Fortunas Trainer nach der Blamage „Wir haben uns dämlich angestellt“

Würzburg · Trainer und Spieler Fortunas betreiben nach der 1:2-Pleite beim Tabellenletzten Würzburger Kickers schonungslose Selbstkritik. Der tief enttäuschte Uwe Rösler erinnert an die Pokalpleiten gegen Saarbrücken und Essen.

 Tief enttäuscht: Uwe Rösler.

Tief enttäuscht: Uwe Rösler.

Foto: dpa/Matthias Merz

So tief enttäuscht wie am Freitagabend hat man Uwe Rösler selten gesehen. Fortunas Trainer poltert nach der 1:2-Pleite beim zuvor abgeschlagenen Zweitliga-Schlusslicht Würzburger Kickers nicht lautstark herum, und erst recht versucht er nicht, irgendetwas herunterzuspielen und schönzureden. „Ich bin der Trainer, also übernehme ich die volle Verantwortung“, sagt der 52-Jährige offen heraus. „Wir haben uns heute dämlich angestellt.“

Viel treffender hätte Rösler es nicht ausdrücken können. Der Tabellenfünfte verspielte mit einer kaum fassbaren Nicht-Leistung vor allem nach der Pause eine vielversprechende Ausgangsposition, hat nun im Aufstiegskampf eine schwere Hypothek zu tragen. Schließlich ist nur schwer vorstellbar, dass ein anderer Erstliga-Kandidat ebenfalls bei den leidenschaftlichen, aber kaum zweitligatauglichen Kickers verlieren könnte.

Aber ist Fortuna in dieser Verfassung überhaupt ein Kandidat? Mit dieser Frage will sich Rösler kurz nach dem Abpfiff in Würzburg gar nicht erst befassen. „Es sollte heute niemand von mir verlangen, über die nächsten 15 Spiele nachzudenken“, sagt er. „Ich möchte heute nur über dieses Spiel sprechen, und das fällt mir schon schwer.“

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Dabei gibt es ja wirklich genügend zu sagen. Von Edgar Prib zum Beispiel, der sich sein Comeback nach überstandenem Magen-Darm-Infekt ganz anders vorgestellt hätte. „Die Niederlage müssen wir uns selbst zuschreiben“, betont der Routinier, der gemeinsam mit Marcel Sobottka – dessen Ballverlust den Ausgleich einleitete – das zentrale Mittelfeld nicht in den Griff bekam. „Wir haben den Faden verloren und waren nicht drin in den Zweikämpfen. Das war unsere eigene Schuld und ist eine bittere Pille, die wir schlucken müssen.“

Wenigstens erliegt keiner der Beteiligten der Versuchung, die Niederlage auf den miserablen Rasen zu schieben, der in der Tat keinerlei Passspiel möglich machte. „Das kann keine Ausrede sein“, sagt Rouwen Hennings, Torschütze zum 1:0, und Innenverteidiger Kevin Danso ergänzt lapidar: „Natürlich war der Rasen schlecht, aber die Würzburger mussten genauso darauf spielen.“

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Vor allem mussten sie darauf kämpfen, und in diesem Punkt war der Aufsteiger das entscheidende Quäntchen besser als sein favorisierter Gast. „Unsere Zweikampfwerte waren unterirdisch“, fasst Rösler zusammen. „Wir haben es versäumt, nach unserem Führungstreffer das zweite Tor zu machen, und dann laden wir den Gegner durch einen individuellen Fehler zum Ausgleich ein. So ein Fehler kann auf einem solchen Platz passieren. Aber man muss dann an einem Strang ziehen, sein Spiel umstellen und auf die zweiten Bälle gehen. Und das hat in der zweiten Hälfte nicht so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben.“

In der Tat. Statt sich nun erst recht in die Partie hineinzubeißen, lief Fortuna naiv in die Kickers-Konter und hätte sogar noch mehr Treffer kassieren können. „Ich bin tief enttäuscht. Wir sind kopflos angerannt und hatten zu viele Spieler, die in den vergangenen Wochen zwar sehr gut gespielt, aber heute unterirdische Zweikampfwerte hatten. Die englische Woche ist dabei keinerlei Entschuldigung, denn die Würzburger hatten auch drei Spiele, wie wir. So offen, wie wir heute in der Restverteidigung gestanden haben, habe ich uns noch nie gesehen.“ Doch dann korrigiert sich Rösler schnell: „Doch, in den Pokalspielen.“

Diese Analogie zieht der Trainer dann durch. „Jeder hier muss sich jetzt hinterfragen, denn es ist ja nicht zum ersten Mal passiert. Wir reden hier von einigen Erlebnissen, seit ich da bin. Und jeder weiß, von welchen Erlebnissen ich da spreche.“ Dafür braucht man wirklich keine Glaskugel und keine Dechiffriermaschine: Der Trainer fühlte sich stark an die Pokalblamagen bei den Viertligisten Saarbrücken und Essen erinnert. „In solchen Spielen muss man anders zur Sache gehen. Speziell, wenn man keine spielerischen Lösungen mehr finden kann.“

Einfacher hätte sein Team spielen müssen, sagt Rösler, auf dem immer schlechter werdenden Geläuf lange Bälle schlagen. „Aber da fehlte uns dann das Wissen, wie man das macht.“ Er habe Florian Hartherz eingewechselt, weil es nicht der Boden für den Techniker Leonardo Koutris gewesen sei und Hartherz mit die besten Flanken im Kader schlage, erklärt der Coach: „Aber wir haben es nicht geschafft, Flo den Ball zu geben.“ Zudem müsse man sich sich für den geforderten einfachen und direkten Fußball auch körperlich durchsetzen, „und das haben wir in keiner Phase geschafft“. Die wiederholte Unfähigkeit Fortunas, sich gegen einen spielerisch unterlegenen Gegner entscheidend durchzusetzen, ließ Rösler enttäuscht zurück. Und nicht nur ihn.

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