Düsseldorf Hängepartie um Metro-Chef

Düsseldorf · Bei Deutschlands größtem Handelskonzern nehmen die Spekulationen um die Zukunft des Vorstandsvorsitzenden Eckhard Cordes kein Ende. Jetzt wird schon ein Ex-Metro-Mann als potenzieller Nachfolger gehandelt.

Es mutet an wie ein langsamer, schleichender Abschied. Darf Eckhard Cordes, seit fast vier Jahren Metro-Chef, noch auf eine Verlängerung seines Ende Oktober 2012 auslaufenden Vertrages hoffen? Tut er es überhaupt noch? Womöglich hat der Manager Cordes längst mit dem Thema Einzelhandel abgeschlossen, mit dem er nach Vorhaltungen seiner Kritiker stets fremdelte. Vielleicht wäre er ja auch nie dahin gekommen, wenn sein Traum vom Chefsessel bei Daimler wahr geworden wäre.

Das jedenfalls ist die Bestandsaufnahme derer, die glauben, die Tage des Metro-Chefs seien gezählt. Im November findet die nächste ordentliche Aufsichtsratssitzung statt, aber einige glauben erkannt zu haben, dass Cordes schon vorher seine Demission erklären werde. Der Großaktionär Haniel habe ihm das Vertrauen entzogen, meldete der "Spiegel". Der soll Cordes nahegelegt haben, von sich aus auf die Verlängerung zu verzichten und das noch im September zu erklären.

Im September. Das hieße: Die Rückzugsankündigung stünde schon kurz bevor. Aber noch ist Cordes da. Die Familie Schmidt-Ruthenbeck, zweiter Großaktionär im Metro-Kreis, stehe zu Cordes, heißt es. Was die Gemengelage noch schwieriger macht, weil die Haniels und Schmidt-Ruthenbecks ihre Stimmen gepoolt haben, also gemeinsam Ja oder gemeinsam Nein sagen müssen.

Ende offen. Die Metro kommentiert das nicht. "Die Vertragsverlängerung ist Sache der Anteilseigner und des Aufsichtsrates", sagt ein Konzernsprecher. In Handelskreisen glaubt man schon einen potenziellen Nachfolger gefunden zu haben: Thomas Hübner. Der Mann ist in Düsseldorf kein Unbekannter, weil er bis 2008 schon einmal den Chefposten bei Cash & Carry, dem Selbstbedienungs-Großhandel, innehatte. Derzeit ist er Europa-Chef beim französischen Metro-Konkurrenten Carrefour. Alternativ wird der Franzose Joel Saveuse gehandelt, derzeit in Personalunion für die Metro-Tochter Real und Teile von Cash & Carry verantwortlich.

Derweil gibt sich Cordes kämpferisch und vermittelt das Gefühl, ihm könne nichts etwas anhaben. Dabei zeigt er offenbar auch Nerven. In einem Hotel in St. Petersburg soll ihm an der Hotelbar eine verbale Entgleisung gegenüber dem stellvertretenden Aufsichtsratschef Werner Klockhaus unterlaufen sein. In der "Süddeutschen Zeitung" hat Klockhaus den Vorfall heruntergespielt ( "Das darf man nicht so ernst nehmen. Ich habe ihm das nicht übel genommen."). Aber das ist nur ein Teil. Während die Arbeitnehmer-Seite versucht, sich sachlich und kritisch mit der Unternehmenspolitik des Spitzenmanagers Cordes auseinandersetze, gebe es auf der Kapitalseite Vertreter, die nur auf einen Fehler von Cordes warteten, um ihn dann bei den Eigentümern anzuschwärzen, heißt es im Umfeld der Metro. Gegen die Befindlichkeiten einzelner Kontrolleure könnte sich Cordes noch zur Wehr setzen. Aber die sind am Ende womöglich nur das letzte Glied in einer Argumentationskette. Das wichtigste könnte der Verfall des Metro-Aktienkurses sein. Das schmerzt Aktionäre am meisten.

Internet Eckhardt Cordes im Porträt unter www.rp-online.de/wirtschaft

(RP)
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