Olympische Winterspiele Jamaikas Bobfahrer vor dem Comeback

Düsseldorf · Durch den Film "Cool Runnings" erreichte die Mannschaft Kultstatus. In Sotschi wird sehr wahrscheinlich zumindest der Zweierbob zum ersten Mal seit 2002 wieder an den Start gehen. Der Manager der Truppe lebt in Düsseldorf.

 Mit dem Schlitten im Sand: Das Bobteam mit seinem deutschen Manager David Vehreschild (l.) und dem kanadischen Trainer Tom Samuel (r.) auf Jamaika.

Mit dem Schlitten im Sand: Das Bobteam mit seinem deutschen Manager David Vehreschild (l.) und dem kanadischen Trainer Tom Samuel (r.) auf Jamaika.

Foto: Vehreschild

In der Videobotschaft hält der Bob-Weltmeister aus Deutschland seinen Pokal in der Hand und richtet die Worte an ein kleines Land in der Karibik. "Hoffentlich seid ihr in Sotschi auch dabei", sagt Maximilian Arndt.

Den kurzen Film hat David Vehreschild vergangenes Jahr bei der Bob-WM in St. Moritz gedreht und zur Motivation für seine Truppe auf deren Facebook-Seite gestellt. Seit rund einem Jahr managt der Düsseldorfer von seiner Fernsehproduktionsfirma an der Rochusstraße aus das wohl kultigste Team der Wintersportwelt, den Jamaika-Bob. An den kuriosen Job ist er durch seine Arbeit gekommen. "Ich habe auf Jamaika gedreht, und so hat sich das ergeben", kürzt er die Geschichte ab.

Durch die US-Komödie "Cool Runnings" wurde die sympathisch-schräge Truppe 1994 weltberühmt. Nach ihrer letzten Olympia-Teilnahme 2002 in Salt Lake City wurde es dann jedoch ruhig um die Exoten. Jetzt steht zumindest der Zweierbob vor dem Comeback in Sotschi. "Die Qualifikation ist zu 95 Prozent geschafft", sagt Vehreschild.

Alles hängt nun vom derzeit laufenden Europa-Cup in St. Moritz ab. Nur wenn dort ein kleines Land wie Serbien am Schluss überraschend weit vorne stehen sollte, sind Pilot Winston Watts und seine Anschieber Marvin Dixon und Wayne Blackwood raus. Die ersten 30 Teams des weltweiten Bob-Rankings fahren nach Sotschi.

Für die Jamaikaner wären die Olympischen Spiele seit langem wieder ein Wettbewerb, den sie in finanzieller Sicht sorgenfrei angehen könnten. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) bezuschusst die Teilnahme. "Wir gehen finanziell immer noch auf dem Zahnfleisch", klagt Vehreschild. Die Sportler leben in Jamaika von der Hand in den Mund, haben große Familien, die sie versorgen müssen. Wenn wieder ein Kind geboren wurde, gibt Vehreschilds Managerkollege Antonio Piredda schon mal ein bisschen Geld aus seiner eigenen Tasche, um auszuhelfen.

Vehreschilds Job ist es daher vor allem, Sponsoren und Partner aufzutreiben. Für das Material haben sich mittlerweile Unterstützer gefunden. Eine Firma aus Traunstein stellte zwei Bobs aus Carbon, ein Essener Helmhersteller den Kopfschutz, ein Sportlogistik-Unternehmen transportiert die Geräte kostenfrei in die ganze Welt. Schwieriger sei es, Gelder zu akquirieren, sagt der 41-Jährige: "Unternehmen wollen in Gewinner investieren, und das sind wir nicht." Da helfe auch der Sympathie-Faktor der Mannschaft wenig.

Vielen sei zudem gar nicht bewusst, dass es das Team aus dem Film wirklich gibt — wenn auch mit einer neuen Generation von Bobfahrern. Erst vor kurzem, erzählt Vehreschild, habe er bei einer Veranstaltung Borussia Dortmunds Fußballprofi Sven Bender getroffen, der ganz erstaunt war, als Vehreschild von seinem Job erzählte. "Ich dachte, die gibt's nur im Film", habe Bender gesagt. Vehreschild antworte schlagfertig: "Und ich dachte, Sie gibt's nur im Fernsehen."

Ihre Trainingseinheiten absolvieren die Jamaikaner im amerikanischen Park City, Trainer Tom Samuel ist Kanadier. Im Team prallen schon mal die unterschiedlichen Mentalitäten aufeinander. "Die Pünktlichkeit ist gar nicht so das große Problem", sagte Vehreschild. Schwierig sei aber eine langfristige Organisation mit den entspannten Karibik-Insulanern. "Eine Planung für das nächste oder übernächste Rennen ist quasi unmöglich", sagt der Manager.

(RP)
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