Neuer Ärger bei Volkswagen Helle Empörung über Piëch

Berlin/Wolfsburg · Allen Appellen zum Trotz ist bei Volkswagen weiterhin Feuer unterm Dach. Für Empörung sorgen nun Berichte über weitere Querschüsse des entthronten Patriarchen Ferdinand Piëch gegen die eigenen Nichten, die für den Aufsichtsrat bestellt worden sind.

 Ferdinand Piëch traut seinen Nichten Louise Kiesling (Mitte) und Julia Kuhn-Piëch angeblich nicht den Sachverstand für den VW-Aufsichtsrat zu.

Ferdinand Piëch traut seinen Nichten Louise Kiesling (Mitte) und Julia Kuhn-Piëch angeblich nicht den Sachverstand für den VW-Aufsichtsrat zu.

Foto: dpa kombo rpo

Am vergangenen Samstag waren Piëch und seine Frau Ursula ihrer Abwahl aus dem Aufsichtsrat zuvorgekommen und hatten nach verlorenem Machtkampf über die Stimmenhoheit ihren Rücktritt bekanntgegeben. Ihre Plätze nehmen nun nach dem Willen des Vorstands Piëchs eigene Nichten ein: Louise Kiesling und Julia Kuhn-Piëch.

Doch wie kürzlich "Bild" berichtete, stellt sich der gedemütigte Piëch quer und lehnt die Nominierung der beiden Frauen ab. Begründung: Die beiden könnten keinerlei fachliche Kompetenz vorweisen. Piëch schlug lieber zwei eigene Kandidaten vor, beiden ohne Bezug zu Familie oder Unternehmen. Rechtliche Schritte gegen die Bestellung der Nichten hat er offenbar noch nicht eingeleitet.

Wie nun die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtet, regt sich nach dem Störfeuer große Empörung im Aufsichtsrat. "Die Berufung ist wasserdicht und unverrückbar", zitierte das Blatt aus Kreisen des Aufsichtsrates. Man habe großes Interesse daran, Piëchs Nachfolge anständig zu regeln: "Die Berufung der beiden Frauen war abgestimmt. Wir haben nach Ehre und Gewissen gehandelt."

Die Empörung im Aufsichtsrats ist laut FAS vor allem deswegen so heftig, weil man dort davon ausgeht, dass die Wahl der Nachfolgerinnen innerhalb beider Familienzweige abstimmt wurde — also auch mit Ferdinand Piëch. Zugleich weist man darauf hin, dass Piëch seine Nichte Julia Kun-Piëch vor einem Jahr selbst im Aufsichtsrat der VW-Tochter MAN installiert habe.

Allen Querelen zum Trotz erklärte indes Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil den Machtkampf für beendet.

"Die Entscheidungen sind getroffen, das Registergericht Braunschweig hat den Aufsichtsrat nach dem Rücktritt von Prof. Piëch und seiner Frau wieder vervollständigt", sagte der SPD-Politiker der "Bild"-Zeitung (Samstag). Die Diskussionen zwischen den Mitinhaber-Familien Piëch und Porsche wollte er nicht kommentieren..

Es sei wichtig gewesen, dass sich der VW-Konzern ungeachtet der zuletzt guten Quartalszahlen nach den Führungsdiskussionen der letzten Wochen "auf das Geschäft konzentriert", sagte Weil der Zeitung. Er gehe nicht davon aus, dass es einen dauerhaften Schaden für Volkswagen und das Image des Konzerns geben werde. Freuen würde er sich, "wenn es gelänge, nach einer gewissen Zeit wieder zu einem guten sachlichen Verhältnis mit Prof. Piëch zu kommen".

Für die Zukunft sei der Volkswagen-Konzern gut gerüstet. "Volkswagen ist eine Perle der deutschen Industrie", sagte Weil weiter. Dies liege nicht zuletzt daran, dass das Unternehmen mehr als 10 Milliarden Euro jährlich in die Sparten Forschung und Entwicklung investiere. Dies sei auch "ein Verdienst von Professor Winterkorn".

(dpa)
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