Trotz Millionenverluste Postbank will vorerst kein Geld vom Staat

Bonn (RPO). Die Finanzmarktkrise hat jetzt auch die Postbank in ihren Strudel gezogen. Der Mutterkonzern Deutsche Post AG springt der bedrängten Tochter bei. Bis zum Jahresende will sie per Kapitalerhöhung der Tochter eine Finanzspritze von rund einer Milliarde Euro zukommen lassen. Finanzinstitut will vorerst keine staatlichen Kapitalhilfen in Anspruch nehmen.

Die Betroffenen der Lehman-Pleite
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Foto: AFP

"Wir haben uns für eine private Lösung entschieden", sagte Finanzchef Marc Hess am Montag nach Bekanntgabe einer Kapitalerhöhung von einer Milliarde Euro. Die Postbank prüfe aber grundsätzlich alle Möglichkeiten des Hilfsfonds der Bundesregierung.

Die Postbank musste nach eigenen Angaben allein wegen des Zusammenbruchs der US-Bank Lehman Brothers Belastungen in Höhe von 364 Millionen Euro verbuchen. Dazu kommen Wertkorrekturen unter anderem auf Aktien und faule Hypothekenpapiere.

Quartalsverlust in Höhe von 449 Millionen Euro

Das Minus im dritten Quartal beläuft sich insgesamt auf 449 Millionen Euro vor Steuern. Für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres weist die Postbank gut 112 Millionen Euro Miese aus. Zum Halbjahr hatte das Geldhaus noch einen Vorsteuergewinn von 337 Millionen Euro gemeldet.

Um die dünn gewordene Kapitaldecke zu stärken, soll der Postbank noch im vierten Quartal frisches Geld zufließen. Dazu gibt die Postbank 54,8 Millionen neue Aktien zum Bezugspreis von 18,25 Euro aus. Die Post AG als Mehrheitseignerin hat sich den Angaben zufolge verpflichtet, über ihre Beteiligung von 50 Prozent plus einer Aktie an der Postbank hinaus nötigenfalls sämtliche neue Aktien zum genannten Preis zu kaufen, falls diese nicht anderweitig platziert werden können. Der Anteil der Deutschen Post an der Postbank könnte dadurch zunächst auf maximal 62,52 Prozent steigen.

Die Postbank erklärte ferner, sie wolle nach derzeitigem Stand für 2008 keine Dividende zahlen. Der Börsenkurs der Postbank brach am Montag bis zum Nachmittag um über 23 Prozent auf rund 14,40 Euro ein. Am Freitag hatte der Schlusskurs bei 18,76 Euro gelegen.

Einstieg der Deutschen Bank wie geplant

"Wir sind nach wie vor eine stabile, gute Privatkunden-Bank, aber wir leben auch nicht in einem Vakuum", betonte Postbank-Chef Wolfgang Klein. Die Finanzbranche habe zuletzt die anspruchsvollsten drei Monate durchlebt, die es jemals gegeben habe. Er unterstrich zugleich, das operative Kerngeschäft laufe planmäßig.

An der im September geschlossenen Vereinbarung mit der Deutschen Bank, wonach das Institut im ersten Quartal 2009 nach Vorliegen der kartell- und aufsichtsrechtlichen Genehmigungen einen 29,75 Prozent Anteil an der Postbank von der Deutschen Post übernehmen wird, soll sich nichts ändern. "Was gemeinsam vereinbart wurde, läuft auch trotz Finanzmarktkrise planmäßig weiter", sagte Postbank-Chef Klein.

Eine Prognose für die kommenden Monate wollte Klein nicht wagen. Klar sei nur, "dass wir uns alle bis mindestens Ende 2009 auf anspruchsvolle Zeiten in einem rezessiven Umfeld einstellen müssen", sagte er.

Zu der Frage, ob die Postbank auch erwägt, auf das Rettungspaket der Bundesregierung zurückzugreifen, wollte sich der Vorstandsvorsitzende nicht eindeutig äußern. Zuerst werde die Bank immer den Weg über ihre Investoren suchen. Wenn es dort Probleme gebe, müsse man weiterschauen. "Im Moment sind wir jedenfalls ausreichend kapitalisiert", sagte Klein.

Kommunen, Kirchen und Rentenversicherung von Lehman-Pleite betroffen

Inzwischen zieht der Niedergang der Investementbank Lehman Brothers immer weitere Kreise. Neben Banken und Privatkunden haben auch Kommunen, Kirchen und die Rentenversicherung sich bei der unter Gläubigerschutz gestellten Bank engagiert. Wegen ihrer Überweisungspanne verlor zudem die bundeseigene KfW einen dreistelligen Millionenbetrag im Zuge der Lehman-Pleite.

Lesen Sie, welche Einrichtungen von der Lehman-Pleite betroffen sind.

(afp)
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