Borussia Mönchengladbach Hecking arbeitet an seinem Remix

Dieter Hecking strebt als neuer Borussia-Trainer keine Revolution an. Realistischer ist, dass er die besten Elemente der vergangenen Jahre vereint. Kommen dafür noch mehr neue Spieler? Tendenziell eher nicht.

 Trainer Dieter Hecking sucht seine Formation für die Rückrunde.

Trainer Dieter Hecking sucht seine Formation für die Rückrunde.

Foto: Jannik Sorgatz

Wenn im Fußball-Kontext die Zahl 26 auftaucht, fällt auch ohne Mathematik-Leistungskurs auf: Das kann nicht aufgehen. Borussia hat 26 Profis mitgenommen ins Trainingslager nach Marbella, vier zu viel für elf gegen elf. Selbst nach Abzug des dritten und vierten Torhüters, Christofer Heimeroth und Moritz Nicolas, sind es immer noch zwei, die zuschauen müssen, wenn Trainer Dieter Hecking auf dem großen Feld die Vermittlung seiner Ideen vorantreibt.

Also beschäftigten sich Mamadou Doucouré, der nach sechs Monaten Verletzungspause langsam herangeführt wird, und Ba-Muaka Simakala mit den Athletiktrainern, während der Rest im 3-4-1-2 und 4-2-3-1 gegeneinander vor allem am Pressingverhalten arbeitete. Die Zahlenkombinationen betrieben nebenbei etwas Schlagzeilen-Vermeidung. Niemand konnte nach dieser Einheit so etwas behaupten wie: "Hecking wendet sich von der Dreierkette ab!" Noch ist scheinbar jede Kombination, die zehn ergibt, denkbar.

So sah die Elf mit Dreierkette aus, die zunächst verteidigte: Sommer - Jantschke, Vestergaard, Kolo - Hahn, Dahoud, Strobl, Schulz - Stindl - Raffael, Drmic. In der ersten Einheit am Sonntag stellte Hecking beide Teams genauso auf wie am Samstag.

Da standen hinten drei Innenverteidiger, auf der Doppelsechs in Mo Dahoud ein Kreativer zusammen mit einem Arbeiter wie Tobias Strobl. Nico Schulz spielte erst einmal links, und vorne durfte Josip Drmic als Mittelstürmer neben Raffael ran. Die beiden als Angriffs-Duo, das sich ergänzt, wären eine erste Möglichkeit für Hecking, eine seiner Ideen zu implementieren. Doch es gelte vor allem, "schnell auf einen Nenner" zu kommen, sagte der Trainer. Momentan hat er davon viele, und der 52-Jährige trägt mit dem 4-2-3-1 ein System beinahe mit sich herum wie eine Telefonnummer oder eine Postleitzahl.

Borussia Mönchengladbach: Schrecksekunde für Thorgan Hazard
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Schrecksekunde für Hazard

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Foto: Dirk Päffgen

Doch so einfach dürfte es nicht werden. "Borussia Mönchengladbach hat selten 4-2-3-1 gespielt. Mir sagt man das immer nach, dass ich dieses System als Trainer aus dem Effeff beherrsche, das stimmt. Es ist ein sehr gutes System", erklärte Hecking. "Aber ich werde der Mannschaft nichts auferlegen, bei dem ich das Gefühl habe, es behindert sie in ihrer Entwicklung."

Er verwies auf das 4-4-2 unter Lucien Favre und das 3-4-1-2 unter André Schubert. Aktuell hat es eher den Anschein, Hecking werde das Beste aus verschiedenen System zusammenführen, ein Best-of-Borussia schaffen — Hecking feat. Favre & Schubert. "Hereinhorchen" war ein Wort, das er benutzte. Das wird in den kommenden zwei Wochen bis zum ersten Spiel gegen den SV Darmstadt, besonders im Trainingslager von Marbella, genauso wichtig sein wie das Reden.

Hecking verbindet Abwehr- mit Angriffsarbeit
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Hecking verbindet Abwehr- mit Angriffsarbeit

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Die Elf mit der Viererkette baute in der besagten Einheit mit sehr hochstehenden Außenverteidigern auf. Oscar Wendt und Julian Korb hatten diesen Job. Christoph Kramer kippte eher ab zwischen die beiden Innenverteidiger. So sah diese Mannschaft aus, später kam Simakala für Sow rein: Sippel - Korb, Christensen, Rütten, Wendt - Kramer, Bénes - Hofmann, Sow, Ndenge - Hazard

Die Frage, ob trotz des üppigen Angebots (zu Hause geblieben sind Patrick Herrmann, Ibrahima Traoré, Fabian Johnson, Nico Elvedi und Marvin Schulz) noch Nachholbedarf besteht, beantwortete Hecking in der Tendenz mit einem "nein, ergibt derzeit nicht so viel Sinn". "Ein Spieler, der im Winter kommt, ist im seltensten Fall Stammspieler gewesen bei seinem Verein", sagte der Trainer. Timothée Kolodziejczak ist das beste Beispiel. "Das schließt nicht aus, dass wir unsere Augen und Ohren offen halten. Aber das ist Normalität für mich. Ich bin mit dem Kader absolut einverstanden. Und nach den ersten Tagen hätte ich kein Problem damit, so durch die ganze Rückrunde zu gehen."

Die ersten richtigen Aufschlüsse, wer am 21. Januar in Darmstadt gute Chancen auf einen Startelfeinsatz hat, werden allerdings erst die beiden Testspiele am Dienstag gegen die Würzburger Kickers und den SV Zulte Waregem geben. "Würzburg spielt als Aufsteiger eine sehr gute Saison in der 2. Bundesliga, kommt über die Kompaktheit. Wenn man an Darmstadt denkt, werden wir da auch auf einen sehr unangenehmen, zweikampfbetonten Gegner treffen." Noch ist alles reine Simulation bei Borussia. Aber der erste Ernstfall wird schnell genug kommen.

(jaso)
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