Neuntes Tor im neunten WM-Spiel "Balljunge" Müller schon jetzt besser als Maradona

Recife · Mit seinem Siegtreffer hat Thomas Müller in der ewigen WM-Torjägerliste Diego Maradona überholt. Müller kann ebenso wie Miroslav Klose bei der WM noch in die Geschichtsbücher eingehen.

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Im März vor der WM 2010 hielt Diego Maradona Thomas Müller noch für einen Balljungen. Vier Jahre später hat genau dieser Müller Argentiniens Fußball-Idol in der ewigen WM-Torjägerliste überholt und lacht sich auch wegen damals ins Fäustchen.

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"Bitte nicht", wiegelte Müller nach seinem 1:0 (0:0)-Siegtreffer für die deutsche Nationalmannschaft gegen die USA im letzten WM-Gruppenspiel ab. Mit der für seine Affären gleichermaßen berühmten wie berüchtigten Hand Gottes wolle er nun wirklich nicht verglichen werden, ließ er nach seinem neunten WM-Treffer in seinem neunten WM-Spiel wissen. "Wenn Sie hier nicht aufpassen, werden Sie noch zur Legende", sagte ein ZDF-Reporter Müller nach der Partie. Und der Angreifer antwortete in typischer Müller-Manier: "Dann pass ich lieber nicht auf."

Dabei konnte sich der 24-Jährige, der ein Jahr nach dem Abitur seine Jugendliebe Lisa geheiratet hat und seitdem als Schwarm aller Schwiegermütter ein skandalfreies Fußballerleben führt, ein Grinsen nicht verkneifen. Während er nämlich auf den geteilten 13. Rang in der WM-Torjägerliste vorrückte, fiel der Gaucho-Goldjunge mit seinen nur acht Toren in 21 WM-Einsätzen auf den 24. Platz zurück.

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Maradona hatte vor vier Jahren bei einer Pressekonferenz in München noch die Nase gerümpft, als neben ihm auf dem Podium ein junger unbekannter Kerl Platz genommen hatte, den er für einen Balljungen hielt. Wenige Monate später war dieser Typ namens Müller dann WM-Torschützenkönig in Südafrika.

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Foto: dpa

Nach dem 4:0 gegen Portugal mit drei Müller-Toren hatte sich Maradona aber schon als Müller-Fan geoutet. "Er hat keine Muskeln, hat aber die Partie alleine gerissen", bekannte der einstige Weltklasse-Zehner, der den Münchner als "El Flaco", den Dürren, bezeichnete.

Auch US-Coach Jürgen Klinsmann, der Müller bei den Bayern zu seinem Bundesliga-Debüt verholfen hatte, schwärmte von seinem ehemaligen Schützling: "Den würde jeder gerne haben, jede Nation der Welt, das steht außer Frage. Thomas braucht keine zwei Chancen, er braucht nur eine."

Diese eine hatte Müller in der 55. Minute gegen die USA eiskalt genutzt, "als mir der Ball glücklich vor die Füße gefallen ist". Und so sei dann bei dieser WM auch endlich mal "ein schönes Tor von mir" entstanden.

"Thomas Müller weiß sehr gut, Situationen auf dem Spielfeld zu erfassen. Er ist im Kopf sehr flexibel und handelt oft unerwartet und unorthodox", erklärt Sportpsychologe Professor Michael Kellmann von der Ruhr-Universität Bochum die Stärken des deutschen Angreifers. Müller kreiere dadurch für seine Gegenspieler "schwierige Situationen auf dem Spielfeld und wird dadurch unberechenbar."

"Er hat einen Lauf und spielt sehr gut. Ich hoffe, dass er noch viele Tore für uns schießt und noch mal den Goldenen Schuh mit nach Hause nimmt", lobte den neuen Goalgetter auch dessen Konkurrent Miroslav Klose. Der 36-Jährige träumt selbst davon, sich mit seinem 16. Tor alleine an die WM-Torjägerliste zu setzen.

"Klar ist das auch mein Ziel, aber wichtiger ist der Erfolg der Mannschaft. Und ich gönne Thomas seine Tore, er ist ein toller Typ", sagte Klose, der gegen die USA seinen 21. WM-Einsatz hatte. Nur Paolo Maldini (23) und der deutsche Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (25) haben mehr Einsätze bei einem Weltturnier aufzuweisen.

Als Klose das sagte, nahm Müller schon zum zweiten Mal die Auszeichnung als "Man of the Match" entgegen. Dabei setzte er wieder seinen verschmitzten Gesichtsausdruck auf, als könne ihn kein Wässerchen trüben. Er ist ein "very funny guy. In Germany we call it Pausenclown", erklärte anschließend Mats Hummels amerikanischen Journalisten das Naturell des Matchwinners.

(sid)
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