Stevens: Vor dem DFB-Pokal-Finale Cup-Verteidigung zum Abschied

Gelsenkirchen/Leverkusen (rpo). Für Huub Stevens wäre der erneute Cup-Gewinn die "Krönung" seiner Schalke-Ära - doch Bayer Leverkusen ist eine Woche nach dem Meisterschafts-Drama fest entschlossen, selbst den Pokal-Thron zu besteigen.

"Es wäre ein Traum, sich mit dem Titel zu verabschieden", sagt Stevens vor seinem 238. und letzten Pflichtspiel als Chefcoach des FC Schalke 04. Aber der 48 Jahre alte Niederländer weiß, wie schwer die erfolgreiche Titelverteidigung im 59. Finale um den Pokal des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im ausverkauftem Berliner Olympiastadion fallen wird. "Wir haben so viel in den Pokal investiert. Jetzt wollen wir ihn auch unbedingt gewinnen", unterstreicht Leverkusens Klaus Toppmöller die Ambitionen auf seinen ersten Titel als Trainer.

"Diesmal wird es viel schwieriger als im Vorjahr gegen Union Berlin. Da waren wir klarer Favorit, nun fällt diese Rolle den Leverkusenern zu. Sie waren in dieser Saison die beste deutsche Mannschaft", lobt Stevens den Kontrahenten und hofft dennoch auf einen "erneuten Feiertag für uns und unsere Fans". Zwei Cup-Gewinne in Folge - dies gelang zuletzt Fortuna Düsseldorf 1979 und 1980 - wären für den zu Hertha BSC Berlin wechselnden Stevens "eine Bestätigung meiner fast sechsjährigen Arbeit" und ein gelungener Abschied vom Revierclub, der ihm "ans Herz gewachsen" ist.

Wie hat Leverkusen die letzten Wochen mit zwei Schockerlebnissen verdaut? Der Griff nach der Schale ging zum vierten Mal daneben, hinzu kam die schwere Knieverletzung von Kapitän Jens Nowotny, der die WM-Saison nach seinem Kreuzbandriss am vorletzten Spieltag abhaken musste und einen Tag nach dem Finale in Berlin direkt in die USA zur Operation fliegt.

Wie die "Königsblauen", die 2001 ebenfalls als geschlagener Vize- Meister zum Finale nach Berlin reisten, hatten die Bayer-Profis eine Woche Zeit, ihre Tränen zu trocknen. "Wir haben noch zwei Asse im Ärmel", sagt Toppmöller, der mit Blick auf die kommenden Aufgaben auf eine Trotzreaktion und Siegeswillen hofft. Denn nur vier Tage nach dem Cup-Finale steht für die Rheinländer der dritte Höhepunkt mit dem Champions-League-Finale in Glasgow gegen Real Madrid an.

"Einige hier glauben sich schon im Zentrum des Wahnsinns", beschreibt Manager Reiner Calmund die Gemütslage angesichts der Fülle der Top-Ereignisse. "Die Spieler brauchen zur Zeit einen Kompass, weil sie orientierungslos um das Stadion herumlaufen. Sie können sich nach den vielen Wochen gar nicht mehr vorstellen, nicht zu spielen." Zur Trauerarbeit sei keine Zeit gewesen, betont Calmund: "Wir können uns gar nicht erlauben, über den verpassten Titel lange nachzudenken."

Toppmöller beschleicht aber auch die Befürchtung, dass einige Spieler schon jetzt die Partie gegen Madrid im Kopf haben. "Ich hätte lieber erst das Champions-League-Finale und dann das Pokal-Endspiel bestritten", verriet der Bayer-Coach, dass der Europapokal wohl leichte Priorität genießt.

Schalkes Stürmer Ebbe Sand erkennt darin keinen Vorteil für sein Team. "Die Leverkusener sind unglaublich heiß auf den Pokal, weil sie noch alles verlieren können", meint der Däne, und Manager Rudi Assauer hat die Meriten trotz der "50:50-Chance" im Geiste schon verteilt: "Wir holen den Pott und Bayer haut am Mittwoch Real weg."

Ungeachtet dessen bemühen sich in Leverkusen alle um maximale Konzentration auf den nächsten Gegner, der in der Liga zwei Mal nicht zu besiegen (3:3/0:1) war. "Ich will nochmal den Pokal in den Händen halten", betont Ulf Kirsten. Der 36 Jahre alte Stürmer, der im nächsten Jahr nur noch im Notfall aushelfen will, stand schon 1993 im Team und war Siegtorschütze gegen die Amateure von Hertha BSC, als Bayer zum einzigen Mal im "deutschen Wembley" triumphierte.

(RPO Archiv)
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