Bahnrad-Olympiasiegerin beendet Karriere Welte hat keine Lust mehr auf Quälerei

Harrogate · Nicht mal ein Jahr vor den Sommerspielen in Tokio zieht Olympiasiegerin Miriam Welte einen Schlussstrich unter ihre Karriere. Besonders in Erinnerung bleibt die Pfälzerin als Teamsprintpartnerin von Kristina Vogel.

 Miriam Welte.

Miriam Welte.

Foto: dpa/Jens Büttner

Die Bilder aus London wird Miriam Welte nie vergessen. "Natürlich ist der Olympiasieg mit Abstand das Schönste gewesen, davon kann man ein Leben lang erzählen", sagte die Pfälzerin im SWR-Interview. Erinnerungen sind es durchweg, über die Welte in Zukunft beim Gedanken an ihre sportliche Laufbahn erzählen kann. Am Montag verkündete die 32-Jährige überraschend das sofortige Ende ihre Karriere - knapp ein Jahr vor Olympia in Tokio.

Viele erwarteten, dass Welte sich noch einmal bis zu den Sommerspielen quälen würde, um noch einmal nach Medaillen zu greifen. Doch die frühere Teamsprintpartnerin von Kristina Vogel hatte andere Pläne. "Die letzte Bereitschaft, komplett an die absoluten Grenzen ranzugehen, die ist einfach nicht mehr da", sagte Welte der Rheinpfalz.

Während der letzten Trainingsmaßnahmen sei der Entschluss langsam gereift, erklärte Welte. Sie erkannte, dass ihr das bloße Erlebnis Olympia zum Laufbahnende nicht genügen würde. "Wenn ich nicht mit den hundertprozentigen Quälereien, die man braucht, ins Training reingehen kann", merkte Welte, "dann fahr ich als Tourist nach Tokio. Und das wollt ich nicht. Deswegen hab ich jetzt gesagt: dann reicht's."

Welte traf die Entscheidung nach 13 sehr erfolgreichen Jahren im Hochleistungssport. Neben dem Olympia-Gold vor sieben Jahren in London und Olympia-Bronze 2016 in Rio de Janeiro errang die Bahnsprintspezialistin aus Kaiserslautern sechs Weltmeistertitel und zahlreiche weitere internationale Medaillen, eine Reihe davon an der Seite der seit einem Trainingsunfall im Sommer 2018 querschnittsgelähmten Vogel.

Die Zeit mit Vogel sei "etwas sehr Besonderes gewesen, auch wenn wir Phasen hatten, in denen wir miteinander kämpften", erzählte Welte. Das Erfolgsduo, nach dem Triumph in London als die Golden Girls bezeichnet, prägte eine Ära im deutschen Bahnradsport. "Wir haben uns zusammen den Arsch aufgerissen, wir waren zu einem Team zusammengeschweißt." Dass Vogel ihr Schicksal so bemerkenswert meistert, erfüllt Welte mit Freude. "Sie ist nach wie vor die alte, verrückte Nudel", sagte Welte lachend.

Welte verzichtet nicht nur auf Olympia, sondern auch auf die Bahnrad-Heim-WM im nächsten Jahr in Berlin. "Ich habe immer gesagt, ich möchte den Zeitpunkt selbst entscheiden, nicht dass jemand für mich entscheidet." Leichter machte ihr die Entscheidung vielleicht auch, dass mit Emma Hinze, Lea-Sophie Friedrich und eventuell Pauline Grabosch die Zukunft im Bahnradsprint der Frauen rosig aussieht.

Welte wird künftig wohl als Polizei-Oberkommissarin arbeiten, "wie und wo, darüber ist noch nicht gesprochen worden", sagte sie. Beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) wird ihr Rücktritt naturgemäß bedauert. "Miriam war über Jahre eine unserer erfolgreichsten Athletinnen. Sie hat viel für den deutschen Radsport getan und wird sehr fehlen", sagte Sportdirektor Patrick Moster.

(sid/old)
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