Schäfer zwischen allen Stühlen Fortunas Ex-Boss hat schon vor Dienstantritt mächtig Ärger in Hannover

Hannover/Düsseldorf · Aus der geplanten Rückkehr von Robert Schäfer in den deutschen Profifußball wird zunächst nichts. Der Ex-Vorstandsvorsitzende von Fortuna ist bei einem Streit von Martin Kind mit dem Stammverein von Hannover 96 zwischen alle Stühle geraten. Worum es geht.

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Das ist Robert Schäfer

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Foto: Christof Wolff

Die Verpflichtung des neuen Geschäftsführers Robert Schäfer hat beim Fußball-Zweitligisten Hannover 96 den alten Streit zwischen dem Mehrheitsgesellschafter Martin Kind und dem Mutterverein neu entfacht. Einen Tag nach der Vorstellung des ehemaligen Vorstandschefs von Fortuna Düsseldorf erteilte ihm die Vereinsspitze des Hannover 96 e.V. ein Tätigkeitsverbot für die ausgegliederte Profifußball-Gesellschaft Hannover 96 KGaA.

Konkret soll Schäfer weder Spieler oder andere Angestellte der KGaA suchen oder verpflichten noch die 96er bei Veranstaltungen der Deutschen Fußball Liga oder des Deutschen Fußball-Bunds vertreten dürfen.

Hintergrund dieses Streits sind die jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen Kind und der früheren 96-Opposition, die 2019 bei einer Mitgliederversammlung die Macht im eingetragenen Verein übernahm. Ein Streitpunkt war immer die sogenannte 50+1-Regel: Kind wollte für Hannover 96 eine Ausnahmegenehmigung davon erreichen, die Vereinsführung um den Vorstandsvorsitzenden Sebastian Kramer besteht aus strikten 50+1-Befürwortern. Schäfer gilt wie Kind als Kritiker jener Regelung, die den Einfluss externer Investoren im deutschen Profifußball beschränkt. Das erklärt die starken Vorbehalte, die es beim Mutterverein gegen den 45-Jährigen gibt.

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Foto: Frederic Scheidemann

Begünstigt werden die neuen Auseinandersetzungen dadurch, dass es bei den Niedersachsen ein Nebeneinander mehrerer Gesellschaften gibt. Schäfer wurde von Kind als Geschäftsführer der Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG eingestellt, der alle Anteile an der Profifußball-Gesellschaft gehören. Zur Geschäftsführung der KGaA ist aber allein die Hannover 96 Management GmbH berechtigt, die wiederum zu 100 Prozent im Besitz des Hannover 96 e.V. ist. Dieses Konstrukt stellt sicher, dass die im deutschen Profifußball nach wie vor geltende 50+1-Regel bei dem Zweitligisten nicht verletzt wird.

Kinds Plan war, dass Schäfer die Vereinsvertreter in den nächsten Monaten „durch seine Leistung“ überzeugen wird, so dass er mittelfristig auch die Geschäftsführung der KGaA übernehmen soll. Dagegen wehrt sich nun der Mutterverein.

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Foto: IMAGO/foto2press/IMAGO/Sven Leifer

Anfang 2016 wurde Schäfer Vorstandsvorsitzender von Fortuna. Im April 2019 wurde er schließlich von seinen Pflichten entbunden. Vorausgegangen waren verschiedene Vorfälle, die das Vertrauensverhältnis zwischen ihm und der damaligen Führungsspitze des Aufsichtsrats um Reinhold Ernst nachhaltig gestört hatten. Schäfer wurde damals vorgeworfen, zu Ich-bezogen Politik gemacht zu haben. Dazu, so hieß es, sollten angeblich auch fachliche Defizite gekommen sein. Diese wurden allerdings nie weiter thematisiert, wohl auch, um eine Schlammschlacht zu verhindern.

Seit Anfang des Jahres sind auch die letzten vertraglichen Bindungen zwischen Schäfer und Fortuna beendet gewesen. Und der Manager hatte sich beruflich neu orientiert. Er ist aktuell noch als Partner bei Anchor Management, einer im Bereich Insolvenz und Sanierung spezialisierten Unternehmensberatung, in München tätig.

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Wenn er zurückblickt auf die Zeit bei Fortuna, dann komme er, hat Schäfer in einem Gespräch mit unserer Redaktion gesagt, insgesamt zu einem positiven Fazit. „Die Zeit war sehr erfolgreich“, stellte er fest. „Von Platz 16 in der Zweiten Liga bis Platz zehn in der Bundesliga war eine spannende Reise. Wir waren auf dem Weg, uns als Verein in der Bundesliga zu etablieren, und nahezu alle Bereiche haben sich dabei positiv entwickelt. Vor allem wollten wir Fortuna in der Stadt wieder sichtbarer machen, auch das ist, denke ich, ganz gut gelungen.“ Und dann sagte er einen Satz, bei dem er selbst schmunzeln musste: „Ich würde aber nicht mehr mit Friedhelm Funkel in Marbella in diese Pressekonferenz gehen.“

(gic mit dpa)
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