Handball-Nationalspieler klagt über zu hohe Belastung Hendrik Pekeler erntet scharfe Kritik von höchster Stelle

Hamburg · Vor dem Bundesliga-Kracher zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel sorgt Hendrik Pekeler für Schlagzeilen. Der meinungsstarke Nationalspieler beklagt die hohen Belastungen für Handballer - und erntet dafür scharfe Kritik von höchster Stelle.

 Hendrik Pekeler im Duell mit der Abwehr de SC Magdeburg.

Hendrik Pekeler im Duell mit der Abwehr de SC Magdeburg.

Foto: dpa/Ronny Hartmann

Die Replik des DHB-Präsidenten hatte es in sich. Und fiel bemerkenswert scharf aus. "Das ist Unsinn, er hat da etwas gesagt, ohne die Tatsachen zu kennen. Die Belastung ist nicht höher als sonst", sagte Verbandsboss Andreas Michelmann bei einer vom WDR organisierten Veranstaltung in Köln und kanzelte die Kritik von Nationalspieler Hendrik Pekeler an den deutschen Handball-Funktionären damit energisch ab.

Michelmann betonte, dass er den Abwehrchef der Nationalmannschaft überaus schätze, mit seiner pauschalen und undifferenzierten Kritik sei er aber deutlich über das Ziel hinausgeschossen.

Pekeler hatte es vor dem Liga-Kracher zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel am Samstag (18.10 Uhr/ARD und Sky) doch tatsächlich gewagt, die hohen Belastungen für Profis in der Bundesliga öffentlich anzuprangern und seine Sorgen um die Gesundheit der Spieler zum Ausdruck zu bringen. "Hier wird schon lange nicht mehr im Interesse der Sportler, sondern nur der Funktionäre entschieden", sagte Pekeler via Sport Bild.

Michelmann sagte nun aber, dass die Termine in Liga, DHB-Pokal und für die Nationalmannschaft seit Jahren gleich geblieben seien, lediglich die Champions League eine zusätzliche Belastung darstelle. Diese wäre aber gerade für die deutschen Klubs eine notwendige und daher willkommene Einnahmequelle, um die Gehälter der Spieler zu refinanzieren.

Überraschend war die bemerkenswert heftige Reaktion des Verbandschefs, der sich sonst von Klub-Belangen eher fernhält, vor allem deshalb, weil die Kritik Pekelers inhaltlich keinesfalls neu ist. Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer, selbst bei Paris St. Germain in Frankreich unter Vertrag, hatte schon vor Wochen auf die deutsche Problematik hingewiesen. Von einer Replik, oder gar einer Rüge, ist bis heute nichts überliefert.

Pekeler ist ein Typ mit Ecken und Kanten, der für seine klare, direkte Art bekannt, bei einigen sogar berüchtigt ist. Der Kreisläufer des THW Kiel sagt, was er denkt - und kann auch Kritik an seiner Person gut aushalten. Das war schon bei der EM zu Jahresbeginn in Kroatien so. Mit seinen Aussagen, zusammen mit Patrick Wiencek auf eigene Faust das Deckungssystem während eines Vorrundenspiels geändert zu haben, löste Pekeler einen kleinen Medien-Tsunami aus, von einer "Mini-Meuterei" gegen Bundestrainer Christian Prokop war schnell die Rede.

Auch der aktuelle Vorstoß sorgt in der Szene für Schlagzeilen, die unverblümten Worte des 2,03-m-Hünen haben es in sich. "Wer in Deutschland spielt, ist nach der Saison körperlich am Ende. In den entscheidenden Saisonphasen können wir die Leistungen nicht mehr abrufen", sagte Pekeler, der vor der Saison von den Löwen nach Kiel gewechselt war.

Michelmann konterte, dass sowohl beim Verband als auch innerhalb der Liga seit Jahren über eine Reduzierung der Bundesligaklubs von 18 auf 14 diskutiert werde, die meisten Vereine aber auch aus Eigeninteresse nichts am Status Quo verändern wollen.

Übrigens: Auch das letzte Aufeinandertreffen der beiden Handball-Schwergewichte Kiel und Löwen war von großem Getöse begleitet worden. Im März mussten die Mannheimer wegen Termin-Streitigkeiten zwischen den Verbänden zeitgleich in Liga und Champions League antreten. Dies kommt in diesem Jahr nicht mehr vor - vielleicht ein gutes Omen für den schwelenden Konflikt beim Thema Überbelastung.

(lt/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort