Klöden gibt bei der Tour auf

Auf der 13. Etappe muss der in den Tagen zuvor zweimal gestürzte deutsche Radprofi den Schmerzen Tribut zollen. Den Tagessieg sichert sich der norwegische Weltmeister Hushovd.

Lourdes (dapd) Andreas Klöden gab auf, die Topfavoriten gönnten sich eine Verschnaufpause – stattdessen schlug im Wallfahrtsort Lourdes die Stunde von Weltmeister Thor Hushovd. Mit dem Erfolg auf der zweite Pyrenäen-Etappe vor David Moncoutie und Jeremy Roy verhinderte der Norweger den ersten französischen Sieg bei dieser Tour. Die Anwärter auf die Podiumsplätze in Paris erreichten wie der angeschlagene deutsche Hoffnungsträger Tony Martin allesamt mit einem Rückstand von 7:37 Minuten das Ziel.

"Das ist einer der größten Momente meiner Karriere. Mit dem Regenbogentrikot über den Aubisque und dann die Etappe gewinnen", sagte Hushovd: "Ich war schon froh, überhaupt in der Ausreißergruppe gewesen zu sein. Und dann gelingt mir noch der Sieg." Zur Freude der französischen Radsport-Fans bleibt Thomas Voeckler auch nach dem zweiten Teil der Pyrenäen-Trilogie im Gelben Trikot des Gesamt-Ersten. Der Elsässer liegt weiterhin 1:49 Minuten vor dem Luxemburger Frank Schleck.

Für Klöden ist die Tour der Leiden beendet. Unter starken Schmerzen stieg der Tour-Zweite von 2004 und 2006 auf der 13. Etappe vom Rad. Tagelang hatte sich der Routinier mit starken Rückenschmerzen gequält und auf der ersten Bergetappe am Donnerstag fast neun Minuten eingebüßt. "Irgendwann ist es einfach mehr Pech, als ein Mensch ertragen kann", sagte RadioShack-Teamchef Johan Bruyneel.

Am vergangenen Sonntag hatte Klöden bei einem Massensturz einen großen Bluterguss am Rücken erlitten. Zu allem Überfluss kam der Sachse dann auf der zwölften Etappe nach Luz Ardiden erneut zu Fall und verletzte sich dabei an Arm und Schulter. Trotzdem ging der 36-Jährige gestern noch einmal an den Start. 30 Kilometer später kapitulierte er vor den Schmerzen, nachdem er das Tempo des Feldes nicht mehr mitgehen konnte. Die Betreuer mussten den Wahl-Schweizer sogar vom Rad helfen, er konnte ohne fremde Hilfe nicht aus den Pedalen ausklicken. Martin, der unter einer Stirnhöhlenentzündung leidet, kämpfte sich dagegen ins Ziel. "Ich hatte wieder schwere Beine. Das war alles andere als leichtfüßig. Ich bin zufrieden, dass ich solide ins Ziel gekommen bin", sagte Martin.

Klöden ersparte sich den beschwerlichen Aufstieg zum 1709 Meter hohen Col d'Aubisque, einem Berg der höchsten Kategorie. Ohne seine Verletzungen hätte er mit den Stars der Szene sicher Schritt gehalten, denn angesichts der gut 40 Kilometer langen Abfahrt in Richtung Lourdes verzichteten Schleck und Co. auf Attacken.

Die Gunst der Stunde nutzte Hushovd. Der Norweger war nach gut 50 Kilometern mit neun weiteren Fahrern ausgerissen. Zwischenzeitlich hatte die Fluchtgruppe, die am Aubisque auseinanderfiel, über sieben Minuten Vorsprung. Hushovd überquerte eine Minute hinter Roy den Gipfel, machte den Rückstand auf den letzten 40 Kilometern noch wett.

Heute dürfte es zum Abschluss der Pyrenäen noch einmal zur Sache gehen, wenn die Bergankunft zum Plateau de Beille auf dem Programm steht. 7,9 Prozent Steigung weist der 15,8 km lange Schlussanstieg auf und statistisch gesehen steht am Ende der Etappe der Toursieger fest. Bisher hat jeder Fahrer, der auf dem Plateau gewonnen hat, auch die Rundfahrt für sich entschieden. Den Anfang machte der inzwischen verstorbene Marco Pantani (Italien/1998), es folgten Lance Armstrong (USA/2002, 2004) und der Spanier Alberto Contador (2007).

(RP)
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