Aufbauarbeit für Hoffnungsträger Niederländer feiern Arjen Robben

AMSTERDAM · Vom bayerischen Buhmann zum Liebling der Massen und niederländischen Hoffnungsträger: Arjen Robben wurde bei der blamablen 1:2 (1:0)-Niederlage der Niederlande gegen Bulgarien von den Zuschauern mit Zuneigung überschüttet. "Ich muss mich bei den Fans dafür bedanken, dass sie mich so warm empfangen haben", sagte der Elfmeter-Pechvogel des FC Bayern sichtlich gerührt.

Testspiel: Bayern - Niederlande
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"Es war eine komische Woche", gab Robben im Rückblick auf die Tage in München zu: "Von den eigenen Fans ausgepfiffen zu werden ist merkwürdig, das ist nicht einfach. Aber was passiert ist, ist passiert. Jetzt bin ich in Holland und der Fokus liegt auf der EM."

Arena als Reha-Zentrum

Die Amsterdamer Arena war am Samstagabend zum riesigen Reha-Zentrum für das zuletzt arg gebeutelte Selbstbewusstsein des sensiblen Profis geworden. Wenn es laut wurde unter den 45.000 Zuschauern, dann fast immer wegen Robben — obwohl dieser den Großteil des Spiels auf der Bank verbrachte. In der 62. Minute hallten erstmals laute "Robben"-Sprechchöre durch das Stadion — der Liebling der Massen hatte gerade mit seinem Aufwärmprogramm begonnen.

Die Fans, das war in diesen Momenten zu spüren, wollten Aufbauarbeit leisten. Der verschossene Elfmeter im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea, die Pfiffe der Münchner Fans im Wiedergutmachungsspiel der Bayern gegen die Niederlande — all dies sollte ihren Flügelflitzer auf dem Weg zur EM nicht mehr belasten.

"Er ist super drauf"

Klaas-Jan Huntelaar will sogar schon eine deutliche Stimmungsaufhellung bei seinem Sturmkollegen erkannt haben. "Er ist super drauf und freut sich, dass er wieder bei uns spielen kann", sagte Schalkes Bundesliga-Torschützenkönig.

Noch genießt Robben jedoch Schonzeit bei Bondscoach Bert van Marwijk. Mental und körperlich, erklärte der Trainer nach dem Spiel, könne Robben eine Pause derzeit nicht schaden. Erst eine Viertelstunde vor Schluss betrat der Stürmer daher den Platz, begleitet von Standing Ovations der Oranje-Fans.

Zuschauern bejubeln Robben

Ein paar Sprints, kurze Dribblings — der Linksfuß leistete in der verbleibenden Spielzeit nichts Außergewöhnliches, versuchte aber immerhin Schwung in die lahme Begegnung zu bringen. Die Zuschauer dankten es ihm mit frenetischem Jubel bei jedem Ballkontakt.

Für die Zuschauer besetzte Robben die Rolle des Hoffnungsträgers an einem Abend, an dem seine Kollegen trotz annähernder Bestbesetzung nur wenig Vorfreude auf die EM weckten. "Das war ein schlimmes Spiel. Auch wenn es nur ein Test war, bin ich sehr enttäuscht", sagte van Marwijk nach der Partie.

Pausenführung durch van Persie

Der Mitfavorit Niederlande wirkte gegen den 96. der Weltrangliste statisch und ideenlos, verließ sich in der Offensive auf vereinzelte Geistesblitze seiner hochbegabten Offensivabteilung. Wesley Sneijders Traumpass auf Robin van Persie fiel in diese Kategorie und brachte prompt die Pausenführung durch den Arsenal-Stürmer (45.). Danach jedoch lief nichts mehr zusammen bei Oranje.

Kurz nach der Pause wurde Schiedsrichter Fernando Teixeira Vitienes aus Spanien zudem zum Stimmungskiller, als er ein Handspiel Rafael van der Vaarts im Strafraum ahndete. Den Elfmeter verwandelte Bulgariens Kapitän Iwelin Popow zum Ausgleich (50.). Ilijan Micanski, zuletzt vom Bundesliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern an Zweitligist FSV Frankfurt ausgeliehen, machte mit seinem Kopfballtor in der Nachspielzeit (90.+2) die Blamage perfekt.

"Waren nicht mehr wir selbst"

Van Marwijk war bedient. "Nach dem Ausgleich lief einfach alles schief, wir waren nicht mehr wir selbst", sagte der Trainer, auf den im Hinblick auf das EM-Duell mit Erzrivale Deutschland am 13. Juni (20.45 Uhr) noch viel Arbeit wartet. Diese wird durch den Ausfall des Abwehrchefs Joris Mathijsen zusätzlich erschwert. Der frühere Hamburger schied mit einer Oberschenkelverletzung frühzeitig aus und wird seinem Team in den verbleibenden Tests gegen die Slowakei am Mittwoch und gegen Nordirland am Samstag wohl fehlen.

(sid)
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