühnung. Bei dem Brauch wird ein weißes Huhn genommen und dreimal über dem Kopf geschwenkt. Dabei wird das Gebet gesprochen: "Das ist mein Stellvertreter. Das ist mein Auslöser. Das ist meine Sühne. Dieses Huhn geht in den Tod, ich aber gehe einem guten Leben und Frieden entgegen." Durch dieses Ritual sollen die Sünden auf das Huhn übertragen werden, was im Anschluss geschlachtet und zum Verzehr an Bedürftige verschenkt wird. Männer nehmen für das Kapparot einen Hahn, Frauen eine Henne, schwangere Frauen beides, sollte ihr ungeborenes Kind ein Junge sein. Für Familien reichen allerdings ein Hahn und eine Henne aus. Entstanden ist der Brauch vermutlich in der jüdischen Diaspora im 7. Jahrhundert in Persien. Nicht alle jüdischen Gelehrten sind mit dieser Sitte einverstanden und kritisieren, dass sie den Aberglauben stärken könnte. Trotzdem wird auch heute noch an ihr festgehalten und sie wird von anderen Gelehrten befürwortet.
In der Zeit nach dem Neujahrsfest Rosh ha-Schana bis Jom Kippur wünscht man sich auf Hebräisch "chatima towa". Auf Deutsch bedeutet das "Möge deine Einschreibung gut abgeschlossen werden". Der Spruch bezieht sich auf die Einschreibung in eines der Bücher, die Gott über die Menschen führt: das der besonders Frommen, der besonders Schlechten und der der Durchschnittsmenschen. Jom Kippur ist der Tag, an dem die Einschreibung für das Jahr beendet wird. Nach Jom Kippur wird ein Zusatz angehangen, man wünscht sich "gmar chatima towa". "Gmar" bedeutet so viel wie endgültig.