Corona-Krise trifft die Gründerszene Digitalbranche fordert Hilfen für Start-ups

Düsseldorf · Vielen jungen Digitalunternehmen ist wegen der Corona-Krise von einem auf den anderen Tag der Umsatz weggebrochen. Viele sind in ihrer Existenz bedroht. Immer mehr Branchenkenner rufen nach Staatshilfe.

 Achim Berg leitet den IT-Branchenverband Bitkom.

Achim Berg leitet den IT-Branchenverband Bitkom.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

In der Digitalbranche mehren sich die Stimmen, die gezielte Hilfsprogramme für die Start-up-Szene fordern. „Es muss alles getan werden, um ein großes Start-up-Sterben zu verhindern“, sagt Achim Berg, Präsident des IT-Branchenverbands Bitkom. Tobias Kollmann, Vorsitzender des Beirats Junge Digitale Wirtschaft (BJDW) von Wirtschaftsminister Peter Altmaier, sagt: „Die bisherigen Hilfsprogramme der Bundesregierung wirken in der aktuellen Form für Start-ups kaum.“ Ähnlich hatte sich zuvor schon der Bundesverband Deutsche Start-ups geäußert.

Das Problem ist: Die von der Bundesregierung zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise vorgelegten Hilfspakete sind in der Regel nicht auf die Bedürfnisse von Start-ups ausgerichtet. Um beispielsweise Kredite von der staatlichen Förderbank Kfw zu bekommen, ist in der Regel eine Hausbank nötig – die viele Gründer jedoch noch gar nicht haben. Gleichzeitig brechen vielen Start-ups jedoch die Umsätze weg.

Der BJDW schlägt in einem Positionspapier vor, dass Start-ups Mittel von der Bundesregierung bereitgestellt werden, mit denen Mitarbeiter voll weiter beschäftigt werden können. Dies sei hilfreicher als Kurzarbeit, weil Start-ups so ihre Produkte besser weiterentwickeln könnten. Beim Bitkom hält man das Kurzarbeitergeld hingegen auch bei Start-ups grundsätzlich für ein sinnvolles Instrument, die Beantragung sollte allerdings vereinfacht werden. Auch der Bitkom schlägt in seinem Konzept jedoch vor, Personalkosten zu bezuschussen.

Um das Kapitalproblem zu lösen, schlägt der Beirat unter Leitung von Tobias Kollmann vor, dass die Bundesregierung einerseits unbürokratisch Aufträge an Start-ups vergeben sollte, um die wegbrechende Nachfrage auszugleichen. Andererseits könnte gleichzeitig ein Sonder-Beteiligungsfonds aufgelegt werden, der beispielsweise über den vor Jahren vom Staat initiierten Hightech-Gründerfonds verwaltet wird und in Start-ups investiert.

Auch der Bitkom schlägt vor, dass der Staat bei Finanzierungsrunden als Co-Investor einsteigen könnte. Kfw-Kredite schließt der Verband nicht aus, allerdings sollte die Förderbank die Risiken komplett übernehmen und auch immaterielle Werte wie Daten bei der Bewertung der Bonität berücksichtigen.

Die Bundesregierung berät momentan, wie sie mit der Start-up-Branche umgehen soll. Der BJDW-Vorsitzende Kollmann hofft auf kreative Ideen: „Keine Idee, kein Vorschlag und keine Maßnahme darf für die Rettung der Start-up-Szene zum Tabu werden.“

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