Nicht protokollgerecht IOC gegen Pläne von Salt Lake City

Dakar/Salt Lake City (dpa). Ein Jahr vor Eröffnung der Olympischen Winterspiele am 8. Februar 2002 hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) einer Reihe von Vorschlägen des Organisationskomitee von Salt Lake City (SLOC) eine Absage erteilt. Zum Abschluss seiner dreitägigen Sitzung im westafrikanischen am Mittwoch in Dakar verschob das IOC-Exekutivkomitee zum zweiten Mal eine Entscheidung über eine Veränderung der olympischen Siegerzeremonie. Nach einem Antrag der Athleten-Kommission sollen künftig vor den Goldmedaillen-Gewinnern erst die Dritt- und Zweitplatzierten ausgezeichnet werden.

SLOC-Chef Mit Romney hatte vorgeschlagen, alle Athleten bei der Eröffnungszeremonie den Olympischen Eid sprechen zu lassen. Der Tradition entsprechend wird das Gelöbnis zum Fair Play von einem Athleten vorgetragen. Jeder Mannschaft sollte nach ihrem Einmarsch in das Olympiastadion die Möglichkeit gegeben werden, ein kurzes Grußwort zu sprechen. Für den Vorabend des Schlusstages hatte SLOC eine Show mit Eiskunstlauf-Profis geplant. Zudem sollten die Sportler bei der Schlussfeier am 24. Februar nach Sportarten geordnet einmarschieren.

Die IOC-Spitze lehnte diese Vorschläge unter Hinweis auf die Olympischen Regeln ab. "Wir sind immer bereit, über neue Ideen zu sprechen. Doch sie müssen mit der Charta übereinstimmen", sagte IOC- Vizepräsident Thomas Bach. So blieb als einzige Änderung gegenüber bisherigen Olympischen Spielen übrig, dass in Salt Lake City die etwa 2500 Athleten gleich zu Beginn der Eröffnung einmarschieren dürfen, um die Feier ganz miterleben zu können.

Noch keine Übereinstimmung erzielten das 15-köpfige Exekutivkomitee über eine Änderung der Medaillenübergabe. Die bereits im Dezember vertagte Entscheidung soll nun bei der nächsten Sitzung der Exekutive Anfang Mai in Lausanne fallen. Die Athleten wollen mit ihrem Antrag erreichen, dass die Zweit- und Drittplatzierten mehr als bisher gewürdigt werden. Dafür spricht sich auch IOC-Vizepräsident Thomas Bach (Tauberbischofsheim) aus, der 1976 mit der Degen- Mannschaft olympisches Gold gewonnen hatte: "Für den Olympiasieger bliebe genug an Anerkennung übrig. Ein olympischer Champion zu sein, bedeutet mehr, als für zehn Sekunden allein auf dem Podium stehen zu können." Traditionalisten in der IOC-Führung argumentieren, ein Olympiasieger sollte das Vorrecht behalten, zunächst allein auf dem Podest stehen zu dürfen.

Sollte Salt Lake Citys Etat von 1,319 Milliarden Dollar nicht ganz ausgeglichen werden können, würde das IOC 500 000 Dollar Zuschuss für ein temporäres Dopingkontroll-Labor während der Winterspiele in der Olympiastadt gewähren. Das IOC hatte "aus praktischen Gründen" den Vorschlag von SLOC abgelehnt, die Tests im Labor von Los Angeles vornehmen zu lassen. Dem Organisationskomitee fehlen noch 66 Millionen Dollar zum Ausgleich.

Das Organisationskomitee wurde am Donnerstag erneut vom Korruptionsskandal eingeholt. Für den Tag genau ein Jahr vor Eröffnung, den Salt Lake City mit Feiern und Feuerwerk begehen wollte, war vor einem Bundesgericht die Anhörung von Tom Welch und Dave Johnson angesetzt worden. Die beiden Chefs des Bewerbungskomitees stehen unter der Anklage, für mehr als eine Million Dollar IOC-Stimmen gekauft zu haben. Welch und Johnson wollen den für den Juni angesetzten Prozess verhindern. Sie argumentieren, eine derartige Beeinflussung von IOC-Mitgliedern sei üblich und deshalb keine kriminelle Handlung gewesen.

IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch hatte am Mittwoch zum Abschluss der dreitägigen IOC-Sitzungen in Dakar erklärt, "der Skandal ist für das IOC beendet". Es würde "nicht besonders akzeptabel sein, wenn der Prozess bis in die Winterspiele hinein läuft". Doch dies sei "nicht unser Problem. Es ist das Problem von Salt Lake City". Er hoffe, dass es noch vor den Spielen gelöst werden könne.

(RPO Archiv)
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