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Brüssel. Schulden: Brüssel stoppt Defizitverfahren gegen Italien

Brüssel. · Wegen ihrer hohen Verschuldung drohten vielen Ländern Geldstrafen. Für Deutschland werden höhere Löhne angeregt.

Angesichts von Massenarbeitslosigkeit und anhaltender Rezession lockert Brüssel den Sparkurs im Kampf gegen die Schuldenkrise. Frankreich, Spanien, Polen, Portugal, Slowenien und die Niederlande sollen mehr Zeit zur Haushaltskonsolidierung bekommen. Das hoch verschuldete Italien wird aus dem Defizit-Strafverfahren der EU entlassen. Damit rücken Geldbußen für diese Länder in weite Ferne. Dabei wurde der Euro-Stabilitätspakt jüngst mit dem Ziel verschärft, schneller Sanktionen verhängen zu können. "Wir haben jetzt Raum, um das Tempo bei der Haushaltskonsolidierung zu drosseln", kündigte Kommissionschef José Manuel Barroso in Brüssel an.

Dies will er aber nicht als Freibrief zum Schlendrian missverstanden wissen. Die Regierungen müssten die Atempause beim Sparen zu Struktur-Reformen nutzen, um das Wachstum anzukurbeln, so der Portugiese. Das gilt insbesondere für Rom und Paris. "Es gibt gewisse Dringlichkeit, die Erosion der Wettbewerbsfähigkeit anzugehen", mahnte Währungskommissar Olli Rehn bei der Vorstellung von Reform-Empfehlungen für alle EU-Staaten im Rahmen stärkerer Haushaltsüberwachung aus Brüssel.

Paris muss demnach sein Haushaltsdefizit erst zwei Jahre später als geplant – das heißt 2015 – unter den EU-Grenzwert von drei Prozent der Wirtschaftsleistung drücken. Allerdings fordert die EU-Kommission von der sozialistischen Regierung im Gegenzug, noch in diesem Jahr mit der Reform des Rentensystems zu beginnen, um die defizitäre staatliche Pensionskasse bis spätestens zum Jahr 2020 finanziell auszugleichen. Zudem soll Frankreich die Exportstärke seiner Unternehmen fördern, die Wettbewerbsfähigkeit des Dienstleistungssektors erhöhen und das Steuersystem vereinfachen – und zwar in den kommenden 18 Monaten. "Unsere Botschaft an Frankreich ist ziemlich fordernd", unterstrich Kommissionschef Barroso.

Deutschland bescheinigt die EU-Exekutive, dass die Etat-Sanierung auf dem richtigen Weg ist: "Die öffentlichen Finanzen sind insgesamt gesund und die mittelfristigen Haushaltsziele wurden erreicht", heißt es in dem Papier. Gleichwohl könne die Bundesrepublik ihre Rolle als "Anker der Stabilität" Europas durch weitere Lohnerhöhungen und eine Öffnung des Dienstleistungsmarktes noch besser erfüllen, unterstrich Barroso.

Die Binnennachfrage müsse insbesondere durch eine Senkung der Steuer- und Abgabenlast für Geringverdiener angekurbelt werden. Mindestlöhne stehen aber nicht im Forderungskatalog.

(RP)
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