Düsseldorf Dax und Dow sind Mogelpackungen

Düsseldorf · Breiter ausgerichtete Indizes haben deutlich mehr Aussagekraft als die wichtigsten Kennziffern an den Börsen in Deutschland und den USA. Dennoch gehören Dax und Dow zu den wichtigsten Barometern.

Eigentlich sollte der Verlauf des Deutschen Aktienindex (Dax) die Entwicklung der heimischen Wirtschaft abbilden. Doch davon kann keine Rede sein. Zwar sind in dem Börsenbarometer, bezogen auf die im Streubesitz befindliche Marktkapitalisierung und die Handelsumsätze, die 30 größten und umsatzstärksten Unternehmen enthalten. Da einige Branchen aber nur geringfügig berücksichtigt werden, ist der Dax kein repräsentativer Index.

Die größte Gewichtung entfällt traditionell auf den Finanzbereich. So bringen es die Allianz, Commerzbank, Deutsche Bank und Münchener Rück auf rund 19 Prozent. Dagegen vertritt HeidelbergCement die Bauindustrie mit gerade einmal einem Prozent. Obwohl Lanxess kürzlich durch den Immobilienkonzern Vonovia ersetzt wurde, bleibt die Bedeutung der chemischen Industrie mit BASF und Henkel relativ hoch. Größtes Schwergewicht ist auch nach der letzten Veränderung der Zusammensetzung die Bayer-Aktie, auf die ein Anteil von mehr als zehn Prozent entfällt. Zu den weiteren Dax-Riesen gehören die Deutsche Telekom und SAP. Derweil spielen die beiden Versorger Eon und RWE mit etwas mehr als drei Prozent nur eine Mini-Rolle.

Ein weiteres Argument, warum der Dax nicht als geeigneter Repräsentant der gesamten Konjunktur in Deutschland betrachtet werden kann, liegt in der Umsatzverteilung bei den Konzernen. So erzielen die 30 "Börsen-Bundesligisten" nur noch rund ein Drittel ihrer Erlöse in Deutschland. Der Sportartikelhersteller Adidas und der Industriegase-Spezialist Linde erwirtschaften sogar weniger als zehn Prozent auf dem deutschen Markt. Ähnliche Relationen weist das Dialyseunternehmen Fresenius Medical Care auf.

Das Phänomen, lediglich einen Teil der wirtschaftlichen Entwicklung wiederzugeben, weist auch der viel beachtete Dow Jones Industrial Average auf. Im Dow Jones sind ebenfalls 30 Aktien von US-Gesellschaften enthalten, die an der New Yorker Börse notiert sind. Trotz seiner weltweiten Bekanntheit wird der Index oft kritisiert. Denn seine Zusammensetzung richtet sich nicht hauptsächlich nach quantitativen Kriterien wie etwa dem Marktwert. So wurde etwa mit Apple erst im März des laufenden Jahres das wertvollste Unternehmen der Vereinigten Staaten in den Index aufgenommen. Zahlreiche Firmen aus dem Bereich Informationstechnik wie beispielsweise Google fehlen hingegen nach wie vor.

Im Gegensatz zum Dax handelt es sich beim Dow Jones um einen Index, in den die gezahlten und dann vom jeweiligen Aktienkurs abgeschlagenen Dividenden nicht einfließen. Deshalb eignet sich das Börsenbarometer auch keinesfalls für eine langfristige Bewertung der Performance, wie dies der Dax ermöglicht. Ungeachtet dieser Mängel ist der Dow Jones aber weiterhin der wichtigste Aktienindex, der die Börsen rund um den Globus beeinflusst.

Die mit einigen Nachteilen behafteten Standardindizes legen nahe, dass sich Anleger nicht nur auf deren Verlauf verlassen sollten. Wesentlich aussagekräftiger sind breit angelegte Messgrößen. Dazu gehört in Deutschland der Composite Dax, abgekürzt CDax, der schon im September des Jahres 1993 zusätzlich eingeführt wurde. Darin sind alle an der Frankfurter Börse im General Standard und im Prime Standard notierten deutschen Aktien vertreten. Der CDax wird von der Deutschen Börse als Performance-Index berechnet und gelistet. Ausgangsstichtag für die Berechnung war der 30. Dezember 1987.

(RP)
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