Handball-Bundesliga Der Abend der Siebenmeter-Paraden

Solingen / Wetzlar · Der Bergische HC setzt seine kleine Erfolgsserie fort. Das 27:25 (12:10) bei der HSG Wetzlar bedeutet den vierten Sieg nacheinander.

 Durch Zufall rückte Leos Petrovsky nach wenigen Minuten an den Kreis.Der Tscheche erzielte in dieser Szene mit dem ersten Ballkontakt sogleich das 2:2.

Durch Zufall rückte Leos Petrovsky nach wenigen Minuten an den Kreis.Der Tscheche erzielte in dieser Szene mit dem ersten Ballkontakt sogleich das 2:2.

Foto: imago/Jan Huebner/Jan Huebner/Vogler

Fast 40 Minuten lang kontrollierte der Bergische HC die Auswärtspartie in Wetzlar. Nach dem 19:13 leistete sich der Handball-Erstligist eine Schwächephase, um rechtzeitig wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren. Die Partie im Spielfilm.

7. Minute Mit einer ungewohnten Startformation geht der Bergische HC die Aufgabe in Wetzlar an. Für den mit einer Erkältung geschwächten Arnor Gunnrasson beginnt Yannick Fraatz auf Rechtsaußen. Im Rückraum stehen neben Bogdan Criciotoiu die beiden Mittelleute Tomas Babak und Linus Arnesson gleichzeitig auf dem Feld. Nach nur wenigen Minuten rückt zudem Leos Petrovsky für Max Darj an den Kreis, dessen Trikot zerrissen ist. Mit seinem ersten Ballkontakt vollendet der Tscheche zum 2:2 (7.).

12. Minute Bastian Rutschmann wechselt für den ersten Siebenmeter des Spiels zwischen die Pfosten. Der BHC-Keeper hält gegen Maximilian Holst. Zwei Angriffe später stehen sich beide Protagonisten zum nächsten Strafwurf-Duell gegenüber – dieses Mal trifft der Wetzlarer zum 4:4.

17. Minute Jedes Mal, wenn der BHC sein Tempospiel aufziehen kann, ist ein Tor garantiert. Tomas Babak hechtet zwischen einen Pass, landet auf den Boden und leitet den Schnellangriff von dort aus über Csaba Szücs ein. Zwei Stationen weiter schließt Max Darj zum 6:5 ab. Die von Jeffrey Boomhouwer erzielte 7:6-Führung bedeutet den vierten verwerteten Tempogegenstoß. Der Positionsangriff gegen die defensiv agierende HSG-Deckung wirkt im Vergleich dazu sehr kontrolliert – immer nah an der Gefahr des Zeitspiels.

25. Minute Gleiches gilt auch für die Gegenseite. Die Wetzlarer müssen den Ball lange in ihren Reihen laufen lassen, bis sie irgendwann eine Lücke in der kompakten BHC-Abwehr finden. Die Treffer fallen bis zum 8:10 (25.) aus dem Rückraum oder resultieren aus beherzten Sololäufen. Dass der BHC zu diesem Zeitpunkt mit zwei Treffern führt, basiert auch auf den zweiten von Christopher Rudeck gehalten Siebenmeter.

30. Minute Weil der Abend der Strafwurf-Paraden seine Fortsetzung findet, verpassen es die Bergischen, ihre Vier-Tore-Führung in die Halbzeitpause zu transportieren. Dieses Mal scheitert Arnor Gunnarsson an HSG-Schlussmann Till Klimke, so dass Stefan Cavor 15 Sekunden vor dem Seitenwechsel zum 10:12 verkürzen kann.

37. Minute Tempogegenstoß, Schnelle Mitte, Zweite Welle – der BHC erwischt die Wetzlarer zu Beginn der zweiten Hälfte mehrfach in deren Rückwärtsbewegung oder Ballverlusten mit cleveren Aktionen. Nutznießer ist einer, der in dieser Saison bislang wenig in Aktion treten durfte: Yannick Fraatz erzielt binnen sechs Minuten seine Treffer zwei bis vier. Mit etwas mehr Wurfglück von Maximilian Bettin (zwei Pfostentreffer) hätte der BHC bei der zweiten HSG-Auszeit durchaus höher als mit 18:12 führen können.

42. Minute Die scheinbar komfortable Sechs-Tore-Fühung schmilzt binnen zwei Minuten auf 16:19 – mit drei Treffern in Serie von Anton Lindskog (2) und Lars Weissgerber. Der BHC hat Glück, dass das Spiel in diesem Moment nicht kippt. Der eingewechselte HSG-Keeper Nikola Marinovic leitet einen Schnellangriff mit einem Pass ins Seitenaus ein, im Folgeangriff pariert Christopher Rudeck einen freien Ball von Olle Schefvert.

50. Minute Dem BHC fehlen plötzlich die Durchschlagskraft und die Ideen in der Offensive. Mit dem ersten Tempogegenstoß-Treffer auf Wetzlarer Seite verkürzt Maximilian Holst auf 19:20. Keine drei Minuten später haben sich die Mittelhessen sogar die Führung erkämpft, weil nun den Löwen die Fehler unterlaufen (52. / 22:21). Löwen-Coach Sebastian Hinze wird später analysieren, dass sein Team zu ungeduldig gewesen sei: „Wir haben im Spiel mit Rafael Baena am Kreis zu früh die Anspiele gesucht“. Zudem habe die Abwehr lange Zeit benötigt, um Joao Ferraz in den Griff zu bekommen.

60. Minute Tomas Babak dreht rechtzeitig auf und bringt sein Team in der Schlussminute mit seinem vierten Treffer mit 26:25 in Führung. Der letzte Angriff der Wetzlarer endet mit einem Fehlpass ins Seitenaus. So setzt Yannick Fraatz den Schlusspunkt zum 27:25-Erfolg.

Den vierten Löwen-Sieg in Serie bezeichnete HSG-Coach Kai Wandschneider im Übrigen als verdient, „weil meine Mannschaft oftmals den Eindruck erweckt hat, wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen durch die Halle zu laufen“. Er habe in seinem Kader keinen Akteur ausgemacht, der stabil aufgetreten wäre. „Der BHC war mental stärker“, lobte Wandschneider der Kontrahenten, der vorübergehend auf Tabellenrang vier vorgerückt ist.

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