Düsseldorf Front gegen E10-Biosprit wächst

Düsseldorf · Kaum haben die Autofahrer sich an die neue Kraftstoffsorte E10 gewöhnt, da steht sie auch schon wieder auf der Kippe: Anderthalb Jahre nach der verunglückten Einführung des Superbenzins, das bis zu zehn Prozent Bioethanol enthält, mehren sich jetzt prominente Forderungen nach seinem Aus. Hintergrund ist die wachsende Nahrungsmittelknappheit auf der Erde – Bioethanol wird aus Getreide gewonnen.

Unionsfraktion-Vize Michael Fuchs sagte: "Es kann nicht sein, dass Menschen in vielen Teilen der Welt Hunger leiden, und wir verfeuern gleichzeitig Biomasse, um damit wenig effiziente Energie herzustellen." Der Geschäftsführer der Verbraucherorganisation Foodwatch, Thilo Bode, sagte: "Generell ist Biosprit ein Irrweg, sowohl in Deutschland wie auch in den USA, wo bereits rund 40 Prozent der Maisernte für die Ethanolproduktion verwendet werden."

Auch der Greenpeace-Agrarexperte Martin Hofstetter pflichtete Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) bei, der die Debatte in der vergangenen Woche mit seiner Kritik an dem Biokraftstoff losgetreten hatte. Hofstetter sagte mit Blick auf ein mögliches Verbot von E10: "Angesichts der Getreideknappheit macht so ein Schritt Sinn."

E10 wird seit 2011 an deutschen Zapfsäulen verkauft. Die Einführung geht auf EU-Vorgaben zurück. Die EU will mit der höheren Bioethanol-Beimischung die Emissionen des gefährlichen Klimagases Kohlenmonoxid in Automotoren verringern, wobei die erwünschte Wirkung wissenschaftlich umstritten ist. Trotzdem muss die deutsche Regierung durch die Beimischung von Ethanol aus Getreide, Raps und Rüben jetzt eine EU-seitig verlangte Biokraftstoffquote von 6,25 Prozent erfüllen. Seit 2011 ist der E10-Anteil am Benzinabsatz kontinuierlich auf aktuell 14,3 Prozent geklettert. E10 ist geringfügig preiswerter als herkömmliches Super-Benzin, enthält aber auch weniger Energie. Deshalb steigt der Verbrauch von Autos, die mit E10 betankt werden, ebenso geringfügig an – unter dem Strich haben E10-Fahrer kaum finanzielle Vorteile von dem Umstieg.

Viele meiden das Bio-Super ohnehin, weil sie fürchten, dass ihre Autos die hohe Ethanol-Beimischung nicht vertragen. Was teilweise auch stimmt – allerdings längst nicht in so großem Umfang wie angenommen. Bei Otto-Motoren, die nicht älter als drei bis fünf Jahre alt sind, ist die E10-Verträglichkeit die Regel. Verbindliche Auskunft hierüber können aber nur die Autohersteller und Händler geben.

Der für das Thema eigentlich zuständige neue Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hält sich noch zurück. Er gibt nur ein allgemeines Bekenntnis zur Bioenergie ab, spricht aber dabei eher von Biomasse für die Strom- und Wärmegewinnung in Biogasdanlagen. In den USA gehen 40 Prozent der Maisenrte in die Ethanolproduktion, in Deutschladn nur vier Prozent.

(RP)
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