Deutschland im WM-Achtelfinale Algerien soll auf dem Weg nach Rio nur Zwischenstation sein

Recife · Das Minimalziel ist mit dem Gruppensieg erreicht. Für die deutsche Mannschaft beginnt die WM mit dem Achtelfinale gegen Algerien erst so richtig. Die Nordafrikaner sollen nur Zwischenstation auf dem Weg zum WM-Finale in Rio de Janeiro sein.

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An der Poolbar im Campo Bahia gab es nur noch ein Thema: Algerien. Schnell gehörte das emotionale Wiedersehen mit Jürgen Klinsmann der Vergangenheit an. Unmittelbar nach der Rückkehr aus Recife stimmte sich die deutsche Nationalmannschaft beim ein oder anderen Bierchen auf den Achtelfinal-Gegner und das erste K.o.-Spiel am Montag (22 Uhr MESZ/Live-Ticker) in Porto Alegre ein.

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Auch Bundestrainer Joachim Löw hielt sich gar nicht mehr lange mit dem 1:0 (0:0) gegen die USA und dem Duell mit seinem früheren Chef beim verregneten Gruppen-Finale auf. Stattdessen begann der 54-Jährige mit seinem Stab sofort, einen Masterplan für das Duell gegen die Nordafrikaner zu erarbeiten.

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"Bei einer Weltmeisterschaft gibt es keine Wunschgegner, auch keine einfachen Gegner, schon gar nicht in den K.o.-Spielen. Dass die Algerier unbequem sind, haben sie bewiesen. Wir schauen aber in erster Linie auf uns", sagte Löw und gönnte seiner Mannschaft nach einer lockeren Einheit am Freitagvormittag einen freien Nachmittag mit den Familien.

Zuvor hatte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach die DFB-Auswahl beim Rückflug von Recife nach Porto Seguro auf knapp 10.000 Metern Höhe auf die kommenden Aufgaben eingeschworen. Man sei zwar auf Kurs, "aber das ist kein Grund, sich zurückzulehnen", sagte Niersbach und erinnerte das Team an die WM 2010, als es im Achtel- und Viertelfinale (4:1 gegen England und 4:0 gegen Argentinien) eine "Initialzündung" gegeben habe.

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Foto: dpa

Daran will die Mannschaft anknüpfen. Von Euphorie oder Selbstzufriedenheit war deshalb beim gemeinsamen Abendessen nach der Rückkehr am Donnerstagabend im Campo Bahia nichts zu spüren.

"Mit der K.o.-Phase geht das Turnier richtig los. Jetzt können Kleinigkeiten entscheiden", sagte Routinier Miroslav Klose (36), der nach inzwischen 21 WM-Spielen genau weiß, auf was es ankommt: "Das ist jetzt vor allem eine Kopfsache. Die Mannschaften mit dem größten Herz kommen weiter. Das hat dieses Turnier schon gezeigt."

Der Optimismus ist im DFB-Team nach der recht souveränen Gruppenphase nach wie vor groß. "Wir haben einen riesigen Ehrgeiz, der uns noch weit bringen kann", meinte Torjäger Thomas Müller, der das DFB-Team mit seinem vierten WM-Tor (55.) zum Gruppensieg geschossen hatte.

Auch Kapitän Philipp Lahm will im bisherigen Turnierverlauf noch keine Mannschaft gesehen haben, "die wir nicht schlagen können". Algerien inklusive. Man sei ohnehin nicht nach Brasilien gekommen, um nur das Achtelfinale zu erreichen, ergänzte Mesut Özil: "Wir wollen den Titel gewinnen."

Zwei Spiele gegen Algerien, zwei Niederlagen

Doch Löw weiß aus den bitteren Erfahrungen der vergangenen Turniere, dass der Traum auch ganz schnell vorbei sein kann — zumal es in bisher zwei Spielen gegen Algerien (1964/0:2 und WM 1982/1:2) zwei Niederlagen gab. "Da geht es um alles oder nichts, darum, ob man gewinnt oder nach Hause fährt. Das erhöht natürlich die Brisanz und Dynamik", sagte er.

Doch nach Hause will am kommenden Dienstag noch niemand. Man habe ja schließlich "noch Großes vor", wie Lukas Podolski unterstrich. Das nächste Zwischenziel ist deshalb ganz klar das Viertelfinale gegen Frankreich oder Nigeria am 4. Juli - im legendären Maracana-Stadion in Rio de Janeiro. Da könne man dann schon ein bisschen "Endspiel-Feeling" aufsaugen, hatte Teammanager Oliver Bierhoff bereits vor dem USA-Spiel betont.

Immerhin hatte die durch das Wiedersehen von Löw und Klinsmann äußerst prestigegeladene Partie einige Fortschritte gebracht. Vor allem das Mittelfeld um Chef Bastian Schweinsteiger funktionierte wesentlich besser als gegen Ghana (2:2). Das sei "sehr stark" gewesen, lobte Löw das eingespielte Bayern-Trio mit Schweinsteiger, dem verbesserten Lahm und Toni Kroos: "Wir haben im Mittelfeld das Spiel beherrscht und gut Druck gemacht."

Ein Extra-Lob für Schweinsteiger (29) gab es auch vom Torschützen. "Basti hat gleich gezeigt, wer Herr im Haus ist. Man hat seine Qualitäten gesehen. Ich werde die Diskussionen, die es gab und die nächsten Jahre noch geben wird, nie verstehen", sagte Thomas Müller.

Allerdings wollte sich selbst Löw trotz der eindrucksvollen Vorstellung von Schweinsteiger für das Algerien-Spiel noch nicht festlegen. Immerhin sprach sich Torwart Manuel Neuer dafür aus, dem Bayern-Block eine weitere Chance zu geben. "Die kennen genau die Abläufe, die Automatismen funktionieren", sagte der 28-Jährige. Schweini gebe "den Rhythmus vor, er diktiert das Spiel. Das ist für uns sehr positiv."

(sid)
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