Düsseldorf Ergo droht Hausbesitzern mit Kündigung

Düsseldorf · Der Versicherer kann in vielen Fällen die Beiträge in der Wohngebäudeversicherung nicht erhöhen. Einziger Ausweg: Verträge kündigen und neue schließen. Das dürfte Hausbesitzer verärgern. Aber Ergo ist kein Einzelfall in der Branche.

Um das Image des Versicherungskonzerns Ergo ist es nach mehreren Affären in der jüngeren Vergangenheit noch nicht wieder zum Besten bestellt. Deshalb findet eine negative Nachricht – ob aus Unternehmens- oder Kundensicht – entsprechenden Nachhall. Aktuelles Beispiel: Ergo hat etwa 120 000 Kunden in der Wohngebäudeversicherung angeschrieben und will einen neuen Vertrag schließen. Stimmt der Kunde nicht zu, will Ergo die Police kündigen.

Das dürfte manchen Hausbesitzer verärgern. Bei Ergo machen die 120 000 Verträge nach Angaben einer Konzernsprecherin etwa ein Fünftel des Bestandes in der Wohngebäudeversicherung aus. Das Unternehmen hat jene Kunden angeschrieben, die noch Altverträge aus einer Zeit haben, in der es noch keine Beitragsanpassungsklauseln in den Policen gab. Damit hatte Ergo auch in Zeiten steigender Schadenaufwendungen in den vergangenen Jahren keine Möglichkeit, die Prämien zu erhöhen. Die Folge dieser Geschäftspraxis ist unter anderem in den Ergebniszahlen abzulesen. Seit Jahren schreibt Ergo in der Wohngebäudesparte versicherungstechnisch zweistellige Millionenverluste.

Jetzt sollen höhere Einnahmen her. Die Neuverträge würden für die betroffenen Kunden im Schnitt um 14 Prozent teurer, bestätigt eine Ergo-Sprecherin. Im Einzelfall könnte es auch sein, dass sich die Prämie verdoppelt. Nach Angaben des Düsseldorfer Versicherungsunternehmens haben allerdings auch schon 19 Prozent der angeschriebenen Kunden die neue Offerte angenommen. In der bietet Ergo den Versicherten beispielsweise einen Prämienrabatt von 25 Prozent an, wenn sie im Schadenfall eine Selbstbeteiligung von 500 Euro übernehmen.

Ergo mag mit seiner Kündigungsdrohung in der Wohngebäudeversicherung erneut besonders Schlagzeilen machen – ein Einzelfall in der Branche sind die Düsseldorfer beileibe nicht. Wettbewerber wie die Axa und Zurich haben das Ganze schon hinter sich. In der Branche herrscht ein harter Preiswettbewerb, dazu kommt, dass die Schadenhäufigkeit in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist. Bis vor einigen Jahren war in den sogenannten Elementarschadenversicherungen beispielsweise vielfach das Risiko des Starkregens gar nicht mit abgedeckt. In den Altverträgen, um die es bei Ergo geht, waren nicht mal Überschwemmungsschäden versichert.

Allerdings hat Ergo nach Einschätzung aus Branchenkreisen auch später reagiert als mancher Wettbewerber. Die Beitragsanpassungsklauseln gibt es in den Ergo-Wohngebäudepolicen erst seit 2004. Zum Vergleich: Bei der Provinzial wurden diese Klauseln schon ab 1997 in die neuen Verträge aufgenommen. Auch andere Versicherer hätten deutlich früher reagiert, heißt es. In Branchenkreisen wird auch ohne Namensnennung der Vorwurf laut, einige Anbieter hätten in den vergangenen Jahren mit Dumpingpreisen den Wettbewerb angeheizt und sich jetzt selbst in die Bredouille gebracht.

Rechtlich ist das Vorgehen der Ergo und ihrer Wettbewerber nicht zu beanstanden. Versicherer können den Vertrag im Schadenfall kündigen – oder mit einer Frist von drei Monaten. Das Problem für gekündigte Versicherungskunden könnte ein anderes sein: Es wird schwieriger, bei einem Konkurrenten Versicherungsschutz zu bekommen – und wenn, dann womöglich nur mit höherem Selbstbehalt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort