Erneut ein früherer Unternehmensberater an die Spitze Was der Chefwechsel bei der Post bedeutet

Bonn/Düsseldorf · Die Post wechselt den Vorstandschef. Und während dieser Schritt das letzte Mal ganz schnell ging, zieht sich der Wechsel nun ein eineinhalb Jahre hin. So soll sich der neue Primus Tobias Meyer gut einarbeiten können.

 DEU, Troisdorf, 15.04.2019, DPDHL, Tobias Meyer,  Konzernvorstand Post & Paket

DEU, Troisdorf, 15.04.2019, DPDHL, Tobias Meyer, Konzernvorstand Post & Paket

Foto: Deutsche Post/RUDOLF WICHERT;Rudolf Wichert

Die Deutsche Post wechselt von einem Extrem ins andere: Vor 13 Jahren musste der damalige einfache Vorstand Frank Appel innerhalb weniger Tage das Gesamt-Kommando übernehmen – Vorgänger Klaus Zumwinkel hatte den Rücktritt einreichen müssen, weil er als Steuerbetrüger aufgeflogen war, im Fernsehen war die Durchsuchung seines Hauses gezeigt worden.

Beim neuen Chefwechsel geht dagegen alles ganz langsam: Während bei anderen Konzernen häufig der künftige Chef zuerst zum Stellvertreter ernannt wird, um dann nach rund einem  Jahr aufzurücken, lässt es Appel bedächtiger angehen: Der aktuell 60-jährige wird das Amt über den Konzern mit insgesamt rund 550.000 Beschäftigten erst im Mai 2023 abgeben. Das verkündete der Bonner Konzern am Mittwoch. Hintergrund ist auch, dass Appel ab Frühling wohl Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom wird.

Nachfolger Tobias Meyer, der schon im Post-Vorstand sitzt, wird nicht als Übergangslösung formaler Stellvertreter. Er erhält jedoch im Juli 2022 die Zuständigkeit für eine Reihe weiterer Bereiche wie für die Rechtsabteilung oder die Computertechnik. Und als Clou gibt der 46-jährige gleichzeitig die Zuständigkeit für die von ihm geführte Sparte Post- und Paketdienste in Deutschland ab – dann übernimmt die 48-jährige Österreicherin Nikola Hagleitner das Kommando über diesen politisch besonders wichtigen Bereich. Wenn sie das Amt übernimmt, wird die Post einer der wenigen deutschen Konzerne sein, in dem zwei Frauen im Vorstand vertreten sind - Finanzvorstand Melanie Kreis (50) sitzt schon seit sieben Jahren in dem Gremium.

Sicher ist, dass Tobias Meyer eine gute Wahl ist für einen der wichtigsten Managerposten Deutschlands. So wie Appel und Kreis war er früher Berater bei McKinsey. Meyer kam dann 2013 zum gelben Riesen, leitete die Konzern-Entwicklung zwei Jahre, bevor er seine Fähigkeiten als operativer Manager zuerst in der Express-Sparte und dann bei der Sanierung des hiesigen Briefe- und Paketgeschäfts bewies.  Diese Erfahrung im realen Business war wahrscheinlich einer der zwei Gründe, warum der Aufsichtsrat sich für den promovierten Maschinenbauer als künftigen Vorstandsprimus entschied. Finanzchefin Melanie Kreis gilt zwar ebenfalls als exzellente Analytikerin und darum auch denkbare Vorstandschefin, aber sie hatte keine operativen Geschäfte verantwortet. Unklar ist außerdem, ob sie sich für den Vorstandsvorsitz überhaupt beworben hat.

Der zweite Grund für die Wahl von Meyer war sein sehr junges Alter von 46 Jahren. Frank Appel selbst betonte immer wieder, es habe dem  Konzern gut getan, dass er in in einem sehr frühen Alter den Chefposten erklommen hatte, weil so für eine sehr lange Kontinuität an der Konzernspitze gesorgt werden konnte.„Alle haben sich auf die Arbeit konzentriert, es gibt keine Unsicherheit über die Führung“, sagte er einmal. Wenn er im Frühling 2023 abtritt, war er 15 Jahre Vorstandschef - da kommt fast kein Manager mit.

Dabei hinterlässt Appel einen hervorragend aufgestellten Konzern. Die DHL-Sparten mischen global ganz vorne mit beim Geschäft mit Fracht, mit Express-Lieferungen oder auch bei Lagerhaltung. In ganz Europa baut die Post Paketfirmen auf, die so wie in Deutschland vom E-Commerce-Boom profitieren. In Deutschland legt das Geschäft mit Paketen auch wegen der Pandemie jährlich um mindestens 15 Prozent zu, die Rekordjagd kennt kein Ende.

Die Aktionäre brauchen sich nicht beklagen: Der Aktienkurs ist in den vergangenen zehn Jahren um 400 Prozent gestiegen. Der Börsenwert liegt bei 68 Milliarden Euro. Und die Langfrist-Strategie hat Appel bereits für die nächsten neun Jahre teilweise festgelegt: Sieben Milliarden Euro werde die Deutsche Post bis 2030 in den Klimaschutz stecken, gab der promovierte Biochemiker im Jahr 2021 den Kurs vor. Das ist ein Drittel dessen, was der Konzern 2020 als freien Cashflow erwirtschaftete, doch ohne Klimaschutz wird die Post massive Probleme in den nächsten Jahren haben.

Mindestens 30 Prozent der Führungspositionen sollen bis 2025 mit Frauen besetzt werden, legte der Vorstand fest. Zumindest Finanzvorstand Melanie Kreis hat einen sicheren Job: Ihr Vertrag gilt noch bis Mai 2027.

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