Fortuna Fans aus Düsseldorf Warum die Krügers auf Stühle stehen

Düsseldorf · Jedes Jahr gestalten Thomas Krüger und sein Sohn Fynn einen alten Stuhl im Fortuna-Design. Ihr Ehrgeiz: Die ganze Mannschaft soll unterschreiben.

 Seinen Sohn steckte Thomas Krüger mit dem Fortuna-Virus an, als er ihn das erste Mal im zarten Alter von drei Jahren mit ins Stadion nahm.

Seinen Sohn steckte Thomas Krüger mit dem Fortuna-Virus an, als er ihn das erste Mal im zarten Alter von drei Jahren mit ins Stadion nahm.

Foto: Anne Orthen (ort)

 Seit mehreren Jahren macht Thomas Krüger mit seinem Sohn Fynn mindestens einmal im Jahr einen gemeinsamen Ausflug. Immer dann, wenn die Fortuna-Profis zu ihrer Autogrammstunde einladen, schnappen sich die beiden einen selbst-designten „Fortuna-Stuhl“ und lassen ihn von jedem im Team und von den Trainern unterschreiben. „Einige erkennen uns wieder. Diesmal hat Torwarttrainer Claus Reitmaier zu mir gesagt: ‚Na, bald habt ihr den Tisch aber voll.‘“, erzählt Fynn lächelnd. „Auch Oliver Fink hat uns wiedererkannt.“

Dem „Captain“ stieg der Geruch nach Lösungsmitteln und frischem Lack in die Nase. „Mit dem Stuhl seid ihr aber noch nicht lange fertig. Man riecht es“, hatte Fink während der Autogrammstunde in der Stadtsparkasse gesagt. Und er hatte recht. „Normalerweise fangen wir mit der Gestaltung des Stuhles in den Weihnachtsferien an. Es braucht ja seine Zeit, den alten Kneipenstuhl ins Design des aktuellen Trikots umzumodeln“, verrät Thomas Krüger. „In dieser Saison haben wir uns erst eine Woche vor der Autogrammstunde mit dem Stuhl befasst.“ Und das Vater-Sohn-Projekt braucht gut eine Woche bis zur Fertigstellung. Abschleifen, Muster aufzeichnen, Muster abkleben, erste Farbe lackieren, trocknen lassen, abkleben, zweite Farbe auftragen, trocknen lassen, das zieht sich.

Den ersten Stuhl, der inzwischen fünf Schemel umfassenden Krüger-Sammlung, erarbeiteten sich die beiden Fortuna-Fans im Jahr 2014. „Da hat die Fortuna mal bei uns im Dorf gespielt und Fynn war Einlaufkind. Da haben wir uns gedacht, so nah kommen wir wohl nie wieder an die Mannschaft ran und uns überlegt, wie wir das Beste aus der Situation machen können“, erzählt Krüger senior. Also platzierte sich Einlaufkind Fynn, er war mit Robin Heller vor dem Freundschaftsspiel beim SSV Strümp aufs Feld gelaufen, vor der Rückfahrt seiner Helden vor dem Fortuna-Bus. „Jeder, der in den Bus wollte, musste quasi als Parkplatzgebühr auf dem Stuhl unterschreiben“, erinnert sich Fynn grinsend. Doch jetzt passte das Einzelstück nicht mehr zum Rest des ehemaligen Kneipeninventars.

Die Sitzgelegenheiten sind aber nicht die einzigen Rot-Weiß-Devotionalien im Hause Krüger. Serienweise komplette Autogrammkartensets, durchgehend alle Trikots seit der Saison 2003 und alle „Fortuna Aktuell“-Ausgaben seit 1999. „Man weiß zwar schon aus anderen Quellen, was in dem Spieltagheft steht, aber die Fortuna-Aktuell zu kaufen, gehört einfach dazu“, gesteht Krüger. Und auch ein Rasenstück vom Bundesligarelegationsspiel gegen Hertha BSC (2012) liegt im heimischen Garten.

Seinen Sohn steckte Thomas Krüger mit dem Fortuna-Virus an, als er ihn das erste Mal im zarten Alter von drei Jahren mit ins Stadion nahm. „Da ist er zwar noch auf meinem Schoß eingeschlafen, aber seitdem wollte er immer wieder hin“, so Krüger lächelnd. Noch haben die beiden die Verabredung, dass Fynn nur zu Fortuna-Heimspielen darf und auch die Montagsabendspiele aussetzt. „Am nächsten Tag ist ja Schule“, so Fynn. Doch diese harte Regel wird allmählich aufgeweicht, denn zum Düsseldorfer Gastspiel in Dortmund darf der Filius mit. „Das wird bestimmt klasse. Ich bin ja zum ersten Mal in einem so großen Stadion. Ich freue mich drauf“, so Fynn.

Familienintern wird die Leidenschaft des Vater-Sohn-Duos milde lächelnd toleriert. „Meine Frau hat mit Fußball rein gar nichts am Hut“, erzählt Krüger. „Aber sie hat unsere Krankheit akzeptiert.“

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