Sandro Schwarz im Interview Mainzer Trainer rechnet mit Gladbacher Systemwechsel

Düsseldorf · Am Samstag gastiert Borussia Mönchengladbach bei Mainz 05. Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht FSV-Trainer Sandro Schwarz über die anstehende Aufgabe, die Mainzer Fastnacht und eine blutige Auseinandersetzung mit Jürgen Klopp.

Sandro Schwarz.

Sandro Schwarz.

Foto: dpa/Torsten Silz

Bei der Vorbereitung auf das Gespräch mit Sandro Schwarz springt uns eine Enthüllung von Jürgen Klopp ins Auge. Im Interview mit dem TV-Sender Sky erzählte der heutige Liverpool-Coach eine Anekdote. Als er noch Spieler war, soll es zu einer Auseinandersetzung zwischen ihm und Sandro Schwarz, immerhin elf Jahre jünger als Klopp, gekommen sein. Nach einem kurzen Wortgefecht folgte sogar eine Kopfnuss von Klopp und eine Wunde bei Schwarz.

Sandro Schwarz, haben Sie sich eigentlich jemals von der Kopfnuss von Jürgen Klopp erholt?

Sandro Schwarz: Ich muss das hier mal aufklären. Das war nämlich komplett anders.

Wie denn? Klopp erzählte, dass Sie ihn dreimal umgrätschten, bevor er sich Sie vorknöpfte.

Schwarz: Nein, so stimmt das nicht. Der Ursprung war, dass Kloppo im Training beim Spiel Alt gegen Jung 1:6 gegen uns Junge verloren hat. Damit kam er vielleicht nicht klar. (lacht) Aber das war schnell vergessen und abgehakt.

Eine andere Frage, die uns hier in NRW interessiert. Wie haben Sie Karneval überstanden?

Schwarz: Bei uns heißt das Fastnacht!

Entschuldigen Sie. Wie haben Sie Fastnacht überstanden?

Schwarz: Gut, da muss sich keiner Sorgen machen. Wir waren am Montag mit fast der kompletten Mannschaft auf dem Rosenmontagszug. Wir hatten eine Menge Spaß, haben viel gelacht. Das war ein schönes Erlebnis.

Wie war es für die Zugänge, die das zum ersten Mal miterlebt haben?

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Foto: dpa/Sven Hoppe

Schwarz: Der eine oder andere Gesichtsausdruck war schon interessant zu beobachten. Aber es kam gut bei ihnen an und das gehört auch zu der Stadt Mainz dazu. Das ist unsere Kultur.

Kommen wir zum Fußball. Worauf muss sich Borussia am Wochenende einstellen?

Schwarz: Uns ist wichtig, dass wir sehr aktiv sind. Wir wollen in der Arbeit gegen den Ball sehr dynamisch sein. Wir streben nicht den typischen Außenseiter-Fußball an, sondern haben den Anspruch, auch in Ballbesitz gut zu spielen.

Sie haben die Mannschaft vor knapp eineinhalb Jahr übernommen. Ist das also schon klassischer Sandro-Schwarz-Fußball?

Schwarz: Es gibt immer Raum für Entwicklung. Auch ich lerne immer wieder etwas Neues über meine Spieler und über das Spiel selbst. Deshalb wird es nie etwas Endgültiges sein. Auch ich als Trainer muss immer wieder an der Entwicklungs-Schraube drehen. Welche Dinge kann ich besser machen? Wann muss ich vielleicht auch erst einmal einen Schritt zurückgehen, um voran zu kommen und die Jungs nicht zu überfordern? Das ist ein fortlaufender Prozess.

Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Saison?

Schwarz: Wir haben einen jungen, dynamischen Kader. In Verbindung mit dem personellen Umbruch, den wir in diesem Sommer hatten, hat es uns geholfen, dass wir gut in die Saison gestartet sind. Mit jedem guten Ergebnis haben wir mehr Vertrauen geschöpft. Dadurch konnten wir unser Spiel schneller weiterentwickeln.

Die Folge: Mainz steht im gesicherten Mittelfeld.

Schwarz: Nein, nein. Sagen Sie das bloß nicht!

Aber Sie haben neun Punkte Rückstand auf Rang sechs und elf Punkte Vorsprung auf Rang 16.

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Foto: dpa/Jürgen Kessler

Schwarz: Wir sprechen untereinander aber nicht über Platzierungen, sondern wollen unsere Spielweise weiter verbessern. Das haben wir genauso gehandhabt, als wir in der vergangenen Saison um den Klassenerhalt gekämpft haben. Unser Anspruch wird es unabhängig von vermeintlich komfortablen Tabellenplätzen immer bleiben, Spiele zu gewinnen.

Befürchten Sie nicht, dass die Spieler da etwas runterfahren?

Schwarz: Überhaupt nicht. Der große Vorteil an unserer momentanen Situation ist doch, dass wir nur über Fußball reden müssen. Wir müssen nicht über irgendwelche Szenarien sprechen, sondern können uns darauf konzentrieren, uns weiterzuentwickeln.

Wie erwarten Sie Gladbach? Borussia steckt in einer Krise.

Schwarz: Das wird eine brutal schwere Aufgabe für uns. Borussia Mönchengladbach hat eine herausragende Qualität. Wir wären bescheuert, wenn wir uns davon blenden lassen würden, dass sie die vergangenen drei Heimspiele verloren haben. Da vergisst man nämlich etwas ganz Entscheidendes.

Was denn?

Schwarz: Sie haben in den vergangenen drei Auswärtsspielen in Leverkusen gewonnen, auf Schalke gewonnen und in Frankfurt einen Punkt geholt. Das sind drei herausragende Ergebnisse.

Was macht Gladbach aus?

Schwarz: Die Spieler haben eine sehr gute Technik, ein sehr schlaues Freilaufverhalten, gute Bewegungen im Spiel. Außerdem sind sie sehr konterstark und können jeden kleinen Fehler eiskalt bestrafen.

Aber Hertha und Wolfsburg haben gezeigt, wie man ihr 4-3-3-System knacken kann.

Schwarz: Ich bin mir noch gar nicht so sicher, ob sie dieses System spielen.

Das wäre das bisher erste Mal in dieser Saison. Wir würden Sie dann als „Orakel von Mainz“ bezeichnen!

Schwarz: Ich glaube, das könnte passieren. Lassen wir uns überraschen.

Sie sind in Mainz geboren. Ist es ein Vorteil, die Mentalität der Menschen in der Stadt zu kennen?

Schwarz: In Bezug auf die der Arbeitsweise macht das keinen Unterschied. Trotzdem macht es natürlich unheimlich viel Spaß, in der Stadt zu arbeiten, in der man aufgewachsen ist. Auch die Lebensqualität ist eine andere – meine Familie wohnt hier, meine Freunde wohnen hier. Wichtig ist aber auch, die Dinge in schwierigen Phasen nicht zu emotional zu sehen. Man muss sachlich bleiben und sich nicht davon leiten lassen, dass du aus dieser Stadt bist und du hier viele Menschen kennst.

Ihre Vorgänger waren Klopp und Thomas Tuchel. Beide trainieren mittlerweile zwei europäische Topklubs. Ist das Glück oder was macht Mainz in der Trainerausbildung richtig?

Schwarz: Hier herrscht in Sachen Spielidee und Weiterentwicklung zwischen dem Nachwuchsleistungszentrum und der Profi-Abteilung einfach eine enge Kommunikation. Wichtig ist, dass die Personen, die in der Verantwortung stehen, den Mut aufbringen, jungen Trainern eine Chance zu geben.

Klopp trainiert den FC Liverpool in England, Tuchel Paris Saint-Germain in Frankreich. Viel Spielraum bleibt für Sie nicht mehr. Vielleicht Real Madrid oder der FC Barcelona?

Schwarz: Das können wir gern so festhalten. (lacht) Aber im Ernst: Sowohl Kloppo als auch Thomas sind zwei herausragende Trainer-Persönlichkeiten. Auch Martin Schmidt hat hier einen tollen Job gemacht. Aber du lebst als Trainer im Moment. Ich schaue nicht danach, was vielleicht in ein paar Jahren anstehen könnte.

Sie haben also keinen Karriereplan?

Schwarz: Nein. Du musst deine komplette Energie in die momentane Aufgabe stecken. Die Spieler müssen das Gefühl haben, dass es um sie geht und nicht, dass ich als Trainer irgendwelche Karriereziele verfolge. Alles andere wird sich ergeben. In diesem Fall beschäftige ich mich nicht mit der Folge von irgendetwas, sondern mit der Aktualität. Ich feuere mein gesamtes Herzblut ins Hier und Jetzt rein.

(pabie)
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