Wanderausstellung auf dem Synagogenplatz Jüdisches Leben Thema in der City

Grevenbroich · Schüler und Passanten informierten sich in der Freiluft- Wanderausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben im Rheinland“ auf dem Synagogenplatz.

 Hubert Rütten und Helene Friesen vom LVR Rheinland erzählen Schülern von den früher 350 jüdischen Gemeinden im Rheinland.

Hubert Rütten und Helene Friesen vom LVR Rheinland erzählen Schülern von den früher 350 jüdischen Gemeinden im Rheinland.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Was ist koscher, und welche Feiertage feiern jüdische Menschen? Fragen wie diese wurden am Mittwoch auf dem Synagogenplatz beantwortet, der für einen Tag zu einer Freiluft-Ausstellung zum Thema „1700 Jahre jüdisches Leben im Rheinland“ wurde. Eindrucksvoll war die mit vielen Symbolen gesprenkelte Rheinland-Karte. „350 jüdische Gemeinden existierten hier im 19. Jahrhundert. Viele wissen heute nicht, dass es in ihrem Ort früher eine Gemeinde gegeben hat“, erklärt Alexander Schmalz vom LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen. Mit der Wanderausstellung „kommen wir zu den Menschen vor Ort“, ergänzt Helene Friesen vom Kulturhaus.

Kooperationspartner in Grevenbroich war der Geschichtsverein. Zehn Klassen der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule, des Erasmus-Gymnasiums und der Diedrich-Uhlhorn-Realschule informierten sich auf dem Platz, „außerdem bieten wir Stolpersteinführungen an, erzählen über das Schicksal von vier Menschen“, erläutert Geschichtsverein-Vorsitzender Ulrich Herlitz. „Ich finde die Ausstellung gut“, sagt Mehmet Sen (18) vom Erasmus-Gymnasium. „Einiges wusste ich bereits, auch dass hier früher eine Synagoge stand.“ Nicht gewusst habe er etwa, dass Jom Kippur der höchste Feiertag im jüdischen Leben sei.

Die jüdische Gemeinde in Grevenbroich mit 60 bis 70 Menschen endete mit der Verfolgung, Deportation und Ermordung durch die Nationalsozialisten. In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge demoliert, später abgerissen. Warum es heute in großen, nicht aber in vielen kleineren Städten jüdische Gemeinden gebe, fragten Schüler. Herlitz schilderte am Beispiel von Marianne Stern in Hemmerden von den Problemen der Holocaust-Überlebenden nach 1945. „Sie wurden von vielen Menschen nicht akzeptiert.“

Nicht nur Schüler informierten sich. „Die Ausstellung ist gerade im aufflammenden Antisemitismus wichtig“, sagt Willie Goergens (60). Meine Generation hatte mehr Möglichkeiten, mit Zeitzeugen zu sprechen.“ Er hätte die Schautafeln aber lieber auf dem Marktplatz gesehen, „wo viel mehr Menschen sind“.

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