Doping-Skandal Deutscher Eisschnellläufer mutmaßlicher Kunde von Erfurter Arzt Mark S.

Düsseldorf · Ein deutscher Eisschnellläufer soll in den Doping-Skandal um den Erfurter Sportarzt Mark S. verwickelt sein. Das berichtete die ARD-Dopingredaktion am Sonntag. Die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft will sich „zu einem späteren Zeitpunkt“ äußern.

 Ein deutscher Eisschnellläufer soll wohl Kunde von Doping-Arzt Mark S. gewesen sein.

Ein deutscher Eisschnellläufer soll wohl Kunde von Doping-Arzt Mark S. gewesen sein.

Foto: dpa, Patrick Seeger

Der Doping-Skandal um den Erfurter Sportarzt Mark S. ist offenbar endgültig im deutschen Sport angekommen. Wie die ARD-Dopingredaktion am Sonntag berichtete, soll ein deutscher Eisschnellläufer und Olympia-Teilnehmer wiederholt sein Blut vom Erfurter Netzwerk um den seit Ende Februar inhaftierten Mediziner manipuliert haben lassen. Auch weitere involvierte Sportler sollen laut der ARD-Dopingredaktion aus Deutschland kommen.

Die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) zeigte sich am Sonntagabend in einem Statement "bestürzt und geschockt zugleich". Weiter erklärte der Verband: "Dem heute medial erhobenen Verdacht gegen eine/n deutschen Eisschnellläufer/Eisschnellläuferin muss mit allen Mitteln nachgegangen werden. Wir bieten den verschiedenen Ermittlungsinstitutionen unsere volle Unterstützung an."

Eine Chronologie des Doping-Skandals
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Foto: dpa/Jfk

Nach bisherigem Wissensstand sei allerdings "kein/e Athlet/-in unseres Verbandes mit dem beschuldigten Arzt in Kontakt. Aktuell liegen uns keine weiteren Details vor." Die DESG führte aus: "Sportliche Erfolge sind unsere Zielstellung, aber nicht um jeden Preis."

Der Name des betroffenen Eisschnellläufers sei der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) mittlerweile bekannt, so die ARD. Nach Angaben der Schwerpunktstaatsanwaltschaft Dopingkriminalität in München sind derzeit 21 Sportler aus acht europäischen Ländern im Rahmen der "Operation Aderlass" im Visier der Ermittler. In zwölf Ländern, darunter im US-Bundesstaat Hawaii und im Olympiaort Pyeongchang, sollen sie zwischen 2011 und 2019 unter Anleitung des Erfurter Netzwerks Eigenblut-Doping betrieben haben.

Vier der fünf nach derzeitigem Stand involvierten Sportarten sind mittlerweile bekannt: Eisschnelllauf, Leichtathletik, Skilanglauf und Radsport. "Ein nicht unerheblicher Teil der Athleten war im Radsport tätig", sagte Oberstaatsanwalt Kai Gräber der ARD. Möglich, dass auch renommierte Sportler darunter sind, denn Gräber führte aus: "Auch Radsportler sind betroffen, die an großen und langen Rundfahrten teilgenommen haben."

Der Oberstaatsanwalt hatte am Mittwoch bei der Pressekonferenz der Schwerpunktstaatsanwaltschaft von einer "grandiosen Beweislage" gesprochen, die Frage nach betroffenen deutschen Sportlern aber "aus ermittlungstaktischen Gründen" nicht beantworten wollen.

Einschließlich des gefallenen Kronzeugen Johannes Dürr sind bisher neun Sportler aus Österreich, Estland und Kasachstan im Zuge der "Operation Aderlass" aufgeflogen. "Wir werden", sagte Gräber zur Einschätzung, "vielleicht mehr Sportler ermitteln als bei Fuentes, ich denke schon, dass das eine relativ große Geschichte ist." Im angesprochenen Fall des spanischen Mediziners Eufemiano Fuentes galten mehr als 50 Radsportler als des Dopings verdächtig.

Das Ausmaß ist bereits jetzt gigantisch. Gräber hatte am vergangenen Mittwoch von einer "dreistelligen Anzahl von Fällen der Blutentnahme und -rückführung" gesprochen, die seit dem Jahr 2011 und bis zu den nordischen Ski-Weltmeisterschaften im Februar in Seefeld "weltweit stattgefunden" habe. In Erfurt seien "40 bis 50" 500-Milliliter-Blutbeutel gefunden worden, die es nun zuzuordnen gelte.

(sid/eh)
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