Berti Vogts wird 60 Der große Kämpfer aus Kleinenbroich

Berti Vogts wird am Samstag 60. Als Spieler feierte er mit Borussia Mönchengladbach und der deutschen Nationalmannschaft glanzvolle Erfolge. Seine Fachkenntnis im Fußball wird nach wie vor geschätzt. Viele seiner Reformvorhaben setzte Jürgen Klinsmann um.

Fußballerischen Sachverstand haben ihm nicht mal seine Gegner abgesprochen. Dass er aber auch die Kunst der erfreulich präzisen Selbsteinschätzung der eigenen öffentlichen Wirkung beherrscht, überraschte die Welt denn doch.

"Wenn der Franz Beckenbauer in einen Raum kommt, dann geht das Licht an. Ich muss erst einmal den Schalter suchen", hat Berti Vogts gesagt. Dass er sich dennoch in die Nachfolge des Fußball-Kaisers als oberster Übungsleiter der Nationalmannschaft bitten ließ, bezeichnet zwei weitere Eigenschaften des gebürtigen Büttgeners aus Kleinenbroich, der Samstag seinen 60. Geburtstag feiert: Ehrgeiz und Kampfgeist.

Sie haben ihm nicht immer im Weg gestanden. Vor allem zu Beginn seiner großen Karriere nicht. "Ich kam immer über die Athletik, die Willenskraft und den Kampf. Ich musste mich immer behaupten", erklärte er im Gespräch mit unserer Zeitung. So wurde aus einem kleinen Kerl ein großer Star, ein Weltklasseverteidiger, den die Fans (nicht nur) von Borussia Mönchengladbach mit dem Spitznamen "Terrier" adelten.

Basisbeitrag zum Weltmeistertitel 1990

Vogts hat sich allerdings nicht nur mit Erfolg in seine Aufgaben verbissen. Wenn es um die Bewährung auf dem Rasen ging, blieb der Fußball-Arbeiter auf der Sonnenseite. Auch als er auf die Trainerseite wechselte. Zumindest so lange, wie Vogts Taktik vorgeben, Strukturen analysieren und buchstäblich Feldarbeit betreiben konnte, ging alles gut. Er brachte als Nachwuchstrainer die Generation Völler, Matthäus und Klinsmann zur Reife. Er lieferte den Basisbeitrag zum Weltmeistertitel 1990, für den lediglich sein Vormann Beckenbauer gefeiert wurde.

Als Vogts dem Kaiser nachfolgte, fielen die ersten Schatten auf seine Laufbahn. Weniger, weil seine Mannschaft dem Vorschusslorbeer schon bei den nächsten großen Turnieren (Platz zwei bei der EM 1992, Viertelfinal-Aus bei der WM 1994) nicht gerecht wurde. Vielmehr, weil Vogts sich auf der großen Bühne im Licht der Scheinwerfer überhaupt nicht zurechtfand. Da verlor er die selbstbewusste Ausgeglichenheit, die ihn auszeichnet, wenn er den Trainingsanzug trägt.

Er verhob sich im Angesicht permanenter Beobachtung in verdrechselten Formulierungen, die nicht selten im sprachlichen Niemandsland endeten. Und er machte es sich durch sein offenkundiges Misstrauen den Medien gegenüber schwer. Das blieb so - bei seinen Zwischenstationen als Klubcoach in Leverkusen oder Nationaltrainer in Kuwait. Und es kostete ihn letzten Endes auch das Amt als Trainer der schottischen Auswahl.

Sein fachliches Urteil ist dennoch ein gefragtes Gut. Und seine unterdessen ebenfalls längst entwickelte Fähigkeit, hinter den Kulissen mitspielen zu können, führte zu einem echten Glücksfall für den deutschen Fußball. Vogts war nämlich nicht unmaßgeblich daran beteiligt, Jürgen Klinsmann auf den Stuhl des Bundestrainers zu befördern.

Ganz nebenbei flossen einige Ideen des ehemaligen Nachwuchs-Reformers Vogts in die Arbeit des Deutschen Fußball-Bundes ein. Nicht wenige sahen hier die späte Rache des Berti V., der auch wegen vieler Widerstände im DFB 1998 als Bundestrainer aufgegeben hatte. Zurückgebissen hat er später.

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