Curler reist mit 48 Jahren nach Sotschi Millionär Jahr — Deutschlands Olympia-Opa

Düsseldorf · Mit 48 Jahren ist Curler John Jahr der älteste Sportler im deutschen Olympia-Team. Mit der Mannschaft des CC Hamburg will er sich am Wochenende bei den deutschen Meisterschaften auch noch den WM-Startplatz sichern. Danach soll Schluss sein.

John Jahr – Deutschlands ältester Olympia-Starter
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John Jahr ist der unumstrittene Star der deutschen Curler. Und er genießt es. Mit 48 Jahren ist der Enkel des gleichnamigen Verlegers John Jahr (Gruner + Jahr) das älteste Mitglied der deutschen Olympia-Mannschaft für Sotschi. Und er ist Millionär. Er schmunzelt, wenn die Sprache auf seinen familiären Hintergrund kommt. Sein Vater gründete den Curling Club Hamburg, nun qualifizierte sich der Sohn mit seinen vier Mitspielern als erste rein Hamburger Mannschaft für die Winterspiele.

Für das große Ziel Olympia ist Jahr zum Vollzeit-Curler geworden. Auch die Familie mit drei Kindern musste hinten anstehen. "In den letzten zwei Saisons haben wir alles professionalisiert, mit dem Athletiktrainer vom Olympiastützpunkt und dem Mental-Coach Thorsten Weidig", erzählt der Skip — und serviert sogar den Kaffee in der Klub-Gaststätte. Der Klubwirt sei gerade abhanden gekommen, erzählt er lachend und steckt sich eine Zigarette an.

Comeback nach jahrelanger Pause

Acht, neun Jahre hat er mit dem Curlen pausiert, dann hat es ihn noch einmal gereizt und er kam vor zwei Jahren zurück. Trotz des Millionenvermögens legte der Betriebswirt selten in seinem Leben die Füße hoch. Er gründete einen Immobilienkonzern, verwaltet das Vermögen seiner Schwester und Mutter und ist Gesellschafter der Spielbanken in Wiesbaden und Hamburg. Die geschäftlichen Verpflichtungen stehen seit einem Jahr hinten an.

Was zeichnet den Kapitän aus, der den Nischensport nach dem Abstieg aus der A-Gruppe in Europa aus der Bedeutungslosigkeit wieder nach oben führte? "Seine Souveränität. Er ist dem Gegner gegenüber kein bisschen unsicher. Er strahlt Selbstbewusstsein aus", erzählt Mitspieler Felix Schulze. "Wenn er Entscheidungen trifft, werden sie von uns akzeptiert." Jahr ist kein leiser Kapitän, er brüllt seine taktischen Anweisungen laut durch die Halle.

"Die Faszination unseres Sports ist der Teamgeist. In einer Fußball-Mannschaft gibt es auch immer einen, der nicht so gut drauf ist. Das geht im Curling schwer", sagt Jahr. Da der Skip seine Kameraden ganz genau kennen muss, werden eingespielte Vereinsmannschaften statt zusammengewürfelte Nationalteams zu den großen Meisterschaften geschickt.

Nach der Qualifikation für die Winterspiele haben die Norddeutschen zwei Tage gefeiert. Dann ging die Vorbereitung für Sotschi los. Am kommenden Wochenende wollen sie zum dritten Mal in Serie deutscher Meister werden und sich das Ticket für die WM im April in Peking holen. "Danach ist für mich Schluss. Was soll dann noch kommen?", fragt Jahr.

Doch zunächst geht der Blick Richtung Olympia. In zwei Wochen kommt die Hälfte der zehn qualifizierten Teams in die Hansestadt, es wird eine kleine Generalprobe geben. "Die meisten sind Berufsspieler.
Wir haben alle schon einmal geschlagen, aber bei Olympia wird es sehr hart", meint Jahr. Dabeisein ist für die ambitionierten Curler nicht alles. Sie wollen mit ihrem konzentrierten Spiel begeistern und die eine oder andere Überraschung schaffen. Wir wollen gut mitspielen, dass wir Medaillenkandidaten sind, würden wir zurückstellen."

(dpa)
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