Olympia-Qualifikation Handballerinnen lösen Ticket für Peking

Leipzig (RPO). Die deutschen Handballerinnen fahren erstmals seit zwölf Jahren wieder zu den Olympischen Spielen. Beim Ausscheidungsturnier in Leipzig gewann die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) auch das dritte Spiel gegen Kuba (37:21) und lösten das Ticket für Peking.

 Grit Jurack jubelt über das Olympia-Ticket.

Grit Jurack jubelt über das Olympia-Ticket.

Foto: AP, AP

Nach swn Siegen gegen Schweden (27:26), Kroatien (22:16) und Kuba soll im August der Traum von der ersten Olympia-Medaille seit 1980 (Bronze für die DDR in Moskau) in Erfüllung gehen.

"Wir haben ein tolles Team. Wir fahren selbstbewusst nach Peking und müssen uns vor niemandem in der Welt verstecken", sagte Nadine Krause. Die Welthandballerin hatte mit ihren Toren ebenso wie Teamkapitän Grit Jurack großen Anteil daran, dass die Nerven-Tortur für die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) ein glückliches Ende fand und die Frauen ihre Weltmeister-Kollegen nach China begleiten können.

"Ich wünsche mir nicht nur zwei Medaillen - ich erwarte sie", sagte DHB-Präsident Ulrich Strombach: "Unsere Medaillen sind doch vom Deutschen Olympischen Sportbund fest eingeplant." Bundestrainer Armin Emrich war zufrieden: "Unser Etappenziel ist erreicht."

Geplatzt ist der Olympia-Traum für Rechtsaußen Ulrike Stange vom HC Leipzig, die 23-Jährige erlitt im letzten Match einen Kreuzbandriss im rechten Knie und fällt bis Ende des Jahres aus. Anfang März hatte sich Dänemark-Legionärin Nora Reiche bereits ebenfalls einen Kreuzbandriss zugezogen.

Der weitgehend fehlende spielerische Glanz tat der Stimmung keinen Abbruch. "Wir haben unglaublich schlecht gespielt, aber das ist jetzt vollkommen egal. Wir fahren zu den Olympischen Spielen. Darauf musste ich 12 Jahre warten - viel zu lange", schilderte Jurack nach dem nur am Ende deutlichen und entscheidenden Sieg gegen Kroatien mit Tränen in den Augen ihre Gefühle: "Ich konnte mich in den letzten Minuten überhaupt nicht mehr konzentrieren. Mal wollte ich jubeln, mal heulen. Der Druck war ungeheuer."

Die in 255 Länderspielen gestählte Leipzigerin, die seit Jahren als Profi im dänischen Viborg ihr Geld verdient, hat als einzige Spielerin des aktuellen Kaders Olympia-Erfahrung - mit insgesamt 18 Treffern war sie erfolgreichste deutsche Schützin in Leipzig.

"Das wäre ein falsches Zeichen"

In Atlanta stand sie als 18-Jährige in der Auswahl des damaligen Olympia-Sechsten. Jetzt hofft Jurack nur, dass nicht noch ein Boykott ihr olympisches Comeback verhindert: "Das wäre ein absolut falsches Zeichen, wenn wir Sportler unter der politischen Situation in China leiden müssten."

Das betonte auch Strombach, der seine beiden für Peking qualifizierten Handball-Teams "nicht dazu berufen" sieht, "die Fehler der Politik zu reparieren. Für uns steht ein Olympia-Boykott überhaupt nicht zur Debatte." Strombach kündigte an, dass sich seine beiden erfolgreichen Handball-Mannschaften am 26./27. Juli in Köln und Halle/Westfalen in Doppelveranstaltungen nochmal den heimischen Fans präsentieren werden. Wunschgegner dabei sind Männer-Olympiasieger Kroatien und Russland.

Im Herbst könnte dann der DHB bereits den Zuschlag für die EM 2012 für Männer und Frauen erhalten, für deren Ausrichtung er sich laut Strombach "erstklassige Chancen" ausrechnet: "Handball boomt weiter, und mit der Olympia-Qualifikation in Leipzig haben unsere Frauen ihren Beitrag dazu geleistet."

(sid)
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