Briten bekommen Zuschlag Teurer Ökostrom kostet Bahn RRX-Auftrag

Düsseldorf · Der neue Rhein-Ruhr-Express (RRX) wird mit großer Wahrscheinlichkeit vom britischen Verkehrsunternehmen National Express betrieben. Die Deutsche Bahn hat von fünf Bietern das zweitschlechteste Angebot abgegeben und auch bei der gegenwärtigen Nachprüfung der Angebote kaum noch Chancen auf einen Zuschlag.

Das ist der geplante Rhein-Ruhr-Express
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Das erfuhr unsere Redaktion aus dem Kreis des Gremiums, das über die Vergabe des Vier-Milliarden-Projektes entscheidet. Mit einer Veröffentlichung der Entscheidung wird im Juni gerechnet. "Eine deutsche Tochter der britischen National Express Group hat das günstigste Angebot abgegeben, sagte ein direkt am Vergabeverfahren beteiligter Insider unserer Redaktion.

Der RRX soll ab Ende 2018 schrittweise das Rheinland, das Ruhrgebiet und Westfalen im 15-Minuten-Takt mit Hochgeschwindigkeitszügen verbinden Der Betrieb der Linien mit einer Fahrleistung von rund 15 Millionen Zugkilometern pro Jahr ist das größte Nahverkehrsprojekt in Europa, das Auftragsvolumen für den Bau und den Betrieb der Züge beträgt vier Milliarden Euro. National Express (NX) ist die deutsche Tochter eines börsennotierten britischen Bahn- und Busunternehmens. NX wird ab Dezember erstmals in Deutschland Züge einsetzen — unter anderem auf der Regionalexpress-Linie 7 (Krefeld-Neuss-Köln-Münster).

Die Frage der Personalkosten

Nachdem Siemens bereits den Zuschlag für den Bau der 82 neuen Züge erhalten hat, wollten die fünf zuständigen Verkehrsverbünde unter Federführung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) eigentlich schon am 26. März den Zuschlag für den Betrieb erteilen. Aber nach Informationen unserer Redaktion war insbesondere das Angebot der Briten so knapp kalkuliert, dass die Angebote neu überprüft werden. "Relevante Detailaspekte in der Kalkulation bedürfen noch einer Aufklärung", heißt es offiziell beim VRR.

Seither äußerte die Bahn mehrfach öffentlich, dass sie aufgrund ihrer hohen Personalkosten kaum noch Chancen auf den Zuschlag habe. "Da diese Ausschreibung fast ausschließlich über die Personalkosten entschieden wird, sind die Chancen auf einen Erfolg von DB Regio sehr gering", sagte DB-Regio-Chef Manfred Rudhart zum Beispiel der "Wirtschaftswoche". Eine Sprecherin bestätigte auf Nachfrage: "Die Personalkosten der DB liegen rund zehn Prozent über denen der Wettbewerber."

Nach Informationen unserer Redaktion ist das nicht zutreffend. "Die Personalkosten der Bahn sind nicht wesentlich höher als bei anderen Wettbewerbern auch. Im Personennahverkehr haben alle Anbieter in etwa dieselben Personalkosten, auch die Deutsche Bahn schert da nicht aus", sagte Ute Jasper. Die renommierte Vergaberechts-Expertin der Kanzlei Heuking Kühn begleitet das RRX-Vergabeverfahren. NX-Geschäftsführer Tobias Richter erklärt: "Dumping-Löhne sind ein Märchen. Dass National Express zehn Prozent unter den Personalkosten der Deutschen Bahn liegt, stimmt definitiv nicht. Mit Niedriglöhnen finden sie kein Personal. In unserer Branche werden sogar zum Teil Abwerbeprämien gezahlt."

Der NRW-Chef der Lokführer-Gewerkschaft, Sven Schmitte, bestätigt das. Er sieht einen anderen Grund für die teure Kostenstruktur der Bahn: "Die Privatbahnen haben gegenüber der DB einen entscheidenden Vorteil: Sie haben nicht einen derart aufgeblähten Verwaltungsapparat."

Die Frage der Energiekosten

Der wesentliche Grund, warum National Express vorne und die Bahn sehr weit hinten liegt, sind nach Informationen unserer Redaktion die Energiekosten: Hier hat die Bahn dem Vernehmen nach mit wesentlich höheren Kosten gerechnet als National Express. Ursache scheint das Energie-Tochterunternehmen der Deutschen Bahn zu sein: "DB Energie" mischt einen besonders hohen Grünstrom-Anteil in seinen Energiemix. Der Strom aus Quellen wie Wind- und Sonnenenergie ist wesentlich teurer als etwa Braunkohlestrom.

Ein Sprecher von DB Energie sagte auf Anfrage: "Für uns ist der DB-Mix maßgeblich, also der Anteil der erneuerbaren Energien in der Bahnstrombeschaffung. Der DB-Mix hat derzeit einen Grünstromanteil von 40 Prozent. In Bezug auf Grünstrom hat die DB durchaus höhere Ansprüche als unsere Wettbewerber." Der Sprecher räumt ein: "Wenn jemand nur Graustrom einspeist, dann ist das natürlich günstiger als ein hinzugekaufter hoher Erneuerbare-Energien-Anteil."

Die Frage, ob die Bahn für den RRX-Betrieb Strom von DB Energy beziehen will, lässt die Bahn unbeantwortet. Es handele sich um "wettbewerbsrelevante Informationen", die man nicht öffentlich kommuniziere. NX-Chef Richter ist da etwas offener, er bestätigt, dass sein Unternehmen auf dem ab Jahresmitte liberalisierten Bahnstrommarkt nach einem günstigen Lieferanten sucht. Er versichert allerdings: "Wir werden sicherlich nicht mit tschechischem Atomstrom fahren. Unsere Unternehmensfarben sind zwar Rot, Blau und Weiß, aber hier sind wir grün."

(tor/kpk/maxi)
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