Energieversorger baut Stellen ab Verdi droht Eon mit Streiks

London/Düsseldorf (RPO). Im Streit um den Eon-Stellenabbau bereitet sich die Gewerkschaft Verdi nun auf Streiks vor. "Die Tarifkommissionen werden den Eon-Konzern auffordern, über einen Beschäftigungssicherungsvertrag zu verhandeln, der betriebsbedingte Kündigungen nach 2012 ausschließt. Wenn Eon nicht reagiert, dürfen wir zu Streiks aufrufen", sagte Sven Bergelin unserer Redaktion. Bergelin sitzt für Verdi im Eon-Aufsichtsrat.

Das ist der Eon-Konzern
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Foto: AP

Verärgert reagierte Verdi auf die Pläne von Eon-Personalvorstand Regine Stachelhaus, eine Transfergesellschaft einzurichten. "Wir sind erbost. Eon steht schließlich nicht vor der Insolvenz, sondern macht Milliarden-Gewinne. Dazu passt keine Transfergesellschaft", sagte Bergelin weiter.

Gegenüber Reuters sagte Bergelin weiter, dass die Gewerkschaft vom Vorstand den Abschluss eines Tarifvertrages zur Beschäftigungssicherung fordere. Sollte das Management sich dem verweigern, könne es schon in den nächsten Wochen zu ersten Arbeitsniederlegungen kommen, sagte Bergelin, der für die Arbeitnehmer auch im Aufsichtsrat des Konzerns sitzt. Vorstandschef Johannes Teyssen will bis zu 11.000 der weltweit rund 79.000 Arbeitsplätze streichen.

Der seit zwei Monaten schwelende Streit um Teyssens Sparpläne droht damit zu eskalieren. Bei den großen deutschen Versorgern wie Eon und RWE haben Streiks bislang Seltenheitswert. Eon wirbt damit, ein guter Arbeitgeber zu sein, die Vertreter der Arbeitnehmer werfen dem Vorstand jedoch seit Wochen mangelnde Gesprächsbereitschaft vor. Nach Jahren sprudelnder Milliardengewinne ist Eon wegen des Atomausstiegs und des schwächelnden Gasgeschäfts unter Druck geraten. Selbst betriebsbedingte Kündigungen schließt Teyssen nicht mehr aus. Wie viele Stellen in Deutschland gestrichen werden, lässt der Eon-Chef bislang ebenso offen wie Standortschließungen. Details werden spätestens im November erwartet.

Betriebsrat: Konzernpläne lösen Entsetzen aus

Bergelin zufolge nahmen Teyssen und Personalvorstand Regine Stachelhaus am Dienstag in Düsseldorf an einer Bundesfachausschuss-Sitzung von Verdi teil. Dabei hätten sie "persönlich Überlegungen" zum Stellenabbau vorgestellt, die bei den rund 100 Betriebsräten und Vertrauensleuten auf großen Widerspruch gestoßen seien. "Die Beschäftigten, die bleiben, sollen durch Einbußen, die Sozialpläne mitfinanzieren", kritisierte der Gewerkschafter. Stachelhaus habe die Gründung einer Transfergesellschaft angekündigt, über die Eon-Mitarbeiter neue Arbeitsplätze finden sollten. "Das war bislang immer ein Instrument, um Insolvenzen abzuwenden. Das ist bei einen Unternehmen wie Eon, das in diesem Jahren einen Gewinn von neun Milliarden Euro erwartet, ja wohl nicht der Fall."

"Die Teilnehmer der Sitzung waren entsetzt", sagte Konzernbetriebsratschef Hans Prüfer zu Reuters. Eine Transfergesellschaft anzukündigen, ohne vorher mit dem Betriebsrat gesprochen zu haben, sei absolut unüblich. Eine Transfergesellschaft gründeten nur Unternehmen, denen es sehr schlecht gehe. Die Arbeitnehmervertreter würden einmal mehr vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne selbst angehört worden zu sein. "Der Vorstand muss sich endlich mit uns an einen Tisch setzen und verhandeln, forderte Prüfer.

Rating gesenkt

Wegen der Ergebnisbelastungen durch den Atomausstieg hat die Ratingagentur Moody's die Bonitätseinstufung des größten deutschen Energieversorgers E.on gesenkt. Der Energiekonzern wurde von A2/Prime-1 auf A3/Prime-2 herab, wie Moody's am Mittwoch mitteilte.

Neben den Ergebniseinbußen durch die Stilllegung der Altreaktoren und die Brennelementesteuer führten Moody's zufolge auch das schwierige Gasgeschäft und die gesunkenen Strompreise zur Abstufung. Der Rating-Ausblick ist stabil. Allerdings rechnet Moody's angesichts der schwierigen Situation in nächster Zeit nicht mit einer Verbesserung des Ratings. Ein Eon-Sprecher sagte, das A3-Rating liege noch im Zielrahmen des Unternehmens.

(RP/RTR/apd/felt)
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