His-Törchen – die etwas andere Gegnervorschau Warum eine Abdankung Fortuna Hoffnung macht

Serie | Düsseldorf · Am Freitagabend erwarten die Düsseldorfer den 1. FC Heidenheim. Noch kein riesiger Name im deutschen Fußball – für Fortuna aber schon oft ein Stolperstein. Wir erinnern an ein kurioses Duell und erklären, warum diesmal alles anders ist als in den Jahren zuvor.

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Foto: Christof Wolff

Den nächsten Versuch, ihrem traditionsreichen Namen endlich wieder einmal alle Ehre zu machen, unternimmt Fortuna am Freitagabend (18.30 Uhr) gegen den Gast vom 1. FC Heidenheim. Heidenheim an der Brenz, so lautet die komplette Bezeichnung der knapp 50.000 Einwohner zählenden  Kreisstadt in Baden Württemberg. Damit assoziiert der Fußball-Desinteressierte nicht gleich einen gestandenen Zweitligisten, sondern doch eher eine trinkfreudige Gruppe, die zur Kegeltour die Düsseldorfer Altstadt auserkoren hat.

Heidenheim hat jedoch eine lange Sporttradition. Der FCH hat seine Wurzeln bereits 1846 beim damaligen Turnverein Heidenheimer Sportbund, kurz HSB. In seiner heutigen Form ist der 1. FC Heidenheim allerdings noch im Schulkindalter. Erst 2007 spaltete sich die Fußballabteilung vom Sportbund ab, nachdem sie als VfL Heidenheim 1972 mit dem HSB fusionierte. Nur wenige Monate nach der Abspaltung übernahm Frank Schmidt das Traineramt des damaligen Fünftligisten – und sitzt dort bis heute fest im Sattel. Eine überaus beeindruckende Ära, die von stetigem Erfolg geprägt ist.

Ein langjähriger Weggefährte von Frank Schmidt hat dagegen den Verein im Sommer Richtung Waldhof Mannheim verlassen – Marc Schnatterer. Der „Lumpi“ des FCH stand in 457 Pflichtspielen sein Mann für Heidenheim und erzielte dabei 122 Tore. Gerade gegen Fortuna hatte er immer wieder geglänzt.

 Direkter Vergleich Diese Geschichte ist schnell erzählt. Dadurch, dass die Baden-Württemberger erst 2014 den Blinker Richtung 2. Bundesliga setzten, machten sie auch erst fünfmal Station in der Düsseldorfer Arena. Pokal- oder Freundschaftsspiele sucht man vergeblich.

Am 21. September 2014 empfingen die Flingerner den 1. FC erstmals in heimischen Gefilden und hatten gleich ein dickes Brett zu bohren. Am Ende siegten die Rot-Weißen durch einen Treffer des Joker Joel Pohjanpalo (82.) mit 3:2.

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Foto: dpa/Robert Michael

In den bisherigen Vergleichen in Düsseldorf reichte es lediglich zu zwei Siegen für Fortuna. Neben 2014 blieben auch beim bislang letzten Besuch der Heidenheimer die Punkte am Rhein. Zwischenzeitlich kassierte Fortuna eine 0:1-Pleite, und zweimal teilte man sich die Punkte. Das Torverhältnis von 6:5 für die Düsseldorfer lässt erahnen, dass es stets knappe Partien zu sehen gab.

 Seitenwechsler Lange Zeit war Heidenheim für Fortuna lediglich ein beschauliches Städtchen unweit der bayerischen Grenze. Sportliche Verstärkungen suchten sich beide Vereine anderswo. So war der Australier Ben Halloran der erste und bisher einzige Spieler, der ohne Umwege die Seiten wechselte (2015). Halloran, der bei den Rot-Weißen zwar Nationalspieler wurde, aber nicht über den Status eines Ergänzungsspielers hinauskam, lief als FCH-Akteur dreimal gegen seine ehemalige Mannschaft auf, blieb aber ohne Torerfolg.

Interessanterweise gibt es aber so einige Kicker, die bereits beide Trikots trugen. Ein guter alter Bekannter ist beispielsweise Sebastian Heidinger. Er schaffte mit Fortuna 2009 die lang ersehnte Rückkehr in die 2. Bundesliga. 2015 verdiente Heidinger kurzfristig seine Brötchen auf der Ostalb. Oder Adriano Grimaldi, der aber erst nach seinem nächsten Wechsel in die 3. Liga so richtig zeigte, dass er weiß, wo das gegnerische Tor steht. Nicht zu vergessen ist natürlich wieder einmal Philipp Heise, der Dauergast im „Histörchen“.

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Foto: Christof Wolff

 Spiel der Spiele Es war schon ein wilder Ritt, den die Zuschauer am 5. November 2017 in der Arena erlebten. Dabei schien es zunächst so, als würde es eines dieser Spiele, an die man sich schon einige Tage später nicht mehr so richtig erinnern kann. Dass Friedhelm Funkels 250. Trainereinsatz in der 2. Bundesliga ein unvergessener werden sollte, bahnte sich erst in den letzten Zügen der Partie an.

78 Minuten sah es nach einer müden Nullnummer aus. Dann setzte Rouwen Hennings eine Lackschuh-Vorlage von Havard Nielsen (per Hacke) aus elf Metern humorlos zum ersten Tor des Tages ins rechte Eck. 23.596 Fans jubelten noch über die späte Führung, da zappelte der Ball schon auf der anderen Seite im Netz. Auftakt zu einer Schlussphase, die es in sich haben sollte. Nielsen foult John Verhoek elfmeterreif, doch der Unparteiische lässt überraschend weiterlaufen (90.). Im Gegenzug kontert Benito Raman eiskalt zur Düsseldorfer Führung (2:1, 90.+1). Die frustrierten Heidenheimer zettelten daraufhin eine Rudelbildung auf den Rasen an, in deren Verlauf Schiedsrichter Lasse Koslowski Gelb-Rot den bereits ausgewechselten, Kaan Ayhan zeigt. Später setzt es noch nachträgliche Sperren gegen Florian Neuhaus und den Heidenheimer Matthias Wittek, die während der Tumulte ihre Privatfehde austrugen.

 Fünfte Minute der Nachspielorgie: Zeit für Koslowski, seine Fehlerentscheidung wieder gut zu machen. Bei einem harmlosen Zweikampf zwischen Raphael Wolf und Robert Glatzel sieht er exklusiv ein Foulspiel des Keepers und zeigt zur Verwunderung aller auf den Punkt. Schnatterer erweist sich als Mann ohne Nerven und erzielt den Ausgleich (90.+6).

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Foto: IMAGO/foto2press/IMAGO/Sven Leifer

 Was Hoffnung macht Zehnmal spielte Fortuna bisher gegen Heidenheim  – zehnmal Fortuna vs. Marc Schatterer. Jetzt aber hat der König von Heidenheim und Fortuna-Schreck abgedankt. Eine Chance für Fortuna ihre Heimbilanz aufzupolieren. Die Düsseldorfer haben in den jüngsten beiden Heimauftritten streckenweise gut gespielt. Gegen die Mannschaft von der Ostalb muss daraus zwingend mehr als eine Teilstrecke werden. Wenn sich auf Dauer keine Punkte einstellen, müssen sich die Fortuna-Fans im schlimmsten Fall im nächsten Jahr womöglich doch wieder mit Schnatterer auseinandersetzen.

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