Die Fan-Kolumne Wenn ich bei Fortuna das Sagen hätte..

Meinung | Düsseldorf · Wir wollen euch 2021 (noch) mehr zu Wort kommen lassen! Was brennt euch unter den Nägeln? Was wolltet ihr immer schon mal ansprechen? Was nervt? Was findet ihr toll? In unserer Fan-Kolumne fordert Simon Chaudhuri eine Fortuna für alle DüsseldorferInnen.

 Simon Chaudhuri.

Simon Chaudhuri.

Foto: Christof Wolff

Die Fortuna-Führung um Klaus Allofs und Thomas Röttgermann hat verkündet, dass der Verein von den Rahmenbedingungen deutschlandweit zu den Top 10 zählen müsste. Recht haben sie, denn als Wirtschaftsstandort und in der Lebensqualität spielt Düsseldorf schon lange in der Champions League. Leider verschwiegen beide Vorstände, was genau sie anders machen möchten, damit auch Fortuna dieses Potenzial endlich ausschöpfen kann. Denn eins ist klar: Fortuna hat es selbst in der Hand, der Verein aller DüsseldorferInnen zu werden.

Über 150.000 Ausländer nennen Düsseldorf ihr Zuhause – das sind fast 25 Prozent der Bevölkerung, Tendenz steigend. Jedes siebte Unternehmen in unserem Stadtgebiet hat ausländische Wurzeln. Jedes Jahr kommen 50 bis 60 dazu. Doch schaut man sich bei Fortuna um: Bei den Fans, im Verein, in den Gremien und im Sponsorenpool, sucht man vergeblich nach einer ähnlichen Verteilung. Dabei könnte gerade diese Vielfalt den Unterschied bringen, wenn man zu den großen Vereinen aufschließen möchte.

Als Kind indischer Einwanderer verstehe ich nur zu gut die Herausforderungen, die man als Migrant auf dem Weg zu seinem Lieblingsverein haben kann: Meine Eltern kamen erst über die Umwege Bonn, Krefeld und Oberhausen nach Düsseldorf. Ein direkter Bezug zur Stadt fehlte, ebenso beispielsweise der Verwandte, der seine Leidenschaft hätte weitergeben können.

Mein Freundeskreis in der Schule war bunt gemischt – Fortuna spielte da eine eher untergeordnete Rolle. Folglich kam mein erstes Rheinstadion-Erlebnis relativ spät, und es kostete etwas Überzeugungsarbeit, bis ich alleine unter 5500 (!) „Optimisten“, wie eine hiesige Zeitung uns nannte, den 2:0-Sieg gegen Eintracht Braunschweig erleben durfte.

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Foto: Christof Wolff

Die Saison brachte zwar den Abstieg aus der 2. Liga, Fortuna hatte dennoch einen Fan mehr. Alleine musste ich danach auch kein Spiel mehr schauen – über Fortuna habe ich fantastische Freunde gefunden, und mein Fan-Dasein hat mir gerade in meinen vielen Jahren im Ausland immer wieder Halt gegeben.

Was kann der Verein also tun, um ausländische Fans und Firmen für die Fortuna zu begeistern? Anfangen könnte man damit, Content auf der Homepage, der App und in den sozialen Medien auch auf Englisch anzubieten. Zudem gibt es in Düsseldorf und Umgebung drei internationale Schulen, eine japanische Schule, eine französische Schule und verschiedene internationale Kindergärten. Alle bieten hervorragende Möglichkeiten für Partnerschaften und gezielte Events vor Ort.

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Foto: Frederic Scheidemann

Auch könnte man – wenn Zuschauer wieder erlaubt sind – einen Thementag in der Arena rund um die verschiedenen Kulturen in Düsseldorf veranstalten. Sponsoren ließen sich finden. Die Spieltagsposter sind seit Jahren ein Hingucker – was spricht dagegen, genauso auffällig Ethno-Marketing zu betreiben und digitale Möglichkeiten zu nutzen, um damit gezielt unterschiedliche Bevölkerungsgruppen anzusprechen? Fortuna deckt mit ihrem Profikader 15 verschiedene Nationalitäten ab, darunter die Top drei in Düsseldorf – Spieler wie Kenan Karaman, Leonardo Koutris und Dawid Kownacki könnten als Botschafter in ihren jeweiligen Communities fungieren.

Möglichkeiten gibt es also sehr viele – offen ist nur, was Fortuna daraus macht.

(gic/jol/pab)
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