Konjunktur Deutsche Exporte legen unerwartet stark zu

Wiesbaden/Düsseldorf · So deutlich wie nie seit zwei Jahren stiegen die Ausfuhren. Konzernzahlen bestätigen die eher gute Lage.

Von Reinhard Kowalewsky

Die deutsche Wirtschaft könnte ihre Schwächephase aus dem Sommer möglicherweise schneller überwinden als von vielen Experten erwartet. Darauf deutet hin, dass die Ausfuhren im September um 1,5 Prozent zum Vormonat und um 4,6 Prozent zum September 2018 stiegen, das stärkste Wachstum seit zwei  Jahren. Diese Zahlen veröffentlichte das Statistische Bundesamt am Freitag.  „Das ist eine positive Überraschung“, sagt Roland Döhrn, Konjunkturexperte beim RWI Institut für Wirtschaftsforschung in Essen. Der langjährige Aufschwung in Deutschland sei zwar an seinem Ende, doch es sei keineswegs sicher, dass die gesamte Wirtschaft im dritten Quartal erneut geschrumpft sei, was dann laut Definition eine  Rezession wäre. „Die Nachfrage des Staates und die stabile Beschäftigung sind positive Faktoren. Wenn wir nun eine gewisse Entspannung im Außenhandel sehen, sind das gute Nachrichten.“

Dies sieht auch Carsten Brzeski, so, Chefvolkswirt der ING für Deutschland. „Durch die unerwartete Erholung der Exporte könnte Deutschland eine Rezession in letzter Minute vermieden haben“, sagt er. Besonders die Ausfuhren in die EU-Länder helfen dabei: Sie gingen im September um 5,6 Prozent hoch, wogegen sie zwischen Januar und September nur um 0,1 Prozent gestiegen waren.

Die Börsenkurse zeigen, dass die Lage besser sein könnte als viele Bürger vermuten: Der Börsenindex Dax 30 schwächelte am Freitag zwar leicht, doch der Wert von rund 13.200 Punkten liegt ein Viertel höher als noch im Januar und 15 Prozent höher als im August. Das deutsche Börsenbarometer muss nur drei Prozent steigen, um den bisherigen Höchstwert von 13.600 Punkten im Januar 2018 zu überspringen. „Krise, welche Krise?“, schreibt das „Handelsblatt“.

Mehrere Indikatoren bestätigen die eher gute Lage. Beim Ifo-Geschäftsklimaindex bewerteten die 9000 befragten Unternehmen Ende Oktober ihre Aussichten etwas besser als im Vormonat „Die deutsche Konjunktur stabilisiert sich“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Das Neugeschäft der Industrie legte im September um 1,3 Prozent zu. Und auch mehrere Konzerne meldeten jüngst bessere Zahlen als erwartet: Siemens verdiente zwischen Juli und September 55 Prozent mehr als zur gleichen Zeit im Jahr zuvor, die Telekom erhöhte für 2018 ihre Prognose, BMW; Daimler und VW überraschten mit guten Zahlen. „Trotz Gegenwindentwickeln sich die deutschen Top-Konzerne solide“, kommentiert die Wirtschaftsprüferfirma EY.

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